„Heute sind wir ein richtiges DevOps-Unternehmen“

So rüstet Delivery Hero seine Plattform für die Zukunft

Veröffentlicht: 09.03.2020 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 09.03.2020
Mitarbeiter in einem Büro

Die Anbieter von Essensbestellungen über das Internet haben in den vergangenen Jahren ein enormes Wachstum erlebt – doch wie bringt man die Essensbestellung per App und die Auslieferung der Speisen unter einen Hut? Delivery Hero vertraut schon seit einigen Jahren auf die Plattform von New Relic, die den Entwicklern Echtzeiteinblicke zur Verbesserung des Angebots ermöglicht. So können unter anderem auch Daten zur Anzahl der global getätigten Bestellungen oder auftretender Fehler schnell eingesehen werden.

Wir haben mit Michael Nitzsche, Vice President Engineering bei Delivero Hero, und Gregory Ouillon, CTO EMEA bei New Relic, über die Plattform und die Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen gesprochen.

„New Relic hat am besten zu uns gepasst““

OnlinehändlerNews: Wieso hat Delivery Hero sich dazu entschieden, New Relic zu nutzen?

Mathias Nitzsche: Wir vertrauen nun seit mehreren Jahren auf New Relic. Unser Ziel war es, die Verfügbarkeit und Performance von Anwendungen zu überwachen. Später haben wir weitere Plattform-Möglichkeiten entdeckt, um Sichtbarkeit in unsere geschäftskritischen KPIs zu erhalten. Unsere Plattform wächst um über hundert Prozent pro Jahr, deshalb benötigten wir eine Lösung, die Schritt hält und gleichzeitig eine umfassende Sichtbarkeit in unsere Plattform bietet. New Relic hat am besten zu uns gepasst. Unsere Entwickler, Qualitäts- und Produktmanager haben über einhundert Dashboards erstellt, die auf verschiedenen Bildschirmen im ganzen Büro gezeigt werden. Diese Dashboards geben uns detaillierte Einblicke in eine Vielzahl an Geschäftsindikatoren. Sie zeigen uns die Informationen an, die in dem Moment am wichtigsten sind.

Wie unterstützt New Relic Delivery Hero dabei, sein Geschäft zu optimieren?

New Relic Gregory Ouillon

Gregory Ouillon: Durch die New Relic Dashboards hat Delivery Hero seine geschäftskritischen KPIs jederzeit im Blick - wie die Anzahl der im jeweiligen Gebiet gefragten Restaurants, die Bestellungen pro Plattform und Land oder den Anteil an Rückerstattungen je nach Zahlungsanbieter.

Michael Nitzsche: New Relic Insights ist hier entscheidend. All unsere Teams vertrauen täglich auf Insights, um besser zu verstehen, wie gut unsere Plattformen performen. Wir müssen über 500 New Relic Applikationen im Blick behalten und da hat niemand die Zeit eine einzelne Applikation im Detail zu betrachten. Deshalb nutzen wir Insights, um diese Vielzahl von Applikationen durch klare und prägnante anwendungsübergreifende Dashboards sinnvoll in Bezug zueinander zu setzen.  Auch helfen uns die Dashboards dabei, Geschäftskennzahlen, wie die Anzahl global abgewickelter Aufträge und die Anzahl der in den Anwendungen gefundenen Fehler, zu verfolgen. Ohne Insights, wäre unser Monitoring meiner Meinung nach nur halb so wertvoll.

Gregory Ouillon: New Relic Insights ist mit jedem Produkt der New Relic Plattform verknüpft – Entwickler können Daten aus New Relic APM streamen und tracken, um tiefergehende Analysen, Segmentierung und Filterung vorzunehmen.

Michael Nitzsche: Insights hat uns geholfen, technische Metriken mit Kostenoptimierung zu verknüpfen. Einige Tools bieten eine Menge technische Telemetrie, aber New Relic kann die Daten mit Geschäftskennzahlen und Kosten in Zusammenhang bringen. Zusätzlich können wir den Bedarf des Teams an Infrastruktur einsehen und diese Daten zur Optimierung unserer Umgebung nutzen. Ehrlich gesagt, die größte Offenbarung für mich war, als ich realisierte, dass ich New Relic nutzen kann, um die Größe des Pandora Kubernetes Cluster zu optimieren. Pandora ist der Name unserer größten Plattform, die foodpanda, foodora und einige andere Marken betreibt. Nun nutzen wir weniger als die Hälfte der Recheneinheiten, die wir noch vor einem Jahr genutzt haben. Das reduziert die Nutzung kostspieliger Ressourcen um 71 Prozent! Es hat mir die Augen geöffnet, wie viel Transparenz wir in unseren AWS-Verbrauch bekommen konnten. 

