Die US-Staatsanwaltschaft von New York erwirkte nun einen Vergleich gegenüber des Amazon-Tochterunternehmens.
Wie die Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ) unter Berufung auf eine Pressemitteilung der US-Staatsanwaltschaft des südlichen Bezirks von New York berichtet, wird der durch Amazon betriebenen Versandapotheke Pillpack massiver Abrechnungsbetrug vorgeworfen. So soll das Unternehmen seinen Patienten absichtlich komplette Packungen an Insulin-Injektionsstiften zugestellt haben, auch wenn damit die empfohlene Menge überschritten wurde.
Durch diesen Verfahren konnte Pillpack letztlich höhere Mengen in Rechnung stellen. Das Amazon-Tochterunternehmen soll nun eine Strafzahlung von insgesamt 5,79 Millionen US-Dollar an die US-Regierung sowie die betroffenen Bundesstaaten zahlen.
Dank falscher Reports schneller zum Folgerezept
Mit sogenannten Insulin-Injektionsstiften können Diabetes-Patienten ihren Blutzuckerspiegel auf bequeme Art selbst regulieren. In den USA werden die Stifte dabei üblicherweise in Kartons á fünf Stück produziert. Gegenüber den Krankenkassen ist Pillpack als Apotheke verpflichtet anzugeben, für wie viele Tage die ausgegebene Menge an Insulin den Patienten versorgen würde.
Durch diese Angaben soll die insgesamt ausgegebene Menge des verschreibungspflichtigen Medikaments kontrolliert werden. Außerdem kalkulieren interne Prozesse bei den Kassen, ab welchem Datum Patienten ein Folgerezept ausgestellt werden darf.
Im Konkreten wirft die Staatsanwaltschaft Pillpack vor, im Zeitraum von April 2014 bis November 2019 jedem Patienten statt der tatsächlich verschriebenen Dosis grundsätzlich einen vollen Karton mit fünf Stiften zugestellt zu haben. Neben der Abrechnung der vollen Kartons wurde dabei jedoch die Reichweite der medizinischen Dosis nach unten korrigiert, um sicherzustellen, zeitnah ein Folgerezept zu erhalten.
Pillpack missbrauchte das Vertrauen des Gesundheitswesens
Der Staatsanwalt Damian Williams zeigte sich erschüttert vom Vertrauensmissbrauch. „Wir vertrauen darauf, dass Apotheken den staatlichen Gesundheitsprogrammen genaue Informationen zur Verfügung stellen und damit Verschwendung bei der Abgabe von Medikamenten an Patienten vermeiden. PillPack missbrauchte dieses Vertrauen, indem es Insulin-Nachfüllpackungen abgab, noch bevor Patienten diese benötigten und zudem die Reichweiten der Dosen falsch angab, nur um sicherzustellen, diese vergütet zu bekommen.“
Amazon weist Vorwürfe der Patientengefährdung zurück
Gegenüber der DAZ betonte ein Sprecher von Amazon, dass die Aushändigung einer größeren Menge an Insulin-Injektionsstiften keine Auswirkungen auf die Gesundheit der Patienten gehabt habe. Da Patienten für gewöhnlich wüssten, welche Dosis sie sich verabreichen müssten, wären Überschüsse vermutlich also eher liegen geblieben. Auch seien Patienten die zusätzlichen Stifte nicht in Rechnung gestellt worden.
Amazon kaufte die Versandapotheke Pillpack im Sommer 2018. Zu dem Zeitpunkt war die angeprangerte Praxis also bereits in vollem Gange. Jedoch räumte der Sprecher in seiner Antwort an die DAZ ein, dass die Medikamenten-Vergabeprozesse 2019 überprüft wurden. Dass vollständige Kartons statt einzelner Stifte ausgegeben wurden, war Amazon also spätestens seit dieser Überprüfung durchaus bekannt.
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