Ist Gamification vielleicht doch nicht so eine gute Idee? Amazon sieht sich Vorwürfen ausgesetzt, mit Spiel-Ansätzen im Arbeitsalltag das Verletzungsrisiko in den Lagerhäusern zu erhöhen.
Effizienz ist wichtig im Lagerhaus, genauso ist es aber wichtig, die Arbeiter bei Laune zu halten, wenn sie den ganzen Tag repetitive Tätigkeiten durchführen müssen. Eine Möglichkeit, beides zu verbinden, ist Gamification, also das Implementieren spielerischer Elemente in die Arbeit. Das hat sich Amazon zu Herzen genommen und 2019 in einigen Lagerhäusern in den USA Videospiel-ähnliche Systeme implementiert.
Die Spiele, die „Mission Racer“, „PicksInSpace“, „Dragon Duel“ oder „CastleCrafter“ heißen, sollen das Picken, Sortieren und Verpacken abwechslungsreicher gestalten und gleichzeitig die Produktivität erhöhen, indem die Mitarbeiter bestimmte High Scores erreichen können. Mitarbeiter, die auf der Rangliste ganz oben stehen, weil sie mehr leisten als andere, können so Belohnungen erhalten. Die Teilnahme ist freiwillig.
Ungesunde Überanstrengung?
Genau dieses Konzept sorgt nun für Kritik. Der US-Arbeitssicherheitsbehörde zufolge seien Mitarbeiter in Lagerhäusern mit Gamification-System höherer Verletzungsgefahr ausgesetzt, weil sie sich überanstrengen, um High Scores zu erreichen. Konkret verwarnte die Behörde drei Lagerhäuser in New York, Colorado und Idaho, weil die Beschäftigten dort wiederholt mit schweren Gegenständen hantieren und schnell arbeiten mussten, was ein „hohes Risiko schwerer“ Verletzungen mit sich gebracht habe, wie Business Insider berichtet.
„Amazons Betriebsmethoden schaffen gefährliche Arbeitsbedingungen und -prozesse, die zu schweren Verletzungen der Arbeitnehmer führen“, so Doug Parker, stellvertretender Sekretär für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz bei der Verwaltung für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz (OSHA). Arbeiter würden schneller arbeiten als gesund wäre und dabei auch öfter sehr schwere Waren heben. Dies führe zu Verletzungen.
Amazon in der Pflicht
Amazon müsse solche Verletzungen ernst nehmen und eine unternehmensweite Strategie einführen, um die Arbeiter besser zu schützen. In einem Statement erklärte der Konzern: „Wir nehmen die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter sehr ernst und glauben nicht, dass die Behauptungen der Regierung die Realität der Sicherheit an unseren Standorten widerspiegeln.“ Man arbeite mit den Behörden zusammen, um die Bedingungen stetig zu verbessern.
Es würde helfen, so OSHA, wenn Amazon Limits einführen würde, wie schnell Arbeiten erledigt sein müssen und wenn die Regale so befüllt wären, dass Arbeiter nicht ständig Waren aus besonders hohen oder besonders niedrigen Fächern holen müssten. Gewerkschaftsvertreter fordern zudem strukturelle Änderungen bei Amazon. „Anstatt sich gegen Bundesanweisungen zur Gestaltung wirklich sicherer Arbeitsplätze zu wehren, muss Amazon zunächst zugeben, dass sein Geschäftsmodell Geschwindigkeit und Profit über Sicherheit stellt“, fordert Eric Frumin, Direktor für Gesundheit und Sicherheit beim Strategic Organizing Center, einer Gruppe von Arbeitnehmergewerkschaften.
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