Kolumne: Noch ist Jet.com nur im Schatten von Amazon

Veröffentlicht: 22.07.2016 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 22.07.2016

Vor ziemlich genau einem Jahr ging Jet.com als großer Amazon-Angreifer an den Markt. Damals wurde Jet.com gehypt, viele Erwartungen wurden mit dem neuen Marktplatz verbunden. Doch ob das Unternehmen tatsächlich zum großen Amazon-Konkurrenten werden kann, ist fraglich. Ursprünglich war man angetreten Amazon mit zwei Strategien anzugreifen: Zum einen wollte man sich nur über Mitgliedsgebühren der Kunden finanzieren, zum anderen wollte man die durch eine clevere Logistik gesparten Kosten direkt an die Kunden über die Preise weitergeben, die günstiger sein sollten, als bei Amazon.

Marc Lore ist im E-Commerce kein Unbekannter, immerhin hat er vor Jahren sein Unterhemen Diapers.com für einen Betrag in Millionenhöhe an Amazon verkauft. Doch sich mit dem in den USA größten E-Commerce-Unternehmen, Amazon, anzulegen, ist trotzdem gewagt.

Schon nach drei Monaten Konzept verworfen

Als Jet.com an diesem Mittwoch sein einjähriges Bestehen gefeiert hat, sprach das Unternehmen von inzwischen vier Millionen registrierten Kunden. Jeder von ihnen müsste eigentlich eine Jahresgebühr von 49,95 US-Dollar bezahlen, die bewusst unter der Gebühr von Amazon Prime liegen würde, hätte Jet.com nicht bereits drei Monate nach dem Start, eine seiner zwei Geschäftsstrategien verwerfen müssen. Jet.com hat seitdem keine Jahresgebühr mehr und ist offen für alle Online-Kunden.

Ist Jet.com mit 10 Millionen Produkten im Sortiment gestartet, hat der Online-Marktplatz inzwischen 12 Millionen Produkte im Angebot. Außerdem konnte Jet.com seine Investitionen verdoppeln und hat nun 565 Millionen US-Dollar an Investitionen.

Investoren erhoffen sich viel von Jet.com

Die zweite Strategie, Amazon über den Preis zu schlagen, scheint auch nicht aufgegangen zu sein. Denn wie das Preisanalyseunternehmen Boomerang Commerce bemerkt hat, ist Jet.com zunehmend teurer als Amazon. Das liegt vor allem daran, dass Amazon über zahlreiche Marktsegmente und Einnahmequellen verfügt und längst nicht mehr nur ein Online-Händler ist.

Bislang ist Jet.com zudem noch nicht profitabel, es ist aber auch erst ein Jahr vergangen. Amazon hat einen jahrelangen Vorsprung und auch dem Branchenprimus ist nicht immer alles gelungen, man denke nur mal an das gescheiterte Amazon Fire Phone. Es lässt sich also im Moment noch nicht sagen, wie gefährlich Jet.com Amazon werden kann. Bislang haben Alibaba und Walmart deutlich bessere Karten Amazon Marktanteile streitig zu machen.

Aber Konkurrenz belebt einem oft verwendeten Sprichwort zufolge bekanntlich das Geschäft: Deshalb alles Gute für Jet.com zum einjährigen an dieser Stelle! 

 

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