Betrugsreport: Organisierte Online-Kriminalität nimmt zu

Veröffentlicht: 04.08.2015 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 22.02.2016

Es ist wohl nichts ärgerlicher für einen Online-Händler, als einem Betrüger in die Falle zu gehen. Doch wie der Jahresbericht der Non-Profit-Organisation Merchant Risk Council zeigt, erfinden sich die Online-Betrüger immer wieder neu und wenden immer modernere Betrugsstrategien an. Für Online-Händler gilt es da, stets auf dem aktuellen Stand zu sein, um das Risiko möglichst gering zu halten. Wie sich die meisten Händler schützen und was es zu beachten gilt, hat Merchant Risk Council in ihrem Jahresbericht untersucht, der uns exklusiv vorliegt. Wir fassen hier für Sie die wichtigsten Ergebnisse zusammen.

Wie sich Online-Händler vor Betrüger schützen.

(Bildquelle Fraud: © Sirastock via Shutterstock)

Die Sicherheit beim Online-Shopping ist für Online-Kunden nach wie vor eines der wichtigsten Themen. Die Non-Profit-Organisation Merchant Risk Council hat jetzt ihren Jahresbericht veröffentlicht und darin untersucht, wie Unternehmen im E-Commerce mit der Gefahr des Online-Betrugs umgehen. Wir haben uns die komplette Untersuchung angesehen, die nur Mitgliedern der Non-Profit-Organisation ausgehändigt wird und fassen hier wichtige Erkenntnisse zusammen. Insgesamt konnte Merchant Risk Council 172 Online-Unternehmen für die Erhebung befragen: die meisten mit einem Online-Fragebogen, 12 Online-Händler durch ein persönliches Interview.

Online-Betrug erfindet sich immer wieder neu

Besonders häufig kommen den Ergebnissen zufolge Betrugsfälle wie Phishing, Identitätsdiebstahl oder Geldwäsche vor. Grundsätzlich bemerkt Merchant Risk Council, dass der Online-Betrug im ständigen Wandel ist und sich die Kriminellen immer neue Methoden ausdenken, um Sicherheitssysteme zu umgehen. Das macht es für Online-Händler zu einer ständigen Herausforderung, den eigenen Online-Shop so sicher wie möglich zu gestalten.

Die bislang von den befragten Online-Händlern am meisten eingesetzte Präventionsmethode ist die Überprüfung der Verifikationsnummer bei Kreditkarten (85 Prozent), an zweiter Stelle landete bei der Befragung das Erstellen von negativen Listen (82 Prozent).

Dabei stellt Merchant Risk Council fest, dass mit dem Wandel des E-Commerce auch die Möglichkeiten des Betrugs zunehmen. So würden der wachsende M-Commerce und der anvisierte Binnenmarkt für E-Commerce in Europa neue Risiken mit sich bringen bzw. bestehende Risiken verstärken.

Inzwischen lasse sich sogar sagen, dass hinter den Online-Betrugsfällen immer häufiger organisierte, beinahe beruflich agierende Kriminelle stecken. Die zunehmende Datenflut und der Trend, Daten immer stärker extern in Cloud-Systemen zu speichern, sorgt laut Merchant Risk Council auch für eine erhöhte Betrugsgefahr. Hier gelte es, diese Daten besonders sicher zu hinterlegen.

Keine allgemeingültige Formel gegen Betrug

Natürlich unterscheiden sich die Präventionsstrategien der einzelnen Online-Händler. Wie die Untersuchung während der Befragung festgestellt hat, setzen große Online-Händler ganze Abteilungen ein, um ihre Online-Shops gegen Betrug abzusichern. Kleinere Online-Händler haben da deutlich weniger Ressourcen, die sie dafür aufwenden können.

Trotzdem behalten 72 Prozent der Online-Händler ihre Präventionsmaßnahmen gegen Betrüger im eigenen Haus und geben diese nicht an externe Anbieter.

Merchant Risk Council kann mit seiner Untersuchung zumindest etwas Entwarnung geben. Die befragten Online-Händler hätten die von den Medien berichtete Masse an Betrugsfällen selbst so nicht erlebt. Es gab in manchen Branchen mehr Betrugsfälle, in anderen weniger. So waren zum Beispiel beim M-Commerce besonders Händler für Urlaubs- und Reisetickets von Betrugsfällen betroffen.

Eine erfolgreiche Strategie, die immer öfter angewandt wird, ist laut Merchant Risk Council das Verstehen und Messen der Betrugsrisiken (Fraud Rate).

Auf gutes Personal, Daten und Werkzeug kommt es an

Gleichzeitig wird es für Online-Händler laut der Untersuchung immer schwieriger zwischen „guten“ und „bösen“ Kunden zu unterscheiden, so Merchant Risk Council. Das liege an der zunehmenden Professionalisierung der Betrüger.

Eine wirksame Methode gegen Online-Betrüger seien biometrische Verfahren, wie zum Beispiel der Einsatz von Fingerabdruckscannern oder Big Data-Modelle zum Voraussagen von Betrugswahrscheinlichkeiten bei den verschiedenen Transaktionen. Rund 10 Prozent der Händler möchten in den nächsten 12 Monaten die genannten Methoden in ihre Shops einbauen.

Generell hält Merchant Risk Council fest, dass es keine für alle Online-Händler anwendbare Erfolgsformel gegen Online-Betrug gebe. Zu verschieden seien dafür die Fälle in den verschiedenen Branchen des E-Commerce, auch abhängig von den Größen der Unternehmen und den Ländern, in denen sie Handel betreiben.

Wenn sich eine Art Erfolgsformel festhalten lässt, dann empfiehlt Merchant Risk Council, dass man drei Dinge brauche, um sich vor Betrugsversuchen zu schützen: das richtige Personal, die richtigen Daten und das richtige Werkzeug.

Online-Händler die sich weiter für das Thema Betrugsprävention interessieren, können sich für den Workshop Betrugsprävention der Händlerbund Akademie anmelden. Der Workshop findet am 2. Oktober 2015 in Berlin statt und wird vom Händlerbund organisiert. Unternehmen wie DPDHL, arvato invoscore und Georg Thoma von eCONment werden Wege des Riskmanagements aufzeigen. Zusätzlich wird es auch einen ausführlichen Best-Practice-Beitrag geben.

 

 

Kommentare  

#2 Udo Kreiter 2015-08-05 11:05
Bemerkenswert ist auch die Tatsache dass die Zahl der Abmahnung Anwälte abgenommen hat, und die einschlägigen Vereine sich ihrer Dienste bedienen.
Die Methoden sind dieselben, nur dass die Gier dieser Vereine immer größer wird, zum Beispiel IDO.
In diesem Zusammenhang habe ich eine Frage an alle Mitglieder, habt ihr ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht?
Vor einiger Zeit bekam ich von eBay Bescheid, dass mein Account gehackt wurde, angeblich wurde wieder alles auf zurück gesetzt, Passwort usw.
zeitnah darauf bekam ich von den Verein deutscher online Unternehmen e.V., kurz IDO genannt eine Abmahnung, wie sich herausstellte auch zu Recht. Denn bei eBay sind ohne erkenntliche Gründe, AGBs und Widerrufsbelehr ungen, nach diesen Vorfällen verschwunden.
Ich durfte zahlen, und habe natürlich wieder alles neu eingestellt.
Jetzt vor gut 14 Tagen bekam ich von eBay wieder Bescheid das versucht wurde mein Account zu Hacken.
Man konnte aber auch diesen Angriff abwehren.
Und was geschah nun?
Ich bekam von dem komischen Abmahn Verein IDO eine eine Vertragsstrafen Forderung von 5000 €.
Bezeichnend ist folgendes am 29. Juli ist das Schreiben bei denen rausgegangen und die Frist 5.8.2015 ist heute abgelaufen. Ich finde das äußerst merkwürdig dass diese Zufälle sich so gehäuft haben.
Wenn ihr ähnliche Erfahrungen gemacht hat, scheint es mir und oder meldet es dem Hintergrund.
Nur gemeinsam kann man diesen Leuten das Handwerk legen.
Ich wünsche euch allen gute Geschäfte und weniger Betrüger.
Euer Udo Kreiter
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#1 B. Müller 2015-08-05 09:45
na super !! Sie scheuchen mit bekannten Tatsachen auf, geben aber so gut wie keine erhellenden Informationen.
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