Mit Amazon Halo können Nutzer unter anderem Schlaf, Stimme und Gewicht analysieren lassen. Datenschützer sind schon alarmiert.
Der Trend zur Selbstoptimierung geht weiter – und auch Amazon spielt jetzt mit. Gerüchte über Amazons Armband zur Gefühlserkennung gab es schon 2019, jetzt ist die Funktion gemeinsam mit vielen weiteren da. Das Unternehmen startet mit Amazon Halo einen Dienst, mit dem Nutzer mittels Armband und Hightech ihren täglichen Kampf gegen die Kilos und für Gesundheit und Fitness analysieren können. Die umfassende Kontrolle – sogar der Stimme – ist für Datenschützer aber besorgniserregend.
So sammelt Amazon mit Halo Gesundheitsdaten der Nutzer
Amazons System Halo läuft mit einem Armband inklusive Beschleunigungsmesser, Temperatursensor, Herzfrequenzmessgerät und zwei Mikrofonen plus dazugehöriger App und jeder Menge Künstlicher Intelligenz. Die grobe Idee: Über das Hightech-Bändchen und die App sammeln die Nutzer jede Menge persönliche Gesundheitsdaten – etwa ihre gelaufenen Schritte am Tag, aber auch Herzschlag, Stimmhöhe, Schlafphasen etc. – geben diese an Amazon weiter und erhalten u.a. Hinweise zur Verbesserung von Gesundheit und Fitness. Für die Tipps arbeitet Amazon unter anderem mit der American Heart Association, Harvard Health Publishing und Weight Watchers zusammen.
Amazon Halo: Mit Fotos in Unterwäsche zum 3D-Bodyscan
Die Nutzer können neben Aktivitäts-Punkten und einem Schlaf-Score auch einen Bodyscan bekommen: Aus vier Fotos in Unterwäsche erstellt Amazons Halo ein 3D-Porträt, analysiert den Körperfettanteil und zeigt eine mögliches künftiges Aussehen des Nutzers, wenn man Abnehmtipps befolgt. Besonders skurril: Über die eingebauten Mikrofone analysiert Halo auch die vermeintliche aktuelle Gefühlslage des Nutzers, „damit er besser verstehen kann, wie er auf andere wirken kann, und es hilft, seine Kommunikation und Beziehungen zu verbessern“.
„Trotz des Anstiegs der digitalen Gesundheitsdienste und -geräte in den letzten zehn Jahren haben wir keine entsprechende Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung in den USA erlebt. Wir nutzen Amazons tief greifende Expertise in künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen, um den Kunden eine neue Möglichkeit zu bieten, personalisierte Wellness-Gewohnheiten zu entdecken, anzunehmen und aufrechtzuerhalten“, erklärt Dr. Maulik Majmudar, Principal Medical Officer bei Amazon Halo.
Datenschützer mit Kritik an Amazon Halo
Derart persönliche Daten, gesammelt in einer Anwendung – Datenschützer sind besorgt. „Die Stimmung in Gesprächen zu analysieren, das ist ein massiver Eingriff in die Privatsphäre“, sagt etwa Datenschutzaktivistin Katharina Nocun auf Spiegel Online. Sie warnt auch davor, wie Amazon derlei Daten künftig nutzen könnte. „Meine Stimmung kann entscheidend dafür sein, wann ich für welche Werbung empfänglich bin.“ Für Michael Moorstedt ist Amazon Halo „eine weitere Stufe des Überwachungskapitalismus“, wie er in der Süddeutschen Zeitung schreibt. „Es ist auf jeden Fall nur schwer vorstellbar, dass die erhobenen Daten nicht weiterverwendet werden. Entweder, um die benutzte Software noch präziser zu optimieren, um noch genauere Kundenprofile zu erstellen oder sie gleich ganz banal weiterzuverkaufen.“
So sollen Kundendaten bei Amazons Dienst Halo geschützt werden
Amazon selbst betont den Datenschutz auf seinem Gesundheitsservice Halo. „Gesundheitsdaten werden bei der Übertragung und in der Cloud verschlüsselt, und Kunden können ihre Daten jederzeit direkt von der App herunterladen oder löschen. Körperscan-Bilder werden nach der Verarbeitung automatisch aus der Cloud gelöscht, so dass nur der Kunde sie sehen kann. (...) Sprachproben werden immer lokal auf dem Telefon des Kunden analysiert und nach der Verarbeitung automatisch gelöscht - niemand, auch nicht der Kunde, hört sie jemals“, so das Versprechen.
Amazon Halo ist derzeit nur in den USA verfügbar. Kunden müssen einen Zugang beantragen und können dann für 64,99 US-Dollar sechs Monate lang den Dienst in vollem Umfang nutzen. Mehr Informationen und ein Produktvideo gibt es hier.
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