Kolumne: Spottster wählt den Helden-Tod

Veröffentlicht: 26.05.2017 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 16.06.2017

Unternehmen scheitern. Das ist überhaupt keine Seltenheit. Hin und wieder erwischt es ein älteres Unternehmen, das schon lange am Markt etabliert war, meistens geht es aber StartUps an den Kragen. Scheitern gehört schließlich zum Leben dazu und jede Unternehmensgründung ist ein Risiko. Vor allem in der digitalen Welt gibt es viele Ideen und Modelle, deren Umsetzbarkeit und Haltbarkeit eben nur durch das Wagnis auf die Probe gestellt werden können.

Spottster ist das jüngste Beispiel eines Unternehmens, das sich nicht am Markt halten konnte. Aber das Team um Freya Oehle und Tobias Kempkensteffen zeigt Mut und hat dem Ende erhobenen Hauptes ins Auge geblickt. Als Norddeutscher kann ich nur sagen, dass ich von einem StartUp aus Hamburg kaum etwas anderes erwartet hätte. Denn die Norddeutschen sind „No Bullshit“-Menschen – knapp auf den Punkt und ohne großes Geschwafel. Beispielhaft ein (klischeehaftes) Gespräch:

„Moin.“
„Moin.“
„Und, wie is?“
„Joa, muss ja.“
„Joa.“

No Bullshit, No Marketing-Sprech

Man weiß halt einfach sofort, wie es dem Gegenüber geht. Bei Spottster heißt es zum Schluss einfach: „In Hamburg sagt man Tschüß...“. Keine großen Floskeln, kein ausschweifendes Marketing-Sprech. Auf Nachfrage gibt Freya Oehle zu verstehen, dass man das Geschäft eingestellt hat, weil es an Ertrag mangelte und die Wachstumsperspektive fehlte. Zusätzliche Investitionen hätten auch nicht den erhofften Wachstumsschub gebracht. Deshalb, so Oehle, sei man den vernünftigen Schritt gegangen.

 

Dafür ein herzliches „Hut ab“! Denn während andere Gründer sich verzweifelt an ihr Geschäft klammern und in der Insolvenz enden, hat Spottster die Zeichen erkannt und eine logische, wenn auch traurige Entscheidung einem qualvollen Ende vorgezogen. Damit erspart man schließlich auch den Investoren, den Mitarbeitern und sich selbst die emotionale Achterbahnfahrt, die ein tragischeres Ende mit sich gebracht hätte. Es ist eine Entscheidung, die höchsten Respekt verdient hat.

Auf Facebook erhält das Unternehmen unterdessen viel Zuspruch und gute Wünsche für die Zukunft. Das ist sie: Die Kultur des Scheiterns. Spottster mag sich nicht gehalten haben, aber das bedeutet keineswegs das Ende für die Gründer. Die nächste Geschäftsidee kommt sicher – und für sie hat man nun einen guten Erfahrungsschatz gesammelt.

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