Report über Real Time Bidding

Nutzerdaten werden 376-mal täglich für Online-Werbung weitergegeben

Veröffentlicht: 20.05.2022 | Geschrieben von: Markus Gärtner | Letzte Aktualisierung: 20.05.2022
Spuren auf Screen

Wer im Internet unterwegs ist, hinterlässt überall Daten – ganz bewusst beim Eingeben, aber auch eher unerkannt über die Zustimmung zu Cookies und Co. Auf derartigen Datensammlungen basiert das Geschäft mit Online-Werbung und Real Time Bidding. Die Bürgerrechtsorganisation Irish Council for Civil Liberties (ICCL) hat das in einem Bericht untersucht, nennt beeindruckende Zahlen und spricht von der „größten Datenschutzverletzung“ aller Zeiten. Dabei haben sie vor allem mit Daten von Google gearbeitet, andere Daten-Riesen wie Amazon und Facebook sind dabei nicht eingerechnet.

Google sendet jede Minute rund 20 Millionen Daten

Einige der Zahlen, die die Dimension verdeutlichen: So sendet allein Google jede Minute rund 19,6 Millionen deutsche Nutzerdaten an andere Firmen. Im Schnitt werde ein deutscher Online-Nutzer jede Minute ein mal getrackt.

Bei europäischen Nutzern würden Daten zu Online-Aktivität und Standort im Schnitt 376-mal täglich offengelegt und weitergegeben, in den USA sogar 747-mal. Google und auch Microsoft gehören dabei zu den größten Datensammlern. In den USA haben rund 4.700 Firmen Zugriff auf die von Google erhobenen Daten. 

So läuft Real Time Bidding

Das eigentliche Geschäft sieht so aus: Diese mehr oder weniger personalisierten Nutzerdaten können Unternehmen gezielt Werbetreibenden anbieten, die exakte Zielgruppen suchen und dafür unter anderem im Real Time Bidding in Echtzeit auf bestimmte Online-Werbeplätze bieten. Und das Werbegeschäft ist gigantisch: Allein mit Real Time Bidding wurden 2021 in den USA und Europa mehr als 117 Milliarden Dollar umgesetzt, so der Bericht.

Nutzerdaten landen auch in China und Russland

Durch die Datenweitergabe können aber jede Menge Probleme entstehen, wie die Organisation warnt: „Die privaten Daten europäischer und amerikanischer Internetnutzer werden an Unternehmen in der ganzen Welt, auch in Russland und China, weitergeleitet, ohne dass kontrolliert werden kann, was mit diesen Daten geschieht.“ Auch wurden mit solchen Datensammlungen etwa Anhänger der Black-Lives-Matter-Bewegung identifiziert.

Laut basicthinking.de führt das ICCL vor drei europäischen Gerichten einen Rechtsstreit mit der digitalen Werbeindustrie, um gegen diese Methode vorzugehen und prozessiert dabei vor dem Landgericht Hamburg, dem irischen High Court sowie in Brüssel.

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