Langsame Bearbeitung, geringes Limit: Frust bei Amazon-Kreditkarte

Veröffentlicht: 19.03.2025
imgAktualisierung: 19.03.2025
Geschrieben von: Christoph Pech
Lesezeit: ca. 3 Min.
19.03.2025
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Die Amazon-Kreditkarte kommt bei der Kundschaft weit weniger gut weg als ihr Vorgänger. Die Probleme zeigen sich erst während der Nutzung.


Die neue Amazon-Visa-Karte ist seit geraumer Zeit verfügbar. Mittlerweile zeigt sich, dass die Zufriedenheit mit der Karte eher durchwachsen ist. Die Gründe dafür sind aber offenbar erst nach längerer Nutzung wirklich sichtbar. In einer ausführlichen Analyse hat Golem die Kreditkarte unter die Lupe genommen und kommt zu dem Schluss: Die Amazon-Visa-Karte ist „für viele eine Zumutung“. Das zeigt sich auch in eher mauen Kundenbewertungen.

Vor allem am Kreditkartenlimit stört sich die Kundschaft, denn das ist mit einem Standardlimit von 2.000 Euro nicht nur vergleichsweise knapp bemessen. Eine Erhöhung gestalte sich laut Golem auch schwierig und selbst das Standardlimit lasse sich in der Praxis kaum nutzen.

Schlechte Kundeninformationen?

Eigentlich sollte sich das Limit „jederzeit“ erhöhen lassen, so bewirbt es Amazon auch auf der entsprechenden Seite – Bonität vorausgesetzt. Es stelle sich aber die Frage, welche Bonität notwendig sei, um das Limit zu erhöhen. Viele Kund:innen beschweren sich darüber, dass ihre Anfrage zur Erhöhung abgelehnt worden sei, selbst bei guter Bonität. Bei der Vorgängerkarte sei es noch problemlos möglich gewesen, das Limit auf bis zu 10.000 Euro zu erhöhen. Jetzt aber erhielten viele eine Absage ohne echte Begründung.

Ein Kunde gibt an, dass ihm selbst mit einem Monatseinkommen von 19.000 Euro keine Erhöhung gewährt wurde. Bei anderen Kreditkartenanbietern würden deutlich höhere Limits eingeräumt. Schon beim Antrag würden der Kundschaft zudem unnötige Hürden auferlegt. Wer keinen Zugriff auf das eigene Girokonto gewähren will, muss die letzten drei Gehaltsabrechnungen hochladen und Einblick in das Girokonto für die letzten Monate geben. Dies funktioniere aber nur mit dem Upload einer einzigen Datei. Für Kund:innen heißt das, dass sie aus mehreren Kontoauszügen selbstständig eine einzelne Datei erstellen und hochladen müssen. „Kundenunfreundlicher lässt sich so ein Vorgang kaum gestalten“, urteilt Ingo Pakalski von Golem.

Auf Rückfrage erhielt Pakalski lediglich eine allgemeine Stellungnahme: „Im Rahmen unserer Risikopolitik und unseres Engagements für verantwortungsvolle Bankgeschäfte sind die Kreditlimits personalisiert und auf die individuellen Merkmale jedes unserer Kunden zugeschnitten.“

2.000-Euro-Limit kaum erreichbar

Zudem sei der normale Verfügungsrahmen von 2.000 Euro in der Praxis kaum erreichbar. Die zuständige Bank Openbank, die zu Santander gehört, lasse sich bis zu drei Tage Zeit für die Erstellung der Kreditkartenabrechnung. Die Mitteilung der Abrechnung erfolgt immer am 25. eines Monats. Die fällige Summe wird aber frühestens am 1. des Folgemonats abgebucht, wenn ein Wochenende dazwischen liegt, auch mal später.

Alle Umsätze zwischen Rechnungserstellung und Abrechnung zählen dann zum nächsten Monat. „Das ist dann oft mehr als eine Woche, in der nur das Kreditkartenlimit des aktuellen Monats verwendet wird, aber alle Ausgaben bereits zum nächsten Monat zählen“, so Golem. Das sorgt gleichzeitig dafür, dass den Kund:innen die Übersicht erschwert wird, welche Abrechnungen zu welchem Monat gehören.

