Dokumentation „Pre-Crime“: Wenn „Minority Report“ zur Realität wird

Veröffentlicht: 10.10.2017 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 10.10.2017

Big Data ist das Buzzword der Stunde. Mit Daten und einer entsprechenden Auswertung lässt sich mittlerweile fast alles über Menschen in Erfahrung bringen. Entsprechende Algorithmen erledigen dann den Rest. Doch wie zwiespältig der Einsatz von Big Data beispielsweise bei der Verbrechensbekämpfung bzw. -aufklärung sein kann, zeigt nun die Dokumentation „Pre-Crime“. Der Film „Minority Report“ wirkt dann schnell gar nicht mehr so fiktiv.

Mann vor Wand mit lauter Überwachungsvideos
© Andrey_Popov – shutterstock.com

Verbrechen vorhersehen? Das ist reine Zukunftsmusik und wurde zuletzt in dem Film „Minority Report“ (2002) unterhaltsam in Szene gesetzt. Weniger unterhaltsam und eher erschütternd ist hingegen die Dokumentation „Pre-Crime“ von Monika Hielscher und Matthias Heeder. Thematisiert wird „Predictive Policing“ – der Einsatz von Big Data und entsprechenden Algorithmen in der Polizeiarbeit.

Predictive Policing auch in Deutschland im Einsatz

Predictive Policing wird bereits in Chicago, London und München eingesetzt. In vielen Ländern, so Golem.de, entwickeln Firmen Technologien, um die Polizeiarbeit durch Prognosen zu verbessern. Die Dokumentation „Pre-Crime“ porträtiert die angewendeten Systeme in den USA, Deutschland und Großbritannien. So unterschiedlich die Systeme auch sein mögen, geht es am Ende immer darum, aus einem Datenwust anhand von Algorithmen Aussagen über die Zukunft zu treffen.

Während das in Deutschland eingesetzte System „Precobs“ auf personalisierte Daten verzichtet, verteilt das System, welches in Chicago eingesetzt wird und Anlass für den Film war, hingegen Punkte und arbeitet individualisiert mit Personendaten. Analysiert wird dabei die statistische Nähe einzelner Personen zu kriminellen Aktivitäten. Je höher die Korrelation ist, umso höher ist auch der Score. Im Einzelfall, wie ihn die Dokumentation „Pre-Crime“ zeigt, kann dies unschuldige Bürger zu Tatverdächtigen machen. Polizeiliche Überwachung gleich mit inbegriffen.

„Die Algorithmen sind patentrechtlich geschützt.“

Doch wie funktionieren die Algorithmen, die Menschen im Beispiel von Chicago auf sogenannte Heat Lists setzen und so zum Verdächtigen machen? Gegenüber Golem.de zeigt sich Filmemacher Matthias Heeder frustriert: „Die Algorithmen sind patentrechtlich geschützt. Über die darf niemand sprechen, und genau das ist das Problem. Das im Film gezeigte Projekt in London wird etwa in Public-private Partnership mit Accenture entwickelt. Wenn die Zivilgesellschaft die Veröffentlichung der Algorithmen fordert, lautet die Antwort, das könne den Geschäftsinteressen von Accenture schaden.“ Entsprechend klärt die Dokumentation auch keine Prozesse im Detail. Doch das braucht sie auch nicht. Allein das Schaffen des Bewusstseins für die Technologie hinterlässt bei den Zuschauern einen nachhaltigen Eindruck.

Die Dokumentation „Pre-Crime“ kommt ab dem 12. Oktober 2017 in die deutschen Kinos.

 

 

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