Bundesregierung gründet Agentur für Cybersicherheit

Veröffentlicht: 30.08.2018 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 30.08.2018

Der Bund hat die Gründung einer Agentur für Cybersicherheit beschlossen, die Schlüsseltechnologien im Bereich der Cybersicherheit fördern soll. Die neue Behörde soll bis zu 100 Mitarbeiter bekommen.

Ursula von der Leyen
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Erst vor zwei Wochen angekündigt, nun beschlossen: Das Bundeskabinett hat die Gründung einer neuen Agentur für Innovationen in der Cybersicherheit auf den Weg gebracht. Die bundeseigene Agentur, die ihre Arbeit Anfang 2019 aufnehmen soll, soll Forschungs- und Entwicklungsvorhaben auf dem Gebiet schon in einer sehr frühen Phase fördern. In den kommenden fünf Jahren sollen dafür mindestens 200 Millionen Euro bereitgestellt werden, 80 Prozent davon soll in Förderprojekte fließen. Schlüsseltechnologien mit einem hohen Innovationspotenzial sollen von der Agentur finanziert und mit Wagniskapital versorgt werden. Die Behörde, deren Sitz noch nicht feststeht, soll bis zu 100 Mitarbeiter beschäftigen.

„Mehr Risiko, mehr Mut“

Der Staat müsse „auch in der digitalen Welt seine Schutzfunktion wahrnehmen“, zitiert SpOn Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU). „Wir müssen mindestens so schnell sein und mindestens auch so gut ausgerüstet sein (…) wie das die Täter sind.“ Man müsse „aus der exzellenten Grundlagenforschung, die wir haben, auch exzellente Technik für den Sicherheitsbereich“ gewinnen. Dabei werde vielleicht auch Kapital in Projekte fließen, die nicht zum Erfolg führen, Innenminister Horst Seehofer (CSU) betont aber, dass „mehr Risiko, mehr Mut eingebracht werden“ müsse. „Ohne Wagnis kriegen Sie auch keine außerordentlichen Ergebnisse“, so Seehofer.

Vorbild für die neue Agentur ist die US-amerikanische Darpa (Defense Advanced Research Projects Agency). Internet, GPS oder Spracherkennung seien schließlich „aus genau so einer Sprunginnovationsförderung des amerikanischen Militärs gewachsen“, so von der Leyen. Eines der ersten Projekte werde es sein, Verschlüsselungstechniken gegen Quantencomputer abzusichern. Heutzutage gebräuchliche Verschlüsselungsverfahren würden durch diese Rechner bald obsolet. Zudem soll eine Software entwickelt werden, die dafür sorgt, dass E-Mails und deren enthaltene Daten stets auf europäischen Netzwerken bleiben.

Seehofer will Hack-Backs ermöglichen

Für von der Leyen gehe es auch darum, mehr Unabhängigkeit gegenüber den USA zu erreichen: „Wir sind enge Verbündete, aber wir müssen unseren eigenen, selbstbewussten und technologisch unabhängigen Standpunkt auch haben“, zitiert Heise. Damit würden auch die europäischen Einflussmöglichkeiten innerhalb der Nato steigen.

Neben Innovation und Forschung betont Seehofer indes auch die offensiven Aufgaben der Agentur, etwa in Form von Hack-Backs: „Ich bin entschieden dafür, dass wir uns – immer nach dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit – den politischen und rechtlichen Rahmen schaffen für ein abgestuftes Vorgehen, wo am Ende in der besonderen Situation auf einer klaren Grundlage für den zivilen Bereich auch dieser Gegenangriff sozusagen ermöglicht werden soll.“

Kritik von CCC und Grünen

Die Äußerungen ernteten umgehend Kritik, etwa vom Chaos Computer Club (CCC), so Golem. Die Ausrichtung der Agentur lasse „große Zweifel aufkommen, ob es hier wirklich um Cybersicherheit und nicht vielmehr um die Ausweitung der Cyber-Bewaffnung geht“, schreibt der CCC in einer Stellungnahme. „Der Wünsch der deutschen Geheimdienste, mit NSA und GCHQ ‚auf Augenhöhe‘ mitzucybern, darf nicht Maßstab einer Strategie für Sicherheit im digitalen Raum sein.“ Die Grünen warnten vor einer „Militarisierung des Internet“ und fordern stattdessen, die IT-Infrastruktur stärker gegen Angriffe abzusichern.

Über den Autor

Christoph Pech
Christoph Pech Experte für: Digital Tech

Christoph ist seit 2016 Teil des OHN-Teams. In einem früheren Leben hat er Technik getestet und hat sich deswegen nicht zweimal bitten lassen, als es um die Verantwortung der Digital-Tech-Sparte ging. Digitale Politik, Augmented Reality und smarte KIs sind seine Themen, ganz besonders, wenn Amazon, Ebay, Otto und Co. diese auch noch zu E-Commerce-Themen machen. Darüber hinaus kümmert sich Christoph um den Youtube-Kanal.

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