Missbraucht Amazon seine Marktmacht? – Diese Frage wurde in der Vergangenheit immer mal wieder gestellt und dabei auf verschiedene Bereiche des Handels bezogen. Auch beim Thema E-Books soll Amazon nicht immer ganz koscher bzw. fair gehandelt haben. Nun scheint das Unternehmen aber einen Schritt auf die Kartellwächter zuzugehen.
Paritätsklauseln sind und waren im Online-Handel immer wieder Thema. Auch mit Blick auf Amazon: Man denke nur ins Jahr 2013 zurück, in dem eine Welle der Kritik über Amazon hereinbrach. Mit entsprechenden Preisparitätsklauseln hatte der Konzern versucht, die Online-Händler auf seiner Plattform vertraglich dazu zu zwingen, ihre Produkte nirgendwo billiger anzubieten als auf dem Amazon Marketplace. Diese Praxis hatte Amazon – auch durch Druck des Bundeskartellamtes – aufgegeben und die Klauseln abgeschafft.
Amazon soll durch Preisparitätsklauseln Druck auf Verlage ausgeübt haben
Doch im Bereich der E-Books soll Amazon noch immer versuchen, sich durch Preisparitätsklauseln eine bessere Stellung zu verschaffen und Verlage dazu zu bewegen, Amazon die besten Konditionen zu gewähren. Dass solche Vorgehensweisen nicht nur bei den Kartellwächtern in die Kritik geraten, ist nicht verwunderlich. Brancheninsider sprechen dabei auch von „unverhältnismäßigen Konditionen“, die durch „erpresserische“ Taktiken zustande kämen.
Wie Heise mitteilt, soll Amazon im Zuge einer kartellrechtlichen Untersuchung nun jedoch Einsicht gezeigt und Besserung gelobt haben. Dabei bot der Konzern die Streichung der Preisparitätsklauseln an. „Diese verlangen es Verlagen bislang vertraglich ab, Amazon immer mindestens genauso gute Konditionen einzuräumen wie anderen Händlern. Der Verkaufsriese will es Verlagen zudem erlauben, Verträge mit einer Bestimmung für plattformübergreifende Preisnachlässe für E-Books zu kündigen“, schreibt Heise über die Zugeständnisse.
Die Zusagen, die Amazon getätigt hat, sollen zunächst im EU-Amtsblatt veröffentlichen werden. Andere Teilnehmer der Branche haben dann die Möglichkeit, sich dazu zu äußern. Übrigens kommen die Zugeständnisse von Amazon nicht von irgendwo her. Amazon drohen im Fall eines Verfahrens wegen Wettbewerbsverstößen horrende Strafzahlungen von bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Obwohl Amazon nun Einsehen gezeigt hat, sind die Untersuchungen der EU aufgrund potenzieller Verstöße noch nicht abgeschlossen.
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