Bei regelmäßiger, intensiver Nutzung der Kreditkarte steht der Kreditrahmen von 2.000 Euro zum Monatsanfang also gar nicht zur Verfügung.

Zu guter Letzt: Beim Vorgängermodell konnte man beliebig oft Guthaben auf das Kartenkonto einzahlen, etwa, wenn man größere Anschaffungen damit finanzieren wollte. Bei der neuen Karte lassen sich pro Jahr maximal 5.000 Euro einzahlen. Und wie bereits im vergangenen August von den Kund:innen kritisiert wurde, wurde die Menge der Amazon-Punkte reduziert. Mit der Begrenzung der Einzahlung werde zusätzlich dafür gesorgt, dass Kund:innen nicht zu viele Bonuspunkte sammeln.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 19.03.2025
img Letzte Aktualisierung: 19.03.2025
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Christoph Pech

Christoph Pech

Experte für Digital Tech

KOMMENTARE
2 Kommentare
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Michael Buschkes
20.03.2025

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Moin, das gesamte Vorgehen ist typisch für den Santander Konzern und insbesondere für die OpenBank. Frühere Erfahrungen mit dieser Bank (damals noch mit ES-IBAN) waren mehr als grausam. Die spanischen Kreditinstitute haben eine "tierische" Angst vor Geldwäsche (verständlich), aber auch vor Risiken. Und Kreditkartengeschäft ist nun mal ein Risikogeschäft - vielleicht sollte man diesen Aspekt in den höheren Etagen berücksichtigen. Amazon hat sich bestimmt kein Gefallen mit dem Wechsel getan. Aber höhere Erträge (siehe heutige Meldungen über Entlassungen im Mittelmanagement in den USA) sind wichtiger als eine treue Kundenbasis. GFH - Gier frisst Hirn. LG Michael
Mathias Wegener
19.03.2025

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Guter Artikel!. Ich selbst habe in der Vergangenheit die Amazon Kreditkarte von der Berliner Landesbank genutzt. Dort gab es weder Probleme bei der Abrechnung, noch lange Verzögerungen dabei, noch irgendein Problem ein angemessenes Kreditlimit zu bekommen. Selbstverständlich konnte man auch jederzeit unbegrenzt Geld auf die Karte einzahlen. Und ebenso selbstverständlich gab es deutlich mehr Cashback in Form von Punkten bei Amazon. Dieses Angebot wurde ja irgendwann eingestellt. Sicherlich nicht, weil die Berliner Landesbank besonders viel Geld an diesem Angebot verdient hätte. Wohl eher wegen des Gegenteils. Das neue Angebot, wie hier auch im Artikel geschrieben wird, scheint für Kunden tatsächlich eine Zumutung zu sein. Nur frage ich mich, was dann für einen Sinn hinter dem Angebot steckt. Wenn selbst Kunden mit einem hohen Einkommen erhebliche Schwierigkeiten haben ein angemessenes Kreditlimit zu bekommen, warum gibt diese Bank dann überhaupt diese Karten heraus? Das passiert ja ganz logischerweise nur, weil die Bank damit auch Geld verdienen möchte. Das tut sie aber nur, wenn die Karte auch regelmäßig mit einem hohen Umsatz eingesetzt werden kann. Nur daran verdient die Bank Geld. Genau das scheint die Bank aber selbst bei Kunden mit hoher Bonität erfolgreich zu verhindern. Aus ökonomischer Sicht sind solche Dinge schlicht nicht nachvollziehbar. Im Grunde kann man der Kunde nur raten, sich eine Kreditkarte eines anderen Anbieters zu zulegen. An Anbietern am Markt mangelt es ja nun nicht gerade. Zumal selbst das Cashback über die Punkte bei der jetzigen Kreditkarte von Amazon ja derart gering ist, dass es sich selbst für Leute mit einem hohen Umsatz bei Amazon kaum lohnt.