Wenn Amazon neue Kunden zu Music Unlimited locken will, sollte das Unternehmen den Dienst vielleicht zunächst überarbeiten.

Vor Kurzem vergrößerte Amazon die Musikauswahl seines im Prime-Abo enthaltenen Dienstes Prime Music. Statt 2 Millionen Titeln stehen seitdem ganze 100 Millionen Titel zur Auswahl – wobei eigentlich nicht wirklich. Denn von Auswahl kann keine Rede sein, wenn sich diese nur noch per Zufallswiedergabe abspielen lassen. Kritiker stellten dabei unter anderem die Mutmaßung in den Raum, Amazon wolle die Kunden verstärkt dazu bewegen, den zusätzlichen Dienst Music Unlimited zu abonnieren. Doch ist der denn seine immerhin 8,99 Euro im Monat überhaupt wert?

Music Unlimited: Als Prime-Kunde eine Frage der Bequemlichkeit

Kinder lieben Hörspiele und als Mutter eines solchen, musste ich mir vor einigen Jahren die Frage stellen: Welcher Streaming-Anbieter wird’s? Abgewogen wurden neben Preis und Hörspiel-Auswahl dabei vor allem die Funktionalitäten der App. Vielleicht sollte ich diesen Prozess einer Revision unterziehen, denn so genervt wie ich aktuell täglich von der Music-Unlimited-App bin, so schlimm kann Spotify eigentlich gar nicht gewesen sein.

Doch aus irgendwelchen Gründen fiel die Wahl damals auf Amazons Dienst Music Unlimited. Schließlich war ich ohnehin Prime-Kundin und da schien das einfach ein geringerer Aufwand zu sein.

Neben dem eigentlichen Prime-Abonnement, welches mittlerweile mit 89,90 Euro im Jahr zu Buche schlägt, fallen für Music Unlimited noch einmal zusätzliche 8,99 Euro im Monat an. Für Nicht-Prime-Mitglieder kostet das Ganze einen Euro mehr. Hinzu kommen zahlreiche weitere Abstufungen, wie ein Familien-Abo für 149 Euro im Jahr, mit dem auch gleichzeitig auf mehreren Geräten abgespielt werden kann. Stattliche Preise für etwas, das mittlerweile nur noch bedingten Mehrwert gegenüber dem regulären Prime-Paket bietet.

Was hab ich nur zuletzt gehört?

Eine wirklich essenzielle Funktion beim Hörspiel-Genuss ist es, da, wo man aufgehört hat, zu einem späteren Zeitpunkt auch weiterhören zu können. Möchte man das bei Music Unlimited, bietet die App den Reiter „Zuletzt gehört“ an. Zumindest dann, wenn der Mond richtig steht. Denn der magische Reiter wechselt gerne bei jedem Öffnen der App seine Position. Mal ist er ganz oben, mal mittig, mal unten – mal gibt es ihn gar nicht.

Doch die Willkür hört dort nicht auf. An glücklichen Tagen bietet einem „Zuletzt gehört“ direkt einen Play-Button, der tatsächlich im zuletzt gehörten Titel ansetzt. In der Regel fehlt dieser aber und man kann lediglich auf das zuletzt abgespielte Album zugreifen und dann umständlich selbst die Stelle suchen.

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Schlecht durchdacht und fehlerüberladen

Einen weiteren Nerv-Faktor, der weniger ein Bug, sondern vielmehr eine extrem schlecht durchdachte Funktion ist, stellt das automatische Abschalten von Musik oder Hörspiel, der sogenannte Sleep-Timer, dar. Statt diesen direkt in die Abspiel-Maske zu integrieren, hat Amazon ihn ganz unten in die App-Einstellungen verbannt. Um ihn zu aktivieren, muss man sich also zunächst umständlich zurück auf die Startseite und dann in das entsprechende Menü navigieren. Besonders kurios ist, dass sobald man von der Musik-Bibliothek in die Podcast-Bibliothek wechselt, die gleiche Funktion auf einmal direkt in der Abspiel-Maske bereitsteht.

Gerade nun, wo Amazon offensichtlich versucht, den Dienst zu pushen und mehr Kundinnen und Kunden zu einem Abonnement zu bewegen, sollte man meinen, dass sich hier etwas mehr Mühe gegeben würde. Aber die besagten Probleme bestehen nicht erst seit gestern. Was allerdings in jüngster Zeit sehr verstärkt auftritt: komplette Abstürze oder Aussetzer der App. 

Vielleicht wurde hier bereits an der falschen Stelle der Rotstift angesetzt. Zwar winken jetzt gerade zum Black Friday drei kostenlose Probemonate für Music Unlimited, aber ob man die so geworbenen Kundinnen und Kunden mit dem jetzigen Zustand der App wirklich zum Bleiben bewegen kann? Ich jedenfalls bleibe momentan erst einmal aus reiner Bequemlichkeit. Vielleicht bringen neue Kunden ja auch neuen Fokus auf die App und die Probleme werden eines Tages doch noch behoben?

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