„Forschungs-App“ auf iPhone

Facebook verleitet Jugendliche zum Offenbaren privater Daten

Veröffentlicht: 31.01.2019 | Geschrieben von: Markus Gärtner | Letzte Aktualisierung: 31.01.2019
Junge tippt auf Facebook

Das Verhalten ihrer Nutzer zu kennen, ist für Unternehmen Gold wert – auch für Facebook. Jetzt steht Mark Zuckerbergs soziales Netzwerk erneut in der Kritik, sich private Daten über zweifelhafte Wege beschafft zu haben. Facebook hat dafür iPhone-Nutzer geworben, sich eine Art Forschungs-App für eine Social-Media-Studie zu installieren, mit der sie dem Unternehmen unter anderem Zugriff auf private Nachrichten von Messangern inklusive Fotos und Videos, E-Mails, Web-Suchen, Browserverläufe und Standortdaten gestatten. Facebook soll die Teilnehmer sogar dazu aufgefordert haben, Screenshots ihrer Amazon-Bestellungen zu schicken. Das berichtet die Süddeutsche. Ob und wie viele Nutzer aus Deutschland betroffen sind, ist unklar.

Jugendliche erhalten 20 Dollar für private Daten

Das Projekt läuft laut Facebook schon seit 2016. Die Teilnehmer sollen zwischen 13 und 35 Jahre alt sein. Gerade Jugendliche wurden auf Snapchat und Instagram gezielt angeworben – ohne dass Facebook als Auftraggeber genannt wurde. Für die Offenbarung ihrer Privatsphäre erhielten die Teilnehmer im Gegenzug monatlich Gutscheine im Wert von 20 Dollar. Ob vor allem die Jugendlichen wussten, worauf sie sich genau einlassen, ist mehr als fragwürdig. Der IT-Sicherheitsexperte Will Strafach hat die App für das Portal Techcrunch untersucht und ist geschockt: „Das ist das dreisteste Verhalten eines App-Entwicklers, das ich jemals gesehen habe“. Er sei sprachlos und „komplett geplättet“, dass Facebook offenbar glaubte, damit durchzukommen.

Facebooks Erklärung sei „Bullshit erster Güte“

Facebook hat die App inzwischen gestoppt und widerspricht einigen der bei Techcrunch kritisierten Aspekte. Weder sei die Studie ein „geheimes Programm“ gewesen, noch habe man die Nutzer ausspioniert. Bei der Anmeldung hätten alle Teilnehmer ausdrücklich eingewilligt, dass Daten gesammelt werden. Außerdem seien nur fünf Prozent der Teilnehmer minderjährig gewesen, Facebook habe außerdem die Zustimmung der Eltern eingeholt. Strafach hält Teile von Facebooks Erklärung für „Bullshit erster Güte“. Viele Nutzer würden bei der Zustimmung gar nicht verstehen, worauf sie sich einließen. „Es gibt keinen guten Weg auszudrücken, wie viel Macht man Facebook damit gibt, wenn man zustimmt“, sagt Strafach.

Die neue „Forschungs-App“ sei quasi eine Art umgebaute Version der früheren App „Onavo Protect - VPN Security“, heißt es. Auch diese App sammelte private Daten und schickte sie an Facebook. Die Erkenntnisse daraus sollen für Mark Zuckerberg mitentscheidend gewesen sein für den Kauf von WhatsApp. Apple ließ die App damals schließlich aus dem App-Store entfernen. Auch gegen die neue App ist Apple vorgegangen und hat laut heise Facebook das sogenannte Enterprise-Zertifikat entzogen, die App kann damit nicht mehr installiert werden.

Kommentare  

#1 Sebastian B. 2019-02-02 17:42
Also mir geht diese ganze Daten-Dikusion langsam auf den Senkel.

JEDER ist für seine persönlichen Daten SELBST VERANTWORTLICH!

Wenn die alle ohne Überlegung ihre Daten raushauen, sind die Leute doch selber schuld.
Sieht man tagtäglich allein im Ebay Forum. Da steht groß und breit, das man in einer Community schreibt und keine pers. Daten angeben soll.
Und was schreiben die Leute?
"Hallo, Liebes Ebay Team...", komplette Namen und Anschriften, Bankdaten, Telefonnummern.
Ich frag mich echt, was mit den Leuten los ist.
Man sollte mündigen Bürgern schon zutrauen, dass sie mal für 5 Cent nachdenken, lesen UND verstehen können.
Können sie das nicht, sind sie nicht geschäftstüchti g und gehören unter Aufsicht.


Das heimliche! Sammeln von Daten der großen Konzerne ist natürlich eine andere Schiene.
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