Streitgespräch: Google Home gegen Amazon Alexa

Veröffentlicht: 19.07.2017 | Geschrieben von: Redaktion | Letzte Aktualisierung: 19.07.2017

Google Home oder Amazon Echo – was wollen Google und Amazon eigentlich mit ihren Lautsprechern und ist Amazons Lösung tatsächlich durchdachter? Julia Ptock und Christoph Pech sind sich uneinig.

Google Home

© Zapp2Photo / Shutterstock.com

Julia: Amazon hat eine Strategie. Alle anderen nicht.

Julia Ptock

Der Start von Google Home steht in Deutschland bevor. Schon ab dem 8. August soll er in Deutschland verkauft werden. Aber was heißt hier schon: Im Vergleich zu Amazon hängt Google hinterher. Alexa ist schon lange in die deutschen Wohnzimmer eingezogen. Ohnehin frage ich mich, was Google mit seinem intelligenten Lautsprecher eigentlich erreichen will. Bei Amazons Echo ist das recht eindeutig: Der Online-Gigant will seine Nutzer noch tiefer in das eigene Ökosystem ziehen und bringt das Thema Voice-Commerce auf eine ganz neue Stufe. Nicht umsonst gab es zum Prime Day dieses Jahr sogar noch vor dem offiziellen Start spezielle Echo-Angebote.

Ohnehin hat Amazon im Vergleich zu allen Anbietern eine wirkliche Strategie, wie man selbst nach Verkauf des Gerätes noch Gewinn damit machen kann. Die einzigen, die das irgendwann auch mal noch können, sind Alibaba. Der Rest hat das Thema Verkauf und Kundenbindung doch kaum auf dem Schirm, oder will Google mit Home auch den Verkauf pushen? Ich frage mich nur, was die verkaufen wollen.

In den USA hat Google spezielle Verträge mit Ebay und anderen Händlern, doch hier muss man als Verbraucher eigentlich jedes Mal Präferenzen angeben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die User Experience auch nur ansatzweise an das rankommt, was Amazon zu bieten hat. Was will Google also mit seinem Lautsprecher? Einen uneigennützigen Mehrwert bieten? Am Ende wird Google wahrscheinlich auch über Home in irgendeiner Art und Weise Werbung ausspielen, aber das macht das Erlebnis nicht besser. Eher sogar noch schlechter. 

Christoph: Google geht es um Reichweite, nicht um Shopping

Christoph Pech

Es ist richtig: Amazon erweitert mit dem Echo seine Verkaufskanäle, bietet seinen Kunden das Einkaufen per Sprachbefehl. Bei Google funktioniert das mit der Integration von Google Shopping maximal umständlich. Auch richtig ist, dass Amazon mit dem Echo ausnahmsweise vor- und nicht nachgemacht hat. Den Lautsprecher mit Sprach-KI hat der E-Commerce-Riese zwar nicht erfunden, aber im Massenmarkt verankert.

Die Reduktion auf Shopping und Kundenbindung greift aber zu kurz, schon aus Kundensicht. Niemand kauft den Echo, um besser bei Amazon einkaufen zu können. Kuriose Fälle wie das ungewollt massenhaft gekaufte Puppenhaus helfen zudem nicht direkt beim Vertrauensaufbau. Die smarten Lautsprecher, auch der Echo, sind aus Kundensicht vor allem darauf ausgelegt, den Tagesablauf stressfreier zu gestalten, sei es durch Kalenderfunktionen, Wissensabfragen oder die Lichtsteuerung im Haus, ohne zum Lichtschalter latschen zu müssen. Aus Unternehmenssicht geht es darum, die eigene Reichweite zu erhöhen und das eigene Ökosystem beim Kunden zu verankern. Amazon wünscht sich das Amazon-gebrandete Wohnzimmer, Google wäre sowieso am liebsten überall gleichzeitig – und hat durch die enorme Android-Verbreitung ohnehin längst einen großen Vorsprung.

Ob nun als Betriebssystem auf dem Smartphone oder als Software-Grundlage des Smart-TV: Android – und damit Google – ist das Herz unseres technologischen Alltags. Und Android ist offen und damit potenziell so viel reichweitenstärker als der vergleichsweise begrenzte Amazon-Kosmos, selbst wenn man dort mit den Alexa-Skills (durchaus erfolgreich) versucht, Fremdentwickler ins Boot zu holen.

Wenn man die Frage stellt, wie andere Hersteller außer Amazon eigentlich im Nachgang mit solchen Lautsprechern Geld verdienen wollen, dann kann man umgekehrt auch fragen, wieso sich Amazon nur auf das Shopping beschränken sollte. Google verdient mit jedem Android-Gerät und damit mit jedem Android-Nutzer Geld und hat dabei den Vorteil, dass die eigene Software nicht auf die paar Eigenprodukte beschränkt ist, die man selbst bietet. Ich denke auch nicht, dass Google versucht, via Werbung über Google Home nachträglich Geld einzuspielen. Wer den Chromecast oder das Pixel nutzt, muss hier schließlich auch nicht alle fünf Minuten 30 Sekunden warten, bis er sein Gerät weiter nutzen kann.

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