Kolumne: Bundestagswahl – Warum keine Werbung im Netz?

Veröffentlicht: 22.09.2017 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 22.09.2017

Online-Werbung ist ein Milliardengeschäft. Die Kampagnen lassen sich gezielt ausspielen, die Zielgruppe wird damit genauer angesprochen. Doch das scheint zumindest den Parteien recht egal zu sein. Denn obwohl am Sonntag der neue Bundestag gewählt wird und man möglichst viele Wähler zu den Urnen mobilisieren will, hält man sich mit der Wahlwerbung im Netz doch eher zurück. Hier und da mal ein Video im Facebook-Feed – das war es auch schon fast.

Zeitgleich an der freien Luft: Man kann kaum einen Schritt machen, ohne auf drei Wahlplakate zu blicken. An jedem Laternenpfahl, an jedem Baum, an fast jeder Werbefläche klebt das Bild eines Politikers und/oder ein pfiffiger Wahlspruch, der die Menschen derart begeistern soll, dass sie am Sonntag ihr Kreuzchen an der richtigen Stelle setzen.

Werbung an den Menschen vorbei

Dabei ist das Aufhängen und anschließende Abnehmen der unendlich vielen Plakate ein gewaltiger Aufwand, verbunden mit hohen Kosten. Dazu kommen noch die Kosten und der Ärger, wenn wieder einmal zahlreiche Plakate beschmiert, zerrissen, geklaut oder anderweitig beschädigt werden. Und am Ende wandert alles doch eh in die Tonne.

Die Menschen halten sich heutzutage doch eh viel mehr im Netz auf als im Freien. Und selbst wer gerade auf dem Weg durch die Stadt ist – wer schaut sich schon die schöne Landschaft mit den Wahlplakaten an? Im Jahr 2017 nutzen die Menschen in Deutschland einer Erhebung der Postbank zufolge das Internet so lange, wie sie Vollzeit arbeiten: 42,4 Stunden verbringen die Deutschen durchschnittlich pro Woche im Netz. Wieso nutzen die Parteien also dieses Potenzial nicht stärker?

Als würden sie ihre Plakate in ihren Büros aufhängen

Gut, nun könnte man natürlich sagen, dass die Parteien durchaus Werbung machen. In den sozialen Netzwerken auf ihren Profilen. Hin und wieder mit einem bezahlten Beitrag bei Facebook. Aber da wird jeder Unternehmer, der ein wenig Werbung im Netz betreibt, sagen können, dass das nicht reicht. Werbung auf dem eigenen Profil macht nur Sinn, wenn die Zielgruppe einem schon folgt. Es wäre also so, als würden die Parteien alle ihre Wahlplakate nur in ihren Büros aufhängen. Die Menschen können die Werbung sehen, wenn sie denn vorbeischauen. Hin und wieder geht ein Kandidat dann mal auf die Straße, ruft für zwei Minuten seine Meinung und damit hätten wir einen Vergleich zur gelegentlichen Facebook-Anzeige…

Für die nächste Wahl sollten die Parteien sich in Sachen Online-Marketing endlich mal etwas fitter machen. Dafür haben sie nun ja immerhin auch vier Jahre Zeit. Bleibt nur zu hoffen, dass die gewählten Werbeformen dann nicht veraltet sind.

 

Übrigens: Irgendein Genie des Internets hat tatsächlich ein Beat’em Up zur Bundestagswahl kreiert und lässt die einzelnen Politiker im „Bundesfighter II“ äußerst humoristisch gegeneinander antreten.

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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