Amazons Cloud-Tochter AWS (Amazon Web Services) hat einen neuen Standort, der durchaus aufhorchen lässt.
Für stattliche 650 Millionen Dollar hat sich Amazon einen durchaus ungewöhnlichen, neuen Standort zugelegt: den Rechenzentrum-Campus der Energiekette Talen Energy im US-Bundesstaat Pennsylvania. Dieser Campus liegt direkt neben dem Susquehanna-Atomkraftwerk und wird mit dessen Atomstrom versorgt. Laut n-tv hat sich Amazon mit diesem Zukauf zugleich eine Stromversorgung zum Festpreis gesichert – und das über einen Zeitraum von zehn Jahren.
Künstliche Intelligenz als Stromfresser
Dass sich Amazon gerade diesen Standort ausgewählt hat, kommt nicht von ungefähr: Das Unternehmen setzt, wie viele andere Konkurrenten aus der Branche auch, auf künstliche Intelligenz (KI). Diese soll stetig weiterentwickelt werden und nicht nur eigene Prozesse verbessern, sondern immer stärker auch in die hauseigenen Cloud-Dienste integriert werden, die man den Kundinnen und Kunden zur Verfügung stellt.
Allerdings benötigt KI extrem viel Energie, was die Branche zunehmend vor Probleme stellt: Laut dem Wall Street Journal verbraucht beispielsweise eine Suche auf Basis künstlicher Intelligenz rund zehnmal mehr Rechenleistung als eine herkömmliche Suche, heißt es bei Yahoo Finance. Und die Nutzung von KI steigt kontinuierlich: Allein ein Blick auf Prognosen zum weltweiten Marktvolumen von künstlicher Intelligenz lässt Großes erahnen. So geht das indische Marktforschungsinstitut Next Move Strategy Consulting etwa davon aus, dass der Markt bis 2030 auf knapp 100 Milliarden US-Dollar anwachsen könnte.
Stromversorgung: Probleme für Firmen nicht ungewöhnlich
Für Amazon könnte sich die Investition am neuen Kraftwerk-Standort nicht nur als günstig, sondern gar als Wettbewerbsvorteil erweisen. Denn stromfressende Rechenzentren überhaupt ans Netz zu bekommen, ist für Firmen in den USA herausfordernd.
„Unternehmen, die Rechenzentren für den Betrieb von KI einrichten wollen, sehen sich mit Verzögerungen bei der Erteilung von Genehmigungen für den Anschluss an das Stromnetz und mit langen Wartezeiten für die Installation von Übertragungsleitungen konfrontiert, um die Versorgungsunternehmen mit ihren Anlagen zu verbinden“, wird das Wall Street Journal weiter zitiert.
Als Beispiel, wie schwierig das Thema Stromversorgung ist, kann Washington, D.C. herhalten. In der Metropolregion gab es in den vergangenen Jahren Schwierigkeiten mit der Stromversorgung, da zum privaten und geschäftlichen Datenverkehr auch jene Datenströme der Ministerien und Regierungsbehörden hinzukommen. Aufgrund der hohen Auslastung sei ein Anschluss neuer Rechenzentren eher ungünstig, wie n-tv berichtet. Außerdem ist mit einer Besserung wohl nicht zu rechnen, da der Strombedarf der Region in den nächsten 15 Jahren nochmal zulegen und sich gar verdoppeln soll.
Da Ausfälle oder Einschränkungen in der Stromversorgung von Rechenzentren für Unternehmen akute Schäden und wirtschaftliche Einbußen mit sich bringen können, muss die Wahl des Standorts gut überlegt sein. Dieser Hintergrund macht Amazons Wahl umso verständlicher.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
Kommentar schreiben
Antworten
Ihre Antwort schreiben
Antworten
Das wire auch in Deutschland nicht besser sein oder werden. Sich neben einen AKW anzusiedeln ist schlau, wäre aber ebenfalls in Deutschland ein Unding. Nicht nur weil wir keine AKWs mehr haben, sondern weil ein Aufschrei durchs Land ging mit Boykott.
So verschieden sind die Nationen. Die einen wollen wachsen, den anderen sind andere Dinge wichtig.
Ihre Antwort schreiben