Kolumne: Flyer verteilen = Guerilla-Marketing?

Veröffentlicht: 29.04.2016 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 16.04.2021

Zalando macht Guerilla-Marketing. Wie cool. Der junge, hippe Mode-Onlinehändler hat sich sicherlich richtig ins Zeug gelegt und abgefahrene Sachen gemacht. Und jetzt kommt´s: Zalando hat Flyer verteilt.

Ja, Sie haben richtig gelesen. Flyer verteilen ist ab jetzt Guerilla-Marketing. So zumindest für das ein oder andere Medium. Davon abgesehen, dass Flyer verteilen jetzt nicht sonderlich aufregend und spannend ist, ist es schon gar kein – und ich wiederhole! – gar kein Guerilla-Marketing. Aber was war jetzt eigentlich los? Die Geschichte ist kurz erzählt: Zalando hat letzten Samstag in der Frankfurter Einkaufsmeile, der Zeil, Gutscheine an Passanten verschenkt, um damit seinen Outlet-Store zu bewerben. Interessierte Shopper konnten sich dann auch gleich mit seinem Shuttle-Service zu dem Outlet fahren lassen.

So weit so gut – und vielleicht ist das Die-Leute-Ins-Shuttle-Setzen-und-damit-zum-Outlet-kutschieren auch tatsächlich ein bisschen was neues, verdient aber immer noch nicht den Namen Guerilla-Marketing. Na gut, wenn man das als Entführung wertet, ist es ein bisschen Guerilla.

Aber mal eben zur Begriffsklärung. Was ist eigentlich Guerilla-Marketing? Wikipedia erklärt, dass es sich dabei um ungewöhnliche Vermarktungsaktionen handelt, die mit geringem Mitteleinsatz eine große Wirkung versprechen. Wie der Name schon sagt, leitet sich der Begriff von der speziellen Art der Kriegsführung ab, bei der untypische Taktiken zur Zielerreichung im Hinterland des Gegners angewendet werden. Man sieht: passt nur mäßig.

Dabei gab und gibt es immer wieder richtig gute Aktionen. Bestes Beispiel war die Aktion des belgischen TV-Senders TNT, die mitten in einer kleinen Stadt einen roten Button aufgestellt haben und die Leute mit dem Schild „Push to add drama“ zum Draufdrücken einluden.

Und was dann passiert ist, glaubt ihr nie! Oder doch. Das Video zeigt es:

 

Die Aktion mag vielleicht nicht sonderlich billig gewesen sein, doch im Vergleich zum Marketing-Erfolg waren es sicherlich nur Peanuts.

Warum wird also Zalandos Flyer-und-Shuttle-Aktion so sehr gefeiert? Liegt es vielleicht daran, weil ein Online-Händler tatsächlich auf der Straße Papier-Flyer verteilt hat? Also solche, wie sie auch in jedem Paket beiliegen? Gut, da standen echte Menschen auf Straße mit denen man reden konnte. Quasi ein Gesicht zu Zalando. Aber kann das wirklich der Grund sein?

Ich weiß es nicht.

Für Zalando hat sich die Nummer nach eigener Aussage jedoch gelohnt und soll an diesem Wochenende noch einmal wiederholt werden. Und vielleicht wird es dann wirklich eine Guerilla-Marketing-Aktion. Oder auch nicht. Was auch nicht schlimm ist – nur dann, liebe Medien, benennt es bitte auch nicht so und macht aus einer Mücke keinen Elefanten.

 

Kommentare  

#1 Nika 2016-05-01 06:02
Als Marketingstuden tin versuche ich mich über aktuelle oder auch ältere Marketingaktion en von Firmen auf dem laufenden zu halten. Man will ja schließlich nicht irgendwann mit langweiligen alten Kamellen um die Ecke kommen oder 1:1 Ideen kopieren. Guerilla-Market ing ist allerdings eine komplizierte Angelegenheit, zumindest, sobald man die Theorie und damit die Definition "etwas außergewöhnlich es zu tun" verlässt. Häufig überlege ich, welche Branche, für welches Produkt o.ä. man z.B. eine Guerilla-Aktion starten könnte und wie diese aussehen könnte. Komme jedoch immer wieder zu dem Schluss, dass das meiste nicht außergewöhnlich genug ist, eher also wie die Zalando-Aktion. Ich freue mich, hier den direkten Vergleich mit TNT zu sehen. Denn ganz ehrlich? Mir ist der Atem stehen geblieben als ich das Video geguckt habe. Tolle Aktion. Man rechnet ja mit vielem, aber nicht mit geballter Ladung Action. Jedes Klischee wurde genutzt, jedes Stilmittel eingesetzt so hat man den Eindruck und die meisten Passanten scheinen freudig und erleichtert als sie feststellen, dass es "nur" ein Marketing-Gag war. Sicherlich gigantisch im Erfolg. Im Vergleich dazu wird spätestens jedem Laien klar, dass Zalandos Aktion vielleicht wirksam aber sicherlich nicht Guerilla war. Danke dafür!
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