Vom YouTube-Star zum Online-Händler: Wie eine neue Generation die E-Commerce-Welt erobert

Veröffentlicht: 11.04.2017 | Geschrieben von: Christian Laude Test | Letzte Aktualisierung: 11.04.2017

Mit dem Begriff „Panini“ können wohl die meisten etwas anfangen, denn seit unzähligen Generationen werden die kultigen Sticker gesammelt, getauscht und natürlich vor allem auch geklebt. Insbesondere im Jugendalter ist dieses Hobby fast schon Pflicht und mit unzähligen Emotionen verbunden. Nun hat das Unternehmen Panini in Zusammenarbeit mit Juststickit.de vor nicht allzu langer Zeit eine Kollektion veröffentlicht, die je nach Altersgruppe für Skepsis oder Jubelschreie gesorgt hat. Die Sammlung nennt sich „Webstars 2017“ und versammelt vor allem Personen, die Videos über die Streaming-Plattform YouTube verbreiten, dort oftmals auf mehrere Millionen Zuschauer kommen – und damit zum Teil unfassbar viel Geld verdienen.

YouTube-Smartphone

mirtmirt / Shutterstock.com

Spätestens mit der Veröffentlichung der Webstars-Kollektion sollte jedem klar sein, dass die sogenannten YouTuber im Mainstream angekommen sind. Schließlich war vor allem für die älteren Semester eine ganze Zeit lang nicht klar, wie man mit den größtenteils jungen Menschen umgehen soll. Sie sind schlichtweg die Bravo-Stars der heutigen Zeit, so wie einst Boygroups oder GZSZ-Schauspieler, die auf Postern in den Kinder- und Jugendzimmern der 90er-Generation hingen.

YouTube als Sprungbrett in den Online-Handel

Nach und nach kristallisiert sich mittlerweile heraus, dass viele der YouTuber es nicht dabei belassen wollen, einfach nur Tag für Tag Videos zu produzieren. Vielmehr eröffnet ihnen ihre Bekanntheit völlig neue Wege, die sie in ihrer Karriere einschlagen können. Ein deutlich auszumachender Trend geht dahin, dass immer mehr ihre eigenen Produkte vermarkten und diese zum Teil sogar in eigenen Online-Shops verkaufen.

Doch warum wird gerade YouTube als Sprungbrett und Einstieg in den Online-Handel genutzt? YouTube als Video-Plattform ist prädestiniert dafür, sich selbst in Szene zu setzen und somit eine Marke zu schaffen. Mit der Zeit lässt sich ein eigener Stil kreieren, der den jeweiligen YouTuber von anderen abhebt und gleichzeitig eine Fan-Basis aufbaut. „Außerdem kann man in den Videos witzig und unterhaltsam andere Kanäle integrieren“, erklärt Claudia Schindela, Head of Gaming bei Spreadshirt und Masterchief of Pixel Cotton. „Wir haben einige YouTuber bzw. Musiker, die zum Beispiel ein neues Shirt in ihrer Kollektion besingen oder anschaulich erklären, welche Story hinter dem T-Shirt steckt.“ Spreadshirt als Merchandise-On-Demand-Plattform ist dabei eine von mehreren Möglichkeiten, seine Produkte online zu vertreiben.

Gründe für den Einstieg

Ab einem gewissen Popularitätslevel fordern die Fans nach Merchandising-Produkten, um dem jeweiligen „Star“ näher zu sein, aber auch, um der Außenwelt die Zuneigung zu präsentieren. Dadurch entwickelt sich eine Art Community. „Fans identifizieren sich mit ihren Idolen und wollen die Produkte kaufen sowie die Begeisterung auch mit Gleichgesinnten teilen. Dabei kann das Fan-Shirt ein erstes Erkennungsmerkmal sein“, so Schindela. Zusätzlich spielt sicherlich auch der Gedanke eine Rolle, bei jedem Kauf den YouTuber zu unterstützen. So leistet man zumindest ansatzweise Anerkennung bei einem Medium, das komplett kostenfrei konsumiert werden kann, wobei hier bedacht werden muss, dass die YouTuber durch Werbeeinnahmen oftmals gut verdienen. Auch wenn hier offizielle Zahlen schwer zu finden sind, lautet die unbestätigte Faustregel: Pro 1.000 Views gibt es einen Euro. Nebenbei bemerkt ist vielen Zuschauern gar nicht so wirklich bewusst, wie sehr sie ihren Lieblings-You- Tuber auch ohne den Kauf von Merchandise- Produkten unterstützen können, wenn sie schlicht und einfach wenigstens bei ihm den Adblocker ausstellen und die Werbung durchlaufen lassen.

