Amazon hatte sich in der Vergangenheit mit der US-Arbeitsbehörde auf mehr Rechte zur Gewerkschaftsorganisation verständigt. Aber hält sich der Konzern auch daran?
Das Tauziehen zwischen Amazon und den Gewerkschaften in den USA geht weiter. Der Online-Konzern hatte sich im Dezember 2021 mit der US-Arbeitsbehörde National Labor Relations Board (NLRB) geeinigt und freiwillig dazu verpflichtet, den eigenen Angestellten bei der Gewerkschaftsorganisation mehr Rechte einzuräumen.
Nun soll Amazon jedoch gegen darin vereinbarte Bedingungen verstoßen haben, kritisierte der Regionaldirektor der Behörde. Die Vereinbarung habe vorgesehen, dass das Unternehmen seinen Mitarbeiter:innen, die mit ihrer Schicht fertig waren, Zugang zu bestimmten Einrichtungen auf dem Firmengelände gewähren musste, damit diese sich gewerkschaftlich organisieren können, meldet Reuters mit Verweis auf die Beschwerde.
Amazon: Beschwerde ist unbegründet
Diesen Vorwurf wies Amazon jedoch zurück. Sogar das Gegenteil sei der Fall, wie ein Amazon-Sprecher dem Bericht zufolge erklärt: „Wir haben die Vergleichsvereinbarung, die wir im Dezember 2021 freiwillig abgeschlossen haben, vollständig eingehalten. Diese Beschwerde ist unbegründet und steht im Widerspruch zu derselben regionalen Behörde, die uns die vollständige Einhaltung der Vereinbarung bestätigt und die Fälle vor über einem Jahr abgeschlossen hat.“
Das Verhältnis zwischen Amazon und den US-Gewerkschaften gestaltete sich in der Vergangenheit nicht einfach. Der Druck auf den Konzern durch eine Interessenvertretung von Beschäftigten hatte sich im letzten Jahr erhöht. So kam es im April 2022 zu einer historischen Abstimmung: Die Mehrheit der Beschäftigten eines Amazon-Lagers in New York im Bezirk Staten Island hatte sich als Erstes für die Gründung einer eigenen Gewerkschaft ausgesprochen, die Amazon Labour Union (ALU). Entsprechende Bemühungen seien viele Jahre lang immer wieder auch blockiert worden, Wahlen an unterschiedlichen Standorten zur Gewerkschaftsbildung wurden von beiden Seiten sowohl vor als auch nach Gründung der ALU immer wieder angefochten. Auch von „Bestrafungen“ seitens Amazon war bei Kritiker:innen die Rede: So wurden in Staten Island kurz darauf mehrere Führungskräfte in der Logistik entlassen. Amazon begründete dies mit einer „organisatorischen Änderung“.
Reuters verweist im Zuge der jüngsten Meldung auch auf generelle Streiks an derzeit 16 Amazon-Standorten in den USA. Dort würden seit fast drei Monaten Angestellte und Zusteller:innen gegen gefährliche Arbeitsbedingungen und zu niedrige Löhne demonstrieren.
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