Schummelt Amazon bei den Nutzungszahlen von Alexa+?

Veröffentlicht: 19.05.2025
imgAktualisierung: 19.05.2025
Geschrieben von: Ricarda Eichler
Lesezeit: ca. 2 Min.
19.05.2025
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ca. 2 Min.
Ein Echo-Gerät von Amazon. Im Hintergrund Wellen-Visualisierungen in Lila und Pink.
screnter / Depositphotos.com
Das im Februar gestartete Alexa+ soll laut Amazon bereits Hunderttausende Nutzer:innen haben. Erfahrungsberichte gibt es jedoch keine.


Ein neuer Produktlaunch im Hause Amazon und keiner spricht darüber? Alexa+, die KI-Version von Amazons Sprachassistenz Alexa, wurde in den USA bereits im Februar auf den Markt gebracht. Laut Unternehmensangaben gäbe es bereits Hunderttausende Nutzer:innen. Doch seltsamerweise konnte das Nachrichtenportal Reuters online keinerlei Erfahrungsberichte zum Produkt finden.

Streng geheimer Early-Access?

Der Produktstart von Alexa+ erfolgte im Februar dieses Jahres. Derzeit ist das Upgrade jedoch ausschließlich in den USA als Early-Access-Version verfügbar. Hierfür sollen Kund:innen von Alexa per E-Mail Einladungen erhalten haben. Das Unternehmen bestätigte gegenüber Reuters zudem, dass das Tool zum 1. Mai bereits 100.000 Nutzer:innen verzeichnete. Einige davon seien Mitarbeiter:innen und deren Familien, den Großteil würden jedoch normale Endnutzer:innen ausmachen.

Doch wenn so viele Personen das Tool bereits nutzen, wo sind deren Meinungen? Normalerweise wäre das Internet bereits voll von Rezensionen, YouTube-Videos und anderen Reaktionen. Den Verdacht auf eine an den Early Access gekoppelte Geheimhaltungsvereinbarung weist ein Unternehmenssprecher gegenüber Reuters von der Hand.

Ebenfalls ungewöhnlich für einen Tech-Launch ist, dass keinerlei Medienportale eine dedizierte Einladung zu Alexa+ erhielten. Bei einem Launch-Event im Februar wurden Teilnehmende in kleinen Gruppen mit einstudieren Vorträgen konfrontiert, anstatt das Produkt auch nur ein einziges Mal selbst zu Gesicht zu bekommen.

Lügt Amazon bei den Nutzungszahlen?

Der Verdacht liegt nahe, dass die vermeintlichen Hunderttausenden Nutzer:innen ein wenig beschönigt wurden. Denn alles, was man de facto bis jetzt von Alexa+  hörte, zeichnete ein eher ernüchterndes Bild. Statt das Prinzip der Sprachassistenz erfolgreich mit KI-Bots zu verknüpfen, sollen Antworten ziemlich langsam und oft falsch wiedergegeben werden, konnte Reuters aus Insiderkreisen erfahren.

Den Thesen von Reuters und zahlreichen anderen Analysten widerspricht Amazon jedoch vehement. Gegenüber The Verge betonte Unternehmenssprecher Eric Sveum: „Es ist einfach falsch zu sagen, dass Alexa+ für Kunden nicht verfügbar ist – diese Behauptung ist falsch. Hunderttausende von Kunden haben Zugang zu Alexa+ und wir laden ständig weitere Kunden ein, die einen frühen Zugang beantragt haben.“

Amazon kommt ins Schwitzen

Die Geräte-Sparte von Amazon ist bereits seit längerem am Straucheln. Nach zahlreichen Entlassungen galt Alexa+ als die große Hoffnung. Doch selbst wenn die KI-betriebene Sprachassistenz alles könnte, was Amazon sich erhofft, stünde die Frage im Raum, ob das Produkt genutzt wird? Noch vergangenen September wollte das Unternehmen für die Nutzung eine Zusatzgebühr erheben.

Zum vermeintlichen Start im Februar war Alexa+ dann auf einmal kostenfrei für Prime-Kund:innen. Das wirkt ein wenig wie ein verzweifelter Versuch, das Upgrade schmackhaft zu machen. Geld verdient man damit aber nicht. 

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 19.05.2025
img Letzte Aktualisierung: 19.05.2025
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Ricarda Eichler

Ricarda Eichler

Expertin für Nachhaltigkeit

KOMMENTARE
2 Kommentare
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K.I
21.05.2025

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Meinung: Die Ehrlichkeit von Amazon hat sich in den vergangenen Jahren zu alternativen Fakten entwickelt. Wer den Antworten von Amazon noch Glauben schenkt der glaubt auch an den Weihnachtsmann. Seit dem die gesamte Trump Administration , Bezos, Musk, Cook, Zuckerberg und wie die Tech Giganten alle heißen, die gleichen Interessen vertreten, Gelder hin und her schieben, sich gegenseitig öffentliche Aufträge zuschustern usw... sollte jeder ganz kritisch mit deren Aussagen umgehen!
Mathias Wegener
19.05.2025

Antworten

Wenn es angeblich hunderttausende (Plural) Nutzer gäbe, würde es selbstverständlich mehr als genügend Rezensionen beziehungsweise Berichte darüber im Internet geben. Insbesondere da eine solche KI Integration in Sprachassistenten tatsächlich etwas Neues ist. Hier zu behaupten, Amazon würde lügen, ist nur sehr, sehr freundlich ausgedrückt. Und ja, wie der Artikel zurecht anspricht, haben sich die Erwartungen in die Sprachassistenten nicht erfüllt. Und das gilt nicht nur für die Alexa von Amazon sondern auch für andere Sprachassistenten von Google oder Siri von Apple. Gerade die rasante Entwicklung der KI (Stichwort ChatGPT oder Grok und andere) hat ja gezeigt, was KI heute kann. Die Entwicklung der Sprachassistenten begann vor weit mehr als zehn Jahren. Das, was selbst heute noch das Ergebnis ist, ist geradezu erschreckend und traurig. Und wie gesagt, das betrifft nicht nur Amazon. Mir ist es absolut unverständlich, wie Google oder Apple oder eben Amazon die KI Revolution nicht nur verschlafen konnten. Verglichen mit den heutigen Möglichkeiten der KI, die selbst für jeden normalen Bürger zugänglich sind, wirken Sprachassistenten wie Relikte aus der Steinzeit. Und das selbst solche riesigen Unternehmen wie Amazon oder Apple oder Google, die praktisch unbegrenzte Ressourcen für die Entwicklung ihrer Sprachassistenten haben, nichts auch nur ansatzweise Vergleichbares mit einer modernen KI hervorgebracht haben, lässt mich doch arg zweifeln, ob diese Unternehmen nicht vielleicht mittlerweile so groß geworden sind, dass sie zur Marktführerschaft bei modernen Entwicklungen gar nicht mehr fähig sind. Vielleicht hat ja jemand eine andere einleuchtende Erklärung. Ich habe sie nicht. Nun ist es natürlich bekannt, und quasi ein Naturgesetz, dass je älter und größer ein Unternehmen wird, desto weiter es sich vom Kunden und seinen Wünschen entfernt. Das führt dann irgendwann dazu, dass solche Unternehmen verschwinden, zerschlagen werden oder in ganz wenigen Fällen eine gewaltige Trendwende hinlegen. Und bei dem hier angesprochenen Amazon ist die Entwicklung des Unternehmens weg von Kundenwünschen und Kundenbedürfnissen verglichen mit seiner Gründungszeit geradezu erschreckend.