Kolumne: Eine Küche für 14 Euro? Nein, danke.

Veröffentlicht: 03.01.2014 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 03.01.2014

Die stressig besinnliche Weihnachtszeit ist vorbei, der Ansturm auf die Läden weitgehend überstanden. Während des Weihnachtsgeschäftes lockten die meisten Händler ihre Kunden mit Angeboten und Aktionen. Doch auch das neue Jahr fängt mit irrsinnigen Rabattschlachten an.

Media Markt zieht dabei eines der scheinbar größten Geschütze aufs Feld: Jeder zwanzigste Kunde soll bei der Aktion nur 14 Euro für seinen gesamten Einkauf zahlen. Unabhängig davon, was gekauft wird. Gegenüber Focus Online betonte eine Sprecherin auch diesen Fakt: Selbst wenn eine Kücheneinrichtung für 3000 Euro gekauft wird, kann es diese mit viel Glück für nur 14 Euro geben. Ermittelt werden die Gewinner im Nachhinein per Los-Verfahren und erhalten dann die Differenz zwischen ihrem Einkauf und den 14 Euro zurückerstattet. Gott sei Dank, sonst würden sich in den nächsten Tagen hunderte Menschen vor den Kassen die Füße platt stehen und Kunden abzählen. Niemand würde sich als Erstes bewegen, denn er wäre nicht der zwanzigste Kunde.

Die gewaltige Geld-Zurück-Aktion soll das tun, wofür alle Angebote da sind: Mehr Kunden locken, zum Kaufen anregen, Umsätze ankurbeln. Doch wie der Focus anmerkt, scheinen viele Kunden gar nichts von der Aktion zu wissen oder sich nicht dafür zu interessieren. Die Käufe seien in den meisten Fällen sowieso geplant gewesen. Media Markt spekuliert aber scheinbar weiter auf die Wirkung des Werbe-Gags und hat in seiner Münchner Filiale die Hinweise auf das Angebot zielgenau bei teuren Artikeln jenseits der 2000-Euro-Grenze platziert. Aber es wird wohl kaum jemand durch den Laden bummeln und sich aufgrund des Angebots spontan zu einem solch teuren Kauf entscheiden. Was soll also das Ganze? Gut, Media Markt ist für seine ausgefalleneren Aktionen bekannt. Da wird auch mal gerne für einen Tag der Laden dichtgemacht, um einen Ausverkauf zu halten und dann einen Tag später ein Neueröffnungsangebot abfeiern zu können. Aufmerksamkeitswirksam, aber mehr auch nicht.

Rabattaktionen holen die Kauflust aus dem Winterschlaf

Rabattaktionen nach den Weihnachtsfeiertagen können aber auch eine gute Möglichkeit sein, um den Kaufrausch wieder anzutreiben. Nach den Weihnachtseinkäufen ist die Kauflust nämlich eher im Keller. Rabatte sollen die Kunden wieder in die Läden ziehen, zum Stöbern und schließlich zum Zugreifen animieren. Raus aus dem Winterschlaf, sozusagen. Amazon und Saturn zeigen sich hier sehr geschickt: Sie bieten derzeit Rabattaktionen für Unterhaltungselektronik an. „3 für 2“ nennt Saturn das Angebot, Amazon zog mit „3 kaufen, 2 bezahlen“ nach. Das Angebot hat gute Erfolgschancen, denn es richtet sich direkt an eine bestimmte Zielgruppe: Jugendliche, die zu Weihnachten Geldgeschenke erhalten haben. Vor allem von Verwandten oder auch Oma und Opa gibt es öfter mal Geld zum Fest. Die Großeltern wissen auch ohnehin nicht, welches „Call of Duty“ jetzt am besten verschenkt wird. Nachdem die Weihnachtstage nun überstanden und die Silvesterfeier auskuriert sind, haben die Jugendlichen Zeit, sich dem Einkauf zu widmen. Das Angebot für Filme, Musik und Games zu machen ist dabei geschickt. Schließlich gehören die bei den Jugendlichen zu den beliebtesten Artikeln.

Die Rabattaktion von Saturn und Amazon ergibt also Sinn. Weil sie sich an gezielt an eine Kundschaft richtet, die jetzt nach dem Fest genau eine solche Aktion gebrauchen kann. Somit dürften die Händler ihre Umsätze merklich ankurbeln. Netter Nebeneffekt: Die Rabattaktionen – wenn sie denn gut durchgeführt werden – eignen sich auch, um die Lagerräume noch ein wenig zu leeren und Platz für das neue Jahr zu machen. Hat man zum Weihnachtsgeschäft seine Lager vor allem mit den Artikeln gefüllt, die gerne verschenkt werden, kann man so noch eventuelle Überbleibsel an den Kunden bringen.

Angebote sollten sinnvoll sein

Rabattangebot ist also nicht Rabattangebot. Es sollte kaum verwundern, dass die Aktionen dann besonders erfolgreich sind, wenn sie sinnvoll sind. Saturn und Amazon dürften mit ihren „3 für 2“-Angeboten eben die Zielgruppe treffen, die besonders jetzt Geld ausgeben wollen. Es ist aber zweifelhaft, ob Media Markt mit seinem Angebot viele Kunden locken oder den Umsatz ankurbeln wird. Wie so oft scheint das Unternehmen eher auf den aufmerksamkeitserregenden Effekt zu setzen. Auch ich habe die Werbung gesehen, geschmunzelt und mich kurz mit meinem Mitbewohner über das Angebot unterhalten. In den Laden zieht es mich nun tzrotzdem nicht. Aber wer weiß, vielleicht sitzt in ein paar Tagen ja wirklich jemand Glückliches in seiner komplett eingerichteten, neuen 14-Euro-Küche.

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