Händler-Kontensperrungen bei PayPal: Wenn der finanzielle Hahn abrupt zugedreht wird

Veröffentlicht: 20.12.2017 | Geschrieben von: Christian Laude | Letzte Aktualisierung: 30.06.2022

Es ist der Albtraum vieler Online-Händler: Scheinbar aus dem Nichts wurde das eigene PayPal-Konto gesperrt, sodass finanzielle Transaktionen nicht mehr möglich sind. Wie es überhaupt dazu kommt und welche Vorkehrungen getroffen werden können, sodass dieser Fall gar nicht erst eintritt – darum geht es in diesem Auszug aus unserem Onlinehändler Magazin.

Abgeschlossene Geldbörse

© DRogatnev - Shutterstock.com

Egal, ob man als Konsument Produkte online ein- oder diese als Shop-Betreiber verkauft: Am Payment-Anbieter PayPal führt schlichtweg kein Weg vorbei. Eine aktuelle Studie des Händlerbundes hat beispielsweise ergeben, dass 92 Prozent aller Online-Händler PayPal anbieten. Erst mit relativ großem Abstand folgen Vorkasse mit 75 Prozent und Kreditkarte mit 50 Prozent. Vergleichbare Studien zeichnen ein ähnliches Bild. Bei solchen Marktanteilen wird eine Sperrung des PayPal-Kontos für Händler schnell zum großen Problem.

Eine wahre Kooperationsoffensive in diesem Jahr hat zusätzlich dafür gesorgt, dass Pay-Pal kaum noch aus den Köpfen der Menschen zu streichen ist. So kann die Bezahlmöglichkeit mittlerweile auch im Nintendo-Shop, an Shell-Tankstellen und in den Shops von Apple genutzt werden. Was die Verbreitung angeht, liegt die Bezeichnung „PayPal – das Amazon unter den Payment-Anbietern“ nicht wirklich fern.  

All diese Faktoren sprechen eine eindeutige Sprache: Wenn den Verbrauchern ein reibungsloses Einkaufserlebnis garantiert werden soll, muss PayPal zwangsläufig als Bezahloption integriert sein. Dabei kann es jedoch auch zum Worst-Case-Szenario kommen – genau dann, wenn das eigene PayPal-Konto aus dem Nichts aus oftmals zunächst unerfindlichen Gründen komplett gesperrt wurde.

Insekten sorgen für Kontosperrung

So geschehen im Juli 2016, als ein auf Reptilien spezialisierter Shop aus dem sächsischen Mittweida mit diesem Problem zu kämpfen hatte. Der Vorfall ist dabei so skurril wie beispielhaft: Zu den Produkten, die sich im Angebot des digitalen Ladens befinden, gehören unter anderem kubanische Asseln. Dabei handelt es sich um Insekten, die rein gar nichts mit dem karibischen Land zu tun haben, sondern ursprünglich von den Britischen Inseln stammen. Woher der Name also stammt, ist unklar, doch PayPal sperrte dennoch das Konto des Online-Shops. Der Grund: Der Verkauf der kubanischen Insekten soll gegen das US-Handelsembargo gegen Kuba verstoßen. 

Nach mehreren (erfolglosen) Mails und Briefen an PayPal wandte sich der Shop-Betreiber an einen Anwalt, der vor dem Landgericht Chemnitz eine einstweilige Verfügung erwirkte. Die Kontensperrung wurde aufgehoben, die anschließende Erklärung von PayPal fiel folgendermaßen aus: „Nach eingehender Prüfung seitens PayPal hat sich die Kontosperrung als nicht begründet erwiesen. Infolgedessen wurde das PayPal-Konto des Händlers inzwischen wieder freigeschaltet. Darüber hinaus wurde die einstweilige Verfügung anerkannt und der Rechtsstreit beigelegt.“ 

PayPal verzichtet auf Warnhinweise

Auch wenn dieser Vorfall durchaus als speziell bezeichnet werden muss, zeigt er doch auf, wie schnell und aus welchen obskuren Gründen eine Händler-Kontosperrung erfolgen kann. Der Leitsatz von PayPal lautet nach Angaben von Sabrina Winter, Head of Communications DE/AT/CH, in diesem Zusammenhang: „Grundsätzlich erfolgt eine Einschränkung bzw. Sperrung des PayPal- Kontos, um offene Fragen oder Sachverhalte zu klären.“ 

Doch gibt es Hinweise beziehungsweise Warnungen, bevor eine derartige Handlung vollzogen wird? Tendenziell nein, sagt PayPal auf Nachfrage selbst. Eine Ausnahme besteht im sogenannten „Empfangslimit“: Sobald sich Händler dem jährlichen Empfangsbetrag nähern, der bei insgesamt 2.500 Euro liegt, erhalten sie eine Nachricht von PayPal. Dort werden sie zur Einreichung der entsprechenden Unterlagen aufgefordert und haben danach die Möglichkeit, noch vor Erreichen der Grenze die entsprechenden Informationen zu liefern.

Mögliche Gründe für eine Sperrung

Die Gründe für Kontosperrungen sind vielfältiger Natur. „Beispielhaft lassen sich unvollständige Geschäftsunterlagen oder die Umstellung des Geschäftsmodells nennen“, meint Sabrina Winter. Bei letzterem gilt: Bei einer Änderung des bestehenden Geschäfts oder der Planung einer Aktion, die kurzfristig im Vergleich zum täglichen Geschäft zu auffällig höheren Umsätzen führt, sollte im Vorfeld PayPal kontaktiert werden. „Je mehr Informationen vorliegen, desto besser lassen sich Bewegungen und Entwicklungen im PayPal-Konto des Händlers nachvollziehen“, wodurch wiederum eine Sperrung potenziell im Vorfeld verhindert werden kann.

Ein weiterer möglicher Grund für eine Kontosperrung: Kundenbeschwerden. Wenn diese zu häufig vorkommen, kann ebenfalls schnell der Zugang zum eigenen Account gekappt werden. PayPal rät in diesem Zusammenhang zu einer „professionellen“ und „korrekten“ Ausführung des eigenen Geschäfts. „Diese Maßgabe gilt auch, wenn es zu Konflikten mit dem Käufer kommt, die über PayPal gemeldet werden: Zeitnah reagieren, geforderte Antworten und Belege liefern und sich aktiv um eine Lösung des Konflikts bemühen.“


Dezemberausgabe Onlinehändler Magazin

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um einen Auszug aus unserem aktuellen Onlinehändler-Magazin (12/2017). Im vollständigen erklären wir unter anderem, wie eine Kontensperrung bereits im Vorhinein verhindert werden kann und wie PayPal bei einer Sperrung genau vorgeht.

Weiterhin haben wir uns in der Dezember-Ausgabe mit Produktfotos für Online-Shops und den richtigen Umgang mit Kundenbeschwerden beschäftigt. Außerdem lassen wir das vergangene Jahr Revue passieren und zeigen auch, welche Abmahnungen das Jahr besonders geprägt haben.

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