Kolumne: Amazon, Rakuten & Co. entdecken mit reichlich Verspätung die Welt des Fußballs

Veröffentlicht: 14.07.2017 | Geschrieben von: Christian Laude Test | Letzte Aktualisierung: 14.07.2017

Seit rund zwei Wochen ist der japanische Online-Marktplatz Rakuten offizieller Trikotsponsor von einem der größten und traditionsreichsten Fußballvereine auf diesem Planeten, dem FC Barcelona. Damit löst Rakuten die Fluggesellschaft Qatar Airways ab und lässt sich dies insgesamt 250 Millionen Euro kosten, die in den kommenden fünf Jahren an den FC Barcelona wandern.

Rakuten-CEO Hiroshi Mikitani sprach im Zuge der Präsentation der neuen Trikots in Tokyo sogar großspurig von der „größten Partnerschaft in der Geschichte des professionellen Sports“. Der Wahrheitsgehalt dieser Aussage darf durchaus angezweifelt werden, doch fest steht in jedem Fall: Der Online-Handel und insbesondere die großen Namen entdecken mit reichlich Verspätung die beliebteste Sportart überhaupt für sich.

Fußballer als Influencer

Nicht umsonst haben Gerüchten zufolge auch andere E-Commerce-Größen wie Amazon und Ebay versucht, der neue Sponsor des FC Barcelona zu werden. Schließlich verfolgen die Spiele des spanischen Spitzenvereins weltweit Hunderte Millionen Menschen. Die Spieler selbst sind Superstars, die mehrere Millionen Follower bei den sozialen Medien haben und somit auch in gewisser Form Influencer sind, auch wenn der Begriff normalerweise eher im Zusammenhang mit Instagram- und YouTube-Stars fällt.

Einer dieser Spieler soll den Deal mit Rakuten sogar eingefädelt haben: Der Abwehrspieler Gerard Piqué ist mit der Pop-Sängerin Shakira verheiratet. Beide sollen wiederum mit dem Rakuten-Geschäftsführer befreundet sein, sodass Verhandlungen über den Deal Gerüchten zufolge bereits im Jahr 2015 bei einem Dinner in San Francisco erstmals aufgenommen wurden. So kommt wenigstens auch noch ein wenig Gossip in die ganze Angelegenheit hinzu.

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Amazon überträgt Fußball-Bundesliga & DFB-Pokal

Auch wenn Amazon letztendlich nicht der neue Sponsor des FC Barcelona geworden ist, steigt der US-Konzern dennoch, vor allem hierzulande, ins Fußballgeschäft ein. Erst heute, am 14. Juli, wurden die Pläne für die kommende Bundesliga-Saison präsentiert, an der Amazon die Audio-Rechte besitzt und dementsprechend sämtliche Partien der 1. und 2. Bundesliga sowie ausgewählte weitere Spiele über sein Streaming-Angebot Amazon Music Unlimited überträgt. Zusätzlich wurde überraschend bekannt gegeben, dass Amazon auch 63 Spiele des DFB-Pokals präsentieren wird.

Natürlich dürfte die Übertragung auf rein auditiver Ebene nicht unbedingt die Masse interessieren. Dennoch wird hierdurch deutlich, dass Amazon durchaus Interesse am Sport hat und dies zumindest der erste Schritt dahingehend ist, dort Fuß zu fassen. Eher früher als später wird Amazon Bundesligaspiele auch in Videoform übertragen und dies mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Prime-Paket verknüpfen, um so mit exklusivem Content noch mehr Kunden von einer Mitgliedschaft zu überzeugen. 

Auch kleinere Online-Händler sind als Sponsoren aktiv

Auch im kleineren Bereich, abseits von den E-Commerce-Giganten, sind mittlerweile Kooperationen zu verzeichnen: So ist beispielsweise Top12.de seit 2016 der Trikotsponsor des 1. FC Kaiserslautern, der in der 2. Fußballbundesliga spielt. Der Werkzeug-Online-Shop Contorion ist Top-Sponsor des 1. FC Union Berlin, der ebenfalls in dieser Liga aktiv ist, wobei dies nicht für die Trikots gilt. Das alles spielt sich auf einer Ebene ab, die mit den jüngsten Nachrichten bezüglich Amazon und Rakuten nicht mal ansatzweise mithalten kann – zeigt jedoch, dass auf sämtlichen Ebenen des Online-Handels aktuell Bewegung herrscht, was das Fußballgeschäft angeht.

Es lassen sich sicherlich unzählige weitere Beispiele auch aus der etwas weiter entfernten Vergangenheit heranziehen, die belegen, dass Online-Händler in irgendeiner Form Fußballvereine als Sponsor unterstützt haben. Dennoch zeigt sich in letzter Zeit verstärkt, dass sich auch die Online-Handels-Schwergewichte in der Sportart etablieren wollen. Es verwundert, dass dies in der öffentlichkeitswirksamen Form erst jetzt geschieht. Dafür wurde der Stein wohl aber nun endgültig ins Rollen gebracht.

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