„Unseren Kunden liegt der Datenschutz sehr am Herzen“

In den vergangenen Jahren sorgten die DSGVO und die Cookie-Verordnung der EU für Furore. Wie wirken sich diese Neuerungen auf die New-Relic-Plattform, die sich mit Insights und Nutzer-Tracking beschäftigt aus?

Gregory Ouillon: Bei New Relic verstehen wir die Relevanz von Daten und Datenschutz. Unsere Datenschutz- und Sicherheitsexperten haben mit Kunden und internen Teams zusammengearbeitet, um sich auf die DSGVO vorzubereiten. Wir wissen, dass unseren Kunden, insbesondere die im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) oder die verstärkt Daten aus dem EWR verarbeiten, der Schutz und die Sicherheit der an New Relic zur Verarbeitung übermittelten Performance-Daten sehr am Herzen liegen. Die Einhaltung der DSGVO erfordert eine Partnerschaft zwischen New Relic und unseren Kunden bei der Nutzung unserer Services. Wir ermöglichen es unseren Kunden, relevante Daten in unseren Produkten zu verarbeiten und dies in Übereinstimmung mit der DSGVO und geltenden Datenschutzgesetzen zu tun. Wir arbeiten daran, sicherzustellen, dass unsere Verfahrensweisen und Verträge stets darauf ausgerichtet sind, alle Kunden zu unterstützen, die persönliche Daten in ihre Leistungsdaten aufnehmen möchten.

Darüber hinaus beschreibt die DSVGO ausdrücklich Maßnahmen, zu denen auch das New Relic Cookie gezählt werden kann. So wird New Relic dazu verwendet, die Kommunikation, wie Ladezeit und Funktion der Seite, zu messen und die Online-Kommunikation zu ermöglichen. Cookies sind nur für die Dauer des Aufenthalts gültig – verlässt der User die Seite oder schließt seinen Browser, wird auch der New Relic Cookie gelöscht. Unternehmen können die gewünschten Dateneinsichten über die Browser-API bis zu einem bestimmten Punkt selbst konfigurieren. Daten, die sie dabei nicht erfassen können, sind zum Beispiel Kreditkartennummern oder sensible persönliche Daten. Grundsätzlich erfasst New Relic keine personenbezogenen Daten und speichert keine IP Adressen. Auf unserer Webseite  kann sich jeder Interessierte außerdem ausführlich darüber informieren.

2018 haben wir auch unser erstes europäisches Rechenzentrum in Frankfurt eröffnet und nutzen Backup-Rechenzentren in derselben Region für die Notfallwiederherstellung. New Relic Verträge sollen Kunden unterstützen, die persönliche Daten von EU-Bürgern in ihre Leistungsdaten aufnehmen möchten. Um sicherzustellen, dass ein angemessenes Verfahren für alle Übertragungen persönlicher Daten außerhalb des EWR vorhanden ist, zertifiziert New Relic sich sowohl mit dem EU-US- als auch dem Swiss-US-Privacy Shield.

Welche Herausforderungen bringt es mit sich, viele verschiedene Plattformen zu einer größeren Plattform zusammenzufügen?

Michael Nitzsche: Bei Migrationen und Markteinführungen nutzen wir New Relic, um Aspekte wie Geschwindigkeit, Anzahl der Anfragen und Fehler sowie Datenbankabfragen zu überwachen. Bei manchen dieser Einführungen verdoppelt sich der Traffic und da möchte man sehen, wie die Plattform reagiert. Die ursprüngliche Migration zu Microservices brachte ein hohes Maß an Komplexität mit sich: Wo es früher nur ein einziges Repository für die Pandora-Plattform gab, verwalten wir jetzt Hunderte von Repositories, die über Dutzende von Microservices in unseren Kubernetes-Clustern verteilt sind. 

Und diese Veränderungen der Plattform brachten auch Änderungen für das Team mit sich. Heute sind wir ein richtiges DevOps-Unternehmen, das in verschiedene funktionsübergreifende Teams aufgeteilt ist. Wir sind nicht nach IT-Funktionen, sondern den von uns verwalteten Diensten strukturiert. Beispielsweise gibt es das Zahlungsteam, ein Kassenteam, ein Recherche- und Forschungsteam und viele andere. Jedes Team ist für sein eigenes Produktdesign, seine eigene Frontend- und Backend-Entwicklung und seine eigenen Infrastruktur-Ressourcen verantwortlich. Diese Umstrukturierung hat uns geholfen, die Entwicklerteams zu optimieren. Als Folge davon ist unsere DevOps-Kultur aufgeblüht. Jetzt sind alle Teams funktionsübergreifend und auf die direkten Bedürfnisse des Unternehmens ausgerichtet.

Über zwei Millionen Bestellungen täglich

Wie hat sich das Geschäft mit Lebensmittellieferungen im Netz in den vergangenen Jahren verändert?

Michael Nitzsche: Es ist noch nicht lange her, als die Auswahl bei der „Bestellung“ selten über die Lieferung von Fast Food hinausging. Heute, mit der Zunahme von App-basierten Restaurant-Lieferungen ist es einfacher denn je, eine Mahlzeit in Restaurantqualität zu genießen, ohne das Haus dafür verlassen zu müssen. Ob man nun einen schnellen Happen für unterwegs sucht, oder schlichtweg den Ansturm auf das Abendessen vermeiden möchte – die Nutzer solcher Dienste wissen, dass mit nur wenigen Klicks auf dem Smartphone ein leckeres Essen unterwegs ist. Wir bei Delivery Hero profitieren von diesem Wandel des Verbraucherverhaltens. Wir wurden 2011 in Berlin gegründet und sind seitdem enorm gewachsen. Inzwischen sind wir der weltweit größte Service dieser Art außerhalb von China und wickeln über zwei Millionen Bestellungen täglich ab. Als ich 2013 zu foodpanda, einer der vielen Delivery Hero-Marken, kam, bearbeitete das Unternehmen nur einige hundert Bestellungen am Tag. Heute werden hunderttausende Bestellungen täglich bearbeitet und wir wachsen immer noch um mehr als 100 Prozent pro Jahr. Deshalb müssen wir genau einsehen können, was in unserer Infrastruktur und unseren Anwendungen passiert – es ist unmöglich, eine Plattform wie unsere ohne Transparenz zu betreiben. Heute arbeiten in unserer Entwicklungsorganisation über 1.000 Entwickler auf 15 Plattformen.

Auf welche Trends und Neuerungen setzen Sie in nächster Zukunft für Ihr Geschäft?

Michael Nitzsche: Um dem Wachstum unseres Unternehmens besser gerecht zu werden, haben wir die Pandora-Infrastruktur von einer monolithischen Plattform auf eine Microservices-Architektur migriert, die auf Amazon Web Services (AWS) läuft. Wir nutzen die New Relic-Lösungen nicht nur um die Microservices-Migration in Echtzeit zu überwachen, sondern wir verwenden New Relic auch weiterhin, um andere Migrationen neuer Akquisitionen oder verschiedener regionaler Plattformen zu monitoren. Beispielsweise migrierten wir erst kürzlich unsere finnischen und schwedischen Applikationen auf die globale Plattform, damit die Teams, die sich um  diese Länder kümmern, die Kerndienste von Delivery Hero wie Suche, Zahlungen und Infrastruktur besser nutzen können. Im Jahr 2020 ist es unsere Priorität, die Größe des Entwicklerteams auf viele hundert Entwickler aufzustocken. Es ist jedoch nicht nur ein Zahlenspiel; wir brauchen Entwickler mit der richtigen Denkweise. Die Entwickler müssen New Relic nutzen, um Warnmeldungen und Dashboards zu erstellen, während sie programmieren – Sie dürfen nicht einfach reagieren, wenn etwas kaputt geht. Die systematische Operationalisierung der Unternehmensdaten ist entscheidend für die Förderung einer DevOps-Kultur.

Vielen Dank für das Gespräch!

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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