Virtuelle Anproben: Vom Hype ist nicht mehr viel übrig

Veröffentlicht: 03.02.2016 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 03.02.2016

Das Thema virtuelle Anprobe wurde in den vergangenen Jahren heiß diskutiert und wurde teilweise als Heilsbringer im Online-Modehandel gesehen, da die virtuelle Anprobe das fehlende Verbindungsglied zwischen Inspiration und Passgenauigkeit sein sollte. Jetzt hört man nur noch wenig von dem Thema. Aber warum? Schließlich gibt es ja das ein oder andere Online-Unternehmen, das eine virtuelle Anprobe ermöglicht.

Shopping-Dame

(Bildquelle Shopping-Dame: IAKOBCHUK VIACHESLAV via Shutterstock)

„Sah das Kleid online nicht anders aus?“ – Diese eine Frage macht den Unterschied zwischen On- und Offline-Handel so deutlich wie sonst nichts. Während Beratung im Online-Shop mittlerweile für viele in der Mode-Branche kein Problem mehr ist, ist es hingegen die Anprobe. Im Netz bestellt, passt es am Ende doch nicht und schon wird das Produkt retour geschickt. Wie sehr Mode-Onlinehändler unter Retouren ächzen ist bekannt.

Kosten-Nutzen-Relation ist wenig überzeugend

Abhilfe sollten virtuelle Anproben bieten. Dass die technische Umsetzung nicht sonderlich leicht ist, sollte jedem klar sein. Und dennoch wurde die Möglichkeit heiß diskutiert und so manches Unternehmen hat sich an die Herausforderung heran getraut. So gibt es mittlerweile einige Dienstleister – unter anderem Fits.me und mixstyler.com.

Aber auch einzelne Unternehmen haben mit der Technologie experimentiert. Unter anderem auch Otto. Wie das Unternehmen jetzt auf dem eigenen Blog erklärt, wurden die geprüften Ansätze den Erwartungen hinsichtlich der Kosten-Nutzen-Relation jedoch nicht gerecht. Warum das so ist? Henning Mielkau vom Innovation Management der Otto Group sieht in den komplexen Prozessen die größte Herausforderung. „Die lückenlose, möglichst automatisierte Erfassung von Kunden- und Artikeldaten, eine schlüssige Algorithmik sowie die ansprechende Ergebnisdarstellung sind wesentliche Komponenten bei der virtuellen Anprobe. Das Zusammenspiel muss so gut funktionieren, dass der Kunde gegenüber einer Mehrfachbestellung und kostenloser Retoure einen signifikanten Mehrwert erkennt, sonst wird er die Lösung ignorieren.“

Online-Beratungsdienstleistungen haben Einfluss auf Retourenquote

Natürlich geht die Entwicklung in diesem Bereich immer weiter, denn die Vorteile einer virtuellen Anprobe liegen auf der Hand. Doch gibt es durchaus auch andere und vielleicht auch einfachere Möglichkeiten den Kunden einen guten Service in puncto Anprobe zu ermöglichen. Gerade im Bereich Mode sind umfangreiche Größentabellen mit den speziellen Maßen eine gute Möglichkeit. Auch hier ist der Aufwand nicht gerade der geringste, doch kann er sich durchaus lohnen, wenn am Ende weniger Retouren anfallen.

So zeigt die Analyse „Versand- und Retourenmanagement im E-Commerce 2015“ vom EHI Retail Institute aus dem September des letzten Jahres deutlich, das detaillierte Produktinformationen auf der Internetseite eine wichtige Maßnahme zur Senkung der Retourenquote darstellt. Mit immerhin noch 34 Prozent schätzen die befragten Online-Händler auch Online-Beratungsdienstleistungen als eine solche wichtige Maßnahme an.

Statista Grafik:  Welche Faktoren haben Ihrer Meinung nach den größten Einfluss auf die Retourenquote Ihres Online-Shops?
© Statista 2016

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