Kommentar: Ebay Kleinanzeigen – Dann doch lieber spenden

Veröffentlicht: 07.02.2018 | Geschrieben von: Corinna Flemming | Letzte Aktualisierung: 21.06.2022

Wie viele andere habe ich mir zu Beginn des neuen Jahres einen guten Vorsatz gesetzt: Entrümpeln. Diesem Vorhaben sind nicht nur viele meiner alten Klamotten zum Opfer gefallen, sondern eben auch Bücher, Spiele oder elektronische Geräte. Da viele davon allerdings noch recht neu und vor allem funktionsfähig waren, diese bei mir aber nur noch Staub sammelten, entschied ich mich für den Verkauf auf Ebay Kleinanzeigen. Eine Odyssee von vier Wochen folgte, bevor ich das Experiment desillusioniert wieder beendete.

via GIPHY

In diesen Wochen wurde ich mit zahlreichen Nutzern konfrontiert, die ich in folgende Gruppen eingeteilt habe: Da waren die „Drängler“, die der Meinung waren, die Nachrichtenfunktion ähnelt einem Chat. Innerhalb von zehn Minuten erhielt ich beispielsweise sechs Nachrichten mit „Hallo“, „5 Euro und sofort abholen“, „????“, „Jemand da????“, „Dann eben nicht aber dann Bescheid sagen“ und zum Schluss noch eine kleine Beleidigung hinterher. Das man an einem Dienstagvormittag einen Ebay-Chat betreiben muss, um seine Sachen loszuwerden, war mir bisher noch nicht bewusst.

Die nächste Gruppe war die größte von allen: die „Trolle". Ich kann leider nicht mehr zählen, wie oft ich Termine zum Abholen ausgemacht und meine Adresse an Wildfremde gