Nun ist die Katze aus dem Sack: Nachdem Amazon in den vergangenen Wochen und Monaten viel Geheimniskrämerei um seine neue Geheimwaffe betrieben hat, ist das Gerät am gestrigen Abend (mitteleuropäischer Zeit) vor versammelter Medienmannschaft vorgestellt worden. „Fire Phone“ heißt es – wie sein großer Fernseh-Bruder „Fire TV“ – und hat neben einigen neckischen Raffinessen auch eine neue Funktion auf Lager, die Amazon viel Geld in die Kassen spülen dürfte.


Um im Kampf gegen die führenden Smartphone-Produzenten wie Apple oder Samsung ankommen zu können, muss Amazon Einiges bieten. Und genau das tut es. Jeff Besos präsentierte gestern in Seattle mit dem Fire Phone nämlich ein technischen Gerät, dass zwar in vielen Bereichen nichts grundlegend anders ist als die Konkurrenten, aber darüber hinaus einige Funktionen bietet, die bei anderen Anbietern nicht zu finden sind.

 

3D-Effekt: Amazon macht das Smartphone zum optischen Highlight

Eine jener Features, die beim Fire Phone ganz klar herausstechen, ist die sogenannte „Dynamic Perspective“, eine Art 3D-Funktion. Grundlage hierfür sind vier Infrarotkameras auf der Frontseite des Smartphones. Diese messen sowohl den Winkel als auch den Abstand, aus welchem der Nutzer auf das Gerät blickt. Mithilfe dieser Informationen ist das Fire Phone dann in der Lage, Objekte auf dem Screen so anzuzeigen, dass sie auf den Betrachter dreidimensional wirken. Dies funktioniert im Übrigen auch, wenn der User die Position zum Smartphone verändert – es sollen sozusagen fließende Übergänge entstehen.

Die Dynamic Perspective-Funktion soll im übrigen nicht nur einen optischen Wow-Effekt auslösen, sondern hat auch praktische Vorteile, indem sie eine Steuerung ohne Berührung ermöglicht. Ein Beispiel: Liest man auf dem Fire Phone ein Kindle E-Book, soll das Scollen zu Gunsten eines automatischen Weiterblätterns entfallen. Auch innerhalb von Spielen, Apps oder sonstigen Entertainment-Programmen sei eine optische Interaktion mit dem Amazon-Smartphone (mithilfe einer Kopfbewegung) möglich.

Firefly: Die Funktion, die Kunden freut – und Amazon auch

Amazon macht aus der tief greifenden Verknüpfung zwischen seinen Angeboten und seiner Hardware keinen Hehl. Ganz im Gegenteil: Es wirbt sogar damit. Und auch im Falle des Fire Phone dürfte das Unternehmen in erheblichem Maße davon profitieren.

Doch zurück zum Anfang: Jeff Bezos stellte gestern eine neue Funktion vor, die für Nutzer einen beträchtlichen Mehrwert bieten dürfte. Sie könnte als Weiterentwicklung der Amazon Flow-App gelten und erkennt automatisch Serienepisoden oder Filme, Lieder, Plakate, gedruckte Texte wie Telefonnummern oder E-Mail-Adressen, Zeitschriften und Alltagsprodukte aller Art. Firefly soll insgesamt über 100 Millionen Produkte erkennen können und zeigt dem Nutzer darüber hinaus noch spezifische Eigenschaften und hilfreiche Details zum gewünschten Artikel: zum Beispiel Interpret und Songtext zu einem Lied, Wikipedia-Informationen zu einem Kunstwerk, die entsprechende Google-Maps-Karte zu einem Straßenschild oder Produktbeschreibungen zu einem Alltagsgegenstand.

Was für Nutzer so angenehm sein dürfte, weil Firefly schier unendliche Informationen bietet, könnte sich für Amazon als Geldgrube erweisen. Denn bei Produkten, die Amazon im Sortiment hat, verweist das Programm automatisch in den Amazon Store und bietet dem User die Gelegenheit, den Artikel im gleichen Atemzug zu kaufen.

Um die Firefly-App zu aktivieren, genügt das Drücken des Firefly-Knopfes am Fire Phone.

Weitere Features und technische Daten des Fire Phones

Auch seine exklusive Mitgliedschaft, Amazon Prime, baut das Unternehmen mit dem Launch seines HighTech-Wunders weiter aus: Denn jeder, der ein Fire Phone kauft, erhält für 12 Monate einen kostenfreien Zugang zu den Prime-Leistungen wie Prime Instant Video, dem Musik-Streaming oder aber auch dem schnellen Versand.

Zu den technischen Details lässt sich Folgendes sagen: Das Amazon Fire Phone besitzt ein 4,7-Zoll-Bildschirm mit 1280 x 720 Pixel. Das Herz bildet ein Quadcore-Prozessor mit 2,2 GHz. Die (Haupt-) Kamera dürfte mit 13 Megapixel und einem integrierten Bildstabilisator recht ordentliche Fotos fabrizieren.

Es ist davon auszugehen, dass Amazon mit dem 3D-Feature und den schier grenzenlosen Möglichkeiten von Firefly den Nerv der Kundenwünsche getroffen hat. Obwohl das Smartphone aus technischer Sicht nicht überragen ist, bietet es doch zahlreiche Highlight, die Kunden staunen lassen und auch dem Unternehmen selbst gewinnbringende Dienste leisten dürfte.

Zudem bietet Amazons neues Smartphone viel Potential, um den gesamten Online-Handel zum Beispiel mit Shopping-Apps zu verändern.