Kommentar

Die Bahn bleibt sich auch bei der Digitalisierung treu

Veröffentlicht: 11.12.2018 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 11.12.2018
Uhr am Bahnsteig

Wir schreiben das Jahr 2018 – ja, fast schon das Jahr 2019. Diesen Fakt muss man sich für dieses Thema ein wenig in Erinnerung rufen. Computer gibt es in ihrer PC-Form, also für den alltäglichen Gebrauch, seit rund 40 Jahren. Das Internet ist über 25 Jahre alt. Das Smartphone über 10. Und jetzt kommt die Deutsche Bahn auf die Idee, Online-Bestellungen für das Bordbistro zu ermöglichen.

Die Idee ist dabei eigentlich vernünftig: Ich bestelle als Fahrgast Speis und Trank im Bordbistro über mein Smartphone, was heute ja sowieso nahezu jeder Mensch immer in der Tasche, wenn nicht sogar immer in der Hand, hat. Nachdem die Bestellung fertig ist, kann ich sie (als Fahrgast der 2. Klasse) direkt abholen. Wenn ich in der 1. Klasse reise, wird sie mir sogar direkt an den Platz gebracht. Potenziell könnte das einiges an Zeit ersparen, weil die Fahrgäste nicht mehr im Bordbistro anstehen müssen, um dann ihre Bestellung aufzugeben, die dann erst fertig gemacht wird.

Ein Online-Bestellservice mit Potenzial

Doch die Bahn nutzt in ihrem ersten Test das volle Potenzial der Digitalisierung noch lange nicht aus. Denn die Bestellung muss noch immer persönlich bezahlt werden – womit wieder ein Zeitvorteil flöten geht, da der Bezahlvorgang bei der Abholung bzw. beim Bringen der Bestellung eben abgewickelt werden muss. Warum die Deutsche Bahn das nicht direkt in den Bestellvorgang intregiert, ist mir ein Rätsel. PayPal gibt es beispielsweise ja auch erst seit rund 20 Jahren…

Viel hanebüchener wirkt die Idee aber erst dann, wenn man sich einmal ansieht, wie es um das mobile Netz entlang der Bahnstrecken aussieht. Nicht umsonst gibt es Bemühungen der Regierung, Funklöcher ausfindig zu machen, um diese endlich zu stopfen. Und wo kein mobiles Netz, da auch kein mobiles Internet. „Aber die Deutsche Bahn bietet ja seit 2017 kostenloses WLAN in ihren ICEs an!“, höre ich so manchen Leser rufen. Das stimmt, aber eben auch nur theoretisch. Denn zum einen ist das WLAN in den Zügen mit 200 MB Datenvolumen in der 2. Klasse schon arg beschränkt und zum anderen ist die Internetverbindung nach meiner Erfahrung alles andere als stabil.

Die Bahn muss die Testphase richtig nutzen

Und jetzt noch einmal: Wir schreiben bald das Jahr 2019. Die digitale Innovation der Deutschen Bahn ist ähnlich verspätet wie deren Züge. So war es schon mit dem WLAN, das der Konzern erst im Jahr 2017 in seinen Zügen eingeführt hatte. Und so ist es auch mit dem Online-Bestellservice, der noch einige Wünsche offen lässt. Aber vielleicht bessert die Bahn ja bis zum Serienstart nach und nutzt die Testphase, um das System weiter zu verbessern. Denn im Kern könnte es die Bahnreise durchaus etwas angenehmer machen.

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

Sie haben Fragen oder Anregungen?

Kontaktieren Sie Michael Pohlgeers

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.