Achtung: Satire! Bundestag entdeckt das Internet

Veröffentlicht: 19.12.2013 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 20.12.2013

Die Geschichte des Internetausschusses begann vor 6 Legislaturperioden. Na gut, eigentlich vor 24 Jahren, als Tim Berners-Lee das HTML erfand und damit den Grundstein für das World Wide Web und auch den Online-Handel legte. Aber 24 Jahre klingen so lang und 6 Legislaturperioden lassen sich noch gut verkaufen. In jedem Fall begann die Geschichte des Ausschusses, der jetzt vom Bundestag erstmals ständig eingerichtet wurde, damals im Jahr 1990.

Gruppe sitzt vor einem Laptop

(Bildquelle Gruppe vor einem Laptop: Rido via Shutterstock)

Es ist im Grunde verständlich, wieso die Politik dieses Internet noch vor einer Legislaturperiode als Hype abtat. 1990 gab es schließlich auch weit Besseres zu tun als sich um die belanglose Erfindung dieses Jungspundes aus England zu kümmern. Schließlich ging die DDR in diesem Jahr endgültig in die Knie und knapp 80 Millionen Deutsche wollten wiedervereint werden. Da verliert man schon einmal den Blick für alles, was sonst in der Welt los ist.

Nach 24 Jahren, dem Ausbau auf ISDN, dem Ausbau auf DSL, dem Anfang von Glasfasertechnik, der Filesharing-Zeit, einem NSA-Skandal, dem Drosselkom-Vorfall, einer Abmahnwelle von Porno-Guckern, der Schließung von Megaupload, Bitcoins... entdeckt die Politik also auch endlich das Internet. Und setzt alles daran, dieses Neuland zu erschließen, von dem die Kanzlerin noch im Sommer gesprochen hat. Der Internetausschuss soll die Entdeckungstour organisieren und, wie die Welt mitteilt, die Politiker des Bundestages „fachlich bei der Ausgestaltung der digitalen Lebenswelt unterstützen“. Auch ihrer eigenen digitalen Lebenswelt: Accounts auf den einschlägigen sozialen Netzwerken wurden bereits angelegt, die Politiker des Bundestages werden in Seminaren eingehend geschult, wichtige soziale Kompetenzen wie beispielsweise den Like-Button oder auch das Teilen von Beiträgen zu nutzen.

BITKOM will Workshops anbieten

Der IT-Verband BITKOM, über dessen Existenz sich die meisten Politiker bisher nicht im Klaren waren (wieder mal ein kleiner Hype von sprunghaften Jugendlichen … die inzwischen Menschen mittleren Alters sind. Aber lassen wir das) begrüßt die Entscheidung der „Silver Surfer“ aus dem Bundestag, sich an das unbekannte Medium heranzuwagen. Dieser Schritt würde vielen älteren Mitbürgern schließlich schwerfallen. Um die Politik zu unterstützen, bot auch der Verband seine Kompetenzen für Fortbildungen („Handel im Internet: Die Welt des Online-Handels“) und Workshops („Wie deinstalliere ich den Internet Explorer ohne das Internet zu löschen?“) an.

Auch wir freuen uns, die Mitglieder des Bundestages nun in der digitalen Zwischenwelt begrüßen zu dürfen. Ob der Bundestag bereits den E-Commerce entdeckt hat, ist unbekannt. In Anbetracht der Tatsache, dass Amazon erst 1994 gegründet wurde, gehen wir aber noch davon aus, dass der Online-Handel noch als Hype eingestuft wird. Aber wer weiß. Weihnachtszeit ist schließlich auch Geschenkezeit. Und für Politiker ohne viel Freizeit wäre ein Workshop zur Einführung in die Welt des Online-Shoppings doch lohnenswert.

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