Amazon hat am Dienstagabend zum Bundesliga-Topspiel Dortmund-Bayern erstmals mittels Hightech die Wahrscheinlichkeit möglicher Tore vorhergesagt.
„Lewandowski allein vor dem Tor, das muss es sein ...“ – das könnte der Fußballfan heute Abend beim Live-Kommentar im Bundesliga-Spitzenspiel zwischen Dortmund und Bayern zu hören bekommen. Gleichzeitig wird er aber auch zum ersten Mal sehen, wie groß die Wahrscheinlichkeit war, dass der polnische Torjäger in einer Szene wirklich getroffen hat. Denn Amazon startet heute neue Technik-Tools in der Fußball-Übertragung der Bundesliga: Expected Goals (xGoals) sagt Tore voraus, Average Position soll die Taktik verdeutlichen, wie das Unternehmen bekannt gibt.
So funktioniert Amazons Tor-Prognose xGoals
Amazons Cloud-Dienst AWS ist Partner der Deutschen Fußball Liga (DFL) und soll mit den technischen Spielereien die Übertragung noch attraktiver machen und Hintergründe liefern. Für die Tor-Prognose xGoals berechnet das Hightech-System aufgrund der Position von Spieler und Torhüter, der Torhüterabdeckung, der Entfernung und des Winkels zum Tor, der Geschwindigkeit des Spielers und der Anzahl der Verteidiger in der Schusslinie die Wahrscheinlichkeit des gerade gefallenen Tores – also nach der Spielsituation. Also etwa: Jadon Sancho: 79 Prozent. Dafür greift das KI-System unter anderem auf Daten aus rund 40.000 analysierten Toren zurück, mit denen die Algorithmen trainiert wurden.
Amazon zeigt mit „Durchschnittsposition“ die Spieltaktik
Mit einer zweiten Funktion, Average Position, sollen die Fans mehr Einblick in die wechselnde Taktik der beiden Teams erhalten. Das Tool berechnet die jeweils durchschnittliche Position jedes einzelnen Spielers auf dem Feld und zeigt, wo sich die Spieler am häufigsten aufhalten. Beide Funktionen sind Teil des Programms „Bundesliga Match Facts“ von Amazon Web Services.
„Wir in der Bundesliga sind in der Lage, diese fortschrittliche Technologie von AWS, einschließlich Statistik, Analytik und maschinelles Lernen, zu nutzen, um die Daten zu interpretieren und einen tieferen Einblick und ein besseres Verständnis für die im Bruchteil einer Sekunde auf dem Spielfeld getroffenen Entscheidungen zu liefern“, erklärt Andreas Heyden, Executive Vice President Digital Innovations der DFL-Gruppe. „Die Nutzung von Bundesliga Match Facts ermöglicht es den Zuschauern, einen tieferen Einblick in die wichtigsten Entscheidungen in jedem Spiel zu gewinnen.“
Was sagen Fans zu Amazons neuen Technik-Features in der Bundesliga?
Ob die Tor-Vorhersage jedoch wirklich allen Fans gefällt, kann man aber auch bezweifeln, wie OnlinehaendlerNews kommentiert. Für Thomas Kessen von „Unsere Kurve e. V.“, einer Interessenvertretung von Fußballfans, steht ohnehin der Stadionbesuch im Vordergrund. Daher habe man zu Amazons neuen Hightech-Features „keine dezidierte Meinung“. „Im Stadion ist es die Unvorhersehbarkeit des Spiels, die einen großen Teil der Anziehungskraft des Fußballs für uns ausmacht. Und während man auf der Tribüne mitfiebert, schaut man erfahrungsgemäß eher selten bis gar nicht auf Online-Live-Statistiken“, so Kessen. Auch Sig Zelt vom Fanverband „Pro Fans“ hält wenig von derartigen technischen Innovationen. „Tatsächlich ist es so, dass die fortschreitende Technisierung dem Fußball zunehmend seine Seele nimmt, denn das eigentlich so spannende Spiel wird immer mehr als ein planbares Unterhaltungsprodukt empfunden, dem die tiefen Emotionen nach und nach abhanden kommen.“
Die Premiere der neuen Technologie ist perfekt gewählt: Das Top-Match der Bundesliga wird in über 200 Länder übertragen. In Deutschland ist das Spiel live nur bei Sky zu sehen, Zusammenfassungen kommen bei DAZN und der ARD.
Zeigt Amazon bald auch mehr Bundesliga-Spiele auf Prime?
Weitere Funktionen für die Fußball-Übertragung aus Amazons Technik-Schmiede sollen folgen. „Diese beiden neuen Statistiken sind nur der Anfang dessen, was wir den Fußballfans liefern können, denn wir freuen uns darauf, neue Wege zu eröffnen, um die Zuschauer auf der ganzen Welt besser zu informieren, zu begeistern und zu unterhalten“, sagt Andy Isherwood, AWS Vice President und Managing Director EMEA.
Bald könnte nicht nur Amazons Technik in der Bundesliga immer präsenter sein – auch um die Spiele selbst will sich Amazon bemühen, vermuten Experten. Der Online-Riese wird daher wohl auch um die Bundesliga-Rechte 2021/22 mitbieten. Kurzfristig konnte sich Amazon jüngst bereits die ersten Bundesliga-Spiele sichern.
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