Kolumne: Mehrweg im Online-Handel? Da geht noch mehr!

Veröffentlicht: 20.01.2017 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 20.01.2017

Manche Dinge fangen schon im Kleinen an: Umweltschutz zum Beispiel. Ich glaube, die meisten Leute können sich kaum vorstellen, was ein kleiner Pappbecher Kaffee anstellen kann. – Vor allem, wenn er seine „Freunde“ mitbringt. Glaubt man der Deutschen Umwelthilfe, werden in jeder Stunde rund 320.000 Coffee-to-go-Becher verbraucht – und das allein in Deutschland. Wissen Sie, wie viele Becher das jährlich macht? Fast drei Milliarden! Drei Milliarden. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

Und was es dabei zu bedenken gibt: Obwohl der Name vielleicht anders vermuten lässt, besteht der gemeine Pappbecher eben nicht nur aus Pappe bzw. aus Papierfasern, für deren Herstellung in der Regel keine recycelten Materialien verwendet, sondern Bäume gefällt werden. Um solche Pappbecher herzustellen, verarbeitet man auch Kunststoff und demzufolge Rohöl. Natürlich ist das kein Grund, mit dem Kaffeetrinken aufzuhören!

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Die ersten Mehrweg-Initiativen gibt es. Aber offline!

Zahlreiche Unternehmen und sogar ganze Städte haben Initiativen und Projekte ins Leben gerufen, um die Flut an Pappbechern einzudämmen. Auch der Versandriese Otto ist einer von ihnen. Wie das Traditionshaus kürzlich mitteilte, verabschiedet man sich in der Hamburger Zentrale ab Februar 2017 von den kleinen papiernen Umweltsündern und setzt stattdessen auf Mehrwegbecher. Natürlich nicht auf irgendwelche, sondern auf stylishe, Otto-gebrandete Mehrwegbecher, die nachhaltig sind. Diese werden den Mitarbeitern laut Pressemitteilung zu einem vergünstigten Preis verkauf, wobei der erste Kaffee in den Bistros der Zentrale kostenlos ist. Und auch jedes weitere Getränk, das im Mehrwegbecher landet, wird mit einem Rabatt ausgeschenkt. Super Sache!

Mehrwegbecher der Firma Otto
Mehrwegbecher © Otto

Es stellt sich mir allerdings die Frage: Warum gibt es solche Projekte nicht auch für den Online-Handel? Ich muss gestehen, ich bin ein Einkaufs-Junkie. Und besonders in den vergangenen Wochen, in denen ich privat umgezogen bin, hat sich das Ausmaß meiner Online-Shopping-Sucht mal wieder gezeigt. In meiner alten Wohnung standen mir eine ganze Handvoll riesiger Pappcontainer zur Verfügung, in die ich die leeren Versandkartons meiner zahlreichen Bestellungen bedenkenlos werfen konnte. In der neuen Wohnung gestaltet sich die Lage ungleich schwieriger: Ich muss mir mit sieben anderen Parteien zwei – ich wiederhole: ZWEI – kleine Standtonnen für Pappe teilen. Wie soll das gehen? Hinzu kommt: Wir scheinen ein junges und durchaus shopping-freudiges Haus zu sein, das fest im Lieferplan der Paketboten diverser Logistiker verankert ist.

Die Paketflut ist ein Problem. Ehrlich!

Ich stand also kürzlich da, mit Pappkartons von meinen Shopping-Eskapaden – und was hab ich mir nicht alles bestellt: Neue Kleinmöbel, diverse Teppiche, Lampen, Deko, Zubehör, Vorhänge, Kissen… Und am Ende, als alle Umzugskartons ausgepackt waren, war die halbe Wohnung wieder zugestellt. Mit leeren Kartons. Das ist ein Problem, das mir persönlich bis dahin neu war, dem ich künftig aber wahrscheinlich öfter begegnen werde… Wie schön wäre es doch gewesen, wenn es Mehrweg-Kartons gewesen wären, die ich einfach hätte zurückschicken können. Es gibt schon Anbieter, die ähnliches im Sinn haben: Original Repack zum Beispiel (wir berichteten). Einfach wieder zusammenfalten, Label drauf und zurückschicken. Fertig.

Es klingt vielleicht übertrieben, aber es hat mir als Endkunden tatsächlich einige Mühe abverlangt, mein eigenes „Kartonlager“ mit Teppichmesser und Schnürband zu bewältigen und zu einer der städtischen Entsorgungsstationen zu bringen. Das könnte einfacher und vor allem umweltschonender gehen! Es würde mir das Online-Shoppen noch angenehmer machen. Mir den leicht bitteren Geschmack und den Hauch schlechtes Gewissen nehmen, wenn ich mir die Berge an Versandmaterialien ansehe, die ich als Verbraucher fabriziere… Ich wage zu hoffen, dass es irgendwann anders geht!

Kommentare  

#4 Frank Bohne 2017-01-25 15:35
Wir haben das Glück in einer großen Innenstadt zu leben und zu verkaufen. So haben wir es relativ leicht, im Fernabsatz ausschließlich Kartonagen aus dem Altpapier wieder zu verwerten - ja wir achten auf die aktuelle Verpackungsvero rdnung und nehmen nur die Kartons die bereits mit einem dualen Wertstoffzeiche n versehen sind.
An dem Artikel stört mich folgende Aussage: "..... zu einer der städtischen Entsorgungsstat ionen zu bringen." gibt es nicht flächendeckend eine Altpapier Abholung auch ohne extra Tonne, oder wenn diese voll ist?!
Wäre es nicht vielleicht auch eine Geschäftsidee die Kartons in Großstädten an den Abholtagen privat ein zu sammeln, zu sortieren und für ganz schmales Geld wieder zu verkaufen? Gerade an kleinere Händler.
Ich merke schon ein Thema um das wir uns eine Menge Gedanken machen MÜSSEN.
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#3 Thomas 2017-01-25 14:27
Das ist doch alles gar nicht so schwierig. Wir sind ein Versandunterneh men und bekommen die Ware in relativ großen Kartons geliefert, die wir leider nicht für den eigenen Versand gebrauchen können. Diese großen Kartons lassen wir regelmäßig kostenlos von einer 3km entfernten Produktionsfirm a abholen. Die können diese Kartons gut gebrauchen, wir haben Sie los und die müssen sich keine kaufen, die erst mal produziert werden müssen.
Momentan werden bei uns in der Gemeinde die Wasseruhren von einem Gemeindemitarbe iter getauscht. Diese schönen, kleinen und stabilen Kartons von den Uhren werden vom Gemeindearbeite r immer mal wieder bei uns abgeliefert. So kommen wir zu einigen hundert kleinen Kartons, die wir gut für unseren Versand gebrauchen können.
Deshalb sich einfach mal umhören, wenn man viele gut erhaltene Kartons hat. Es gibt viele Firmen, die diese mit Kusshand nehmen und so wird jeder Karton mehrmals verwendet und das Umweltgewissen etwas entlastet.
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#2 Bastian 2017-01-23 12:12
So einfach geht das leider nicht. Wenn wir unsere Verpackungen zurück nehmen würden, wären auf Grund der Größe, ein Sperrgutzuschla g für ein leeres Paket fällig. Trotz großer Abnahmemengen.. . Ich bin mir sicher, dass der Kunde das nicht bezahlen möchte.

Desweiteren sehen wir es nicht ein, leere Verpackungen durch das Land schippern zu lassen, wennn wir doch bereits die Kosten für deren Entsorgung zu tragen haben.
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#1 Marc 2017-01-20 14:44
Label drauf und zurückschicken. Fertig... ist halt auch eine Frage der Kosten. Hier werden dann auch zusätzliche ressourcen zum Transport gebraucht, die nicht gerade die Umwelt schützen.
Ohne Frage, der Ansatz ist wichtig und gut !
Aber gehen wir doch einen deutlich kürzeren Rücksendeweg.
Schon heute hat zum Beispiel die Post / DHL die tollen gelben Kisten in verschiedenen Größen.Mit Deckel , Inneneinteiler, und das ganze sogar verschliessbar.
Hier noch 2-3 sinnvolle Größen dazu, und der Postler nimmt nach Auslieferung die Kisten einfach wieder mit ins Depot.
Für den Aufwand und die Nutzung der Kisten könnte DHL dann pro Sendung eine Nutzungsgebühr verlangen. Die Kisten wären nach kürzester Zeit bezahlt!
Zudem können die Logistiker durch die genormten Kisten viel genauer ihre Kapazitäten auslasten.
Das alles als ganzes Paket, würde die Umwelt doch sicher nachhaltig entlasten (oder zumindest weniger belasten).
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