Kolumne: die NSA und der Online-Handel

Veröffentlicht: 26.10.2013 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 28.10.2013

Der NSA-Skandal erschütterte die Welt – Den Geheimpapieren und Angaben von Edward Snowden zufolge soll die NSA millionenfach Bürger abgehört haben. Auch Politiker seien von den Überwachungen betroffen gewesen. Der Vertrauensverlust in die Datensicherheit hat Folgen – auch für den E-Commerce.

Seit Anfang Juni ist bekannt, dass der US-amerikanische Geheimdienst NSA in großem Umfang Daten gesammelt und Bürger abgehört hat. Natürlich außerhalb der USA und natürlich, um die Sicherheit von Amerika zu gewährleisten. Auch in Deutschland soll die NSA Bürger überwacht haben. Die Bundesregierung reagierte eher zaghaft – man müsse die Vorwürfe klären, die USA hätten versichert, dass alles in Ordnung wäre.

Dann wurde diese Woche bekannt, dass auch das Handy von Kanzlerin Merkel abgehört wurde – ihre Telefonnummer befindet sich jedenfalls nach Angaben der Zeit in den Geheimdokumenten von Snowden. Inzwischen schaltete sich die Bundesanwaltschaft ein, die Regierung drängt auf eine rasche Aufklärung – und die Kanzlerin hat Obama persönlich angerufen.

Datenskandal wirkt sich auch auf Online-Handel aus

Die NSA-Affäre hat eine ganz besondere Folge: Das Vertrauen der Bürger in die Datensicherheit schwindet. Facebook gab, wie auf heise online zu lesen, bekannt, dass seit Bekanntwerden des Skandals die Nutzer vorsichtiger wären. Dieser Vertrauensverlust wirkt sich auch auf den Online-Handel aus.

Datensicherheit ist für viele Kunden ein großes Thema – die Bedenken des „gläsernen Kunden“ gibt es schon länger. Schließlich will die Mehrheit der Menschen nicht, dass ihre Kundendaten, was sie wann gekauft haben und wofür sie sich interessieren, von den Händlern weiterverwertet werden. Die Enthüllungen von Edward Snowden gießen Öl in genau dieses Feuer.

Eine Studie der Internet World Messe zeigte, dass Internetnutzer vom Online-Einkauf abgeschreckt wurden. Vor allem für kleinere Händler scheint dies ein großes Problem zu sein: Der Studie zufolge versucht kaufen zwei von drei Nutzern nun lieber bei größeren Händlern ein, anstatt bei kleineren und unbekannten. Große Unternehmen scheinen vertrauenswürdiger zu sein – eine Ansicht, die man durchaus hinterfragen sollte.

Politische Reaktionen: Kein Freihandelsabkommen und SWIFT

Inzwischen reagiert auch die Politik mit Maßnahmen, die den Online-Handel in Zukunft betreffen könnten. Wie Zeit Online berichtet, forderte SPD-Chef Sigmar Gabriel nach den Enthüllungen um Merkels Handy, das geplante Freihandelsabkommen mit den USA nicht zu schließen. Martin Schulz, Chef des EU-Parlaments, unterstützte die Forderung von Gabriel, viele andere EU-Politiker wollen das Abkommen ebenfalls vorerst auf Eis legen - eine eher schlechte Nachricht für Online-Händler, hätte ein solches Abkommen den internationalen Handel bedeutend stärken können.

Auch das SWIFT-Abkommen wurde nach Angaben von golem.de von der EU nun infrage gestellt: Das Parlament stimmte für eine Aussetzung der Vereinbarung, bei der die USA Daten von SWIFT, der Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication, abgreifen durfte. Nach neuen Erkenntnissen soll die NSA auch den Bankdienstleister ausspioniert haben. US-Geheimdienstkoordinator James Clapper sagte, die Spionage sei nötig „um die Vereinigten Staaten und alle unsere Verbündeten früh vor finanziellen Krisen warnen zu können, die sich negativ auf die weltweite Wirtschaft auswirken könnten“. Was aber die NSA mit wirtschaftlicher Sicherheit zu tun hat, sei einmal dahingestellt.

Die Händler und Kunden dürfte diese Entscheidung freuen – durch die Aussetzung des Abkommens würden die Zahlungsverkehrsdaten nicht an die USA gegeben werden. Damit wäre ein Stückchen Datensicherheit zurückgewonnen. Aber EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström widersprach in einer Pressemitteilung der Parlamentsentscheidung direkt: SWIFT werde nicht ausgesetzt, man warte auf eine Zusicherung der USA, dass nicht gegen die Auflagen der Vereinbarung verstoßen wurde. Das klare Zeichen des EU-Parlaments wird so wirkungslos.

Datensicherheit muss wiederhergestellt werden

Die NSA-Affäre hat also das Vertrauen der Menschen in die Datensicherheit gebrochen. Der Online-Handel steht damit vor ganz eigenen Problemen – vor allem kleine Händler könnten durch den Datenskandal große Schwierigkeiten bekommen. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Politik es schaffen wird, die Zuversicht der Menschen hinsichtlich der Datensicherheit wiederherzustellen. Das aber scheint bei den bisherigen Reaktionen der Regierungen ein wenig unwahrscheinlich.

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