YouTuber haben großen Einfluss

Auch Dennis Ben Brahim, Geschäftsführer der Hamburger Agentur „Reason“, meint zu den Gründen für die Markenbildung der You-Tuber: „Dieses Phänomen kennt man bereits aus anderen Branchen wie beispielsweise der Musik und Filmindustrie. Sobald eine gewisse Relevanz oder auch Reichweite vorhanden ist und der notwendige Personenkult erreicht wurde, ist der logische nächste Schritt die Entwicklung einer eigenen Marke und der dazugehörigen Produkte.“ Reason selbst betreut verschiedene YouTuber und ihre entsprechenden Produkte beziehungsweise Online-Shops.

Dabei profitieren Unternehmen ungemein von der Bekanntheit der YouTuber, sodass zum Beispiel Marken-Deals mit einer bekannten Kosmetiklinie für das eigene Make-up oder mit einem Duft-Label für ein individuelles Parfüm keine Seltenheit mehr sind. „YouTuber kreieren ihre eigene Marke mit bestimmten Werten und sind somit attraktiv für Unternehmenskooperationen“, erläutert Schindela. Gerade im Bereich Beauty gibt es einige bekannte Persönlichkeiten, die mit Schmink-Tutorials und Beauty-Tipps mehrere Millionen Zuschauer anlocken – und das regelmäßig.

Nicht umsonst werden die meisten bekannten YouTuber auch als marktsteuernde Influencer bezeichnet, da sie auf vielen verschiedenen Plattformen aktiv sind und dort jeweils unzählige Follower vorweisen können. Die Social Influencer erhalten oftmals große Werbe-Budgets, da sie für die Industrie von nicht zu unterschätzendem Wert sind. Sofern die Aktionen hierbei zum jeweiligen YouTuber passen (Stichwort „Authentizität“), sind die Ergebnisse größtenteils durchschlagend. „Der Gedanke, dass sich dieser Mechanismus auch für die eigenen Produkte nutzen lässt, kommt dann
entsprechend schnell auf“, erklärt Brahim den Übergang zum eigenen Handel mit Produkten.


Bei diesem Text handelt es sich um einen Ausschnitt aus dem Onlinehändler Magazin im April 2017. Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe, die Sie kostenlos online lesen oder herunterladen können. Im weiteren Verlauf des Artikels geben wir Beispiele für YouTuber, die einen eigenen Online-Shop ins Leben gerufen haben, aber auch für potenzielle Gefahrenquellen, die den jungen Gründern begegnen können.

Onlinehändler Magazin 03/17Neben diesem Thema schauen wir in der aktuellen Ausgabe unter anderem auch, wie man als Online-Händler gegen den Abmahn-Wahnsinn angehen kann. Außerdem auf der Agenda von Ausgabe 04/17: Welche Bedeutung Feiertage im Online-Handel haben, Tipps zum Einkauf von Versandmaterialien und wie Location-based Services den stationären Handel verändern.  (Bild: © Händlerbund)

 

Die aktuelle April-Ausgabe können Sie entweder hier online lesen oder sich kostenlos unter folgendem Link herunterladen:

Kostenlos herunterladen

Sie halten unser Onlinehändler Magazin lieber in den Händen? Kein Problem. Sie können diese oder andere Ausgaben als Print-Version für 4,90 Euro (inkl. MwSt. und Versand) je Ausgabe bestellen oder auch als Abo ab 14,70 Euro (inkl. MwSt. und Versand). Hier ist der Link:

Print-Version bestellen

Übrigens: Alle, die sich noch ein Abo mit der Aktuellen Ausgabe sichern erhalten unsere eBay Sonderausgabe ohne zusätzliche Kosten!

Kommentare  

#1 Fulfillment 2017-04-12 14:49
Youtube-Videos sind die neuen Produkttexte. Das alles macht nur sehr viel Sinn und es steht eben auch Jemand dahinter, der dieses Produkt wirklich in den Händen gehalten hat.
Zitieren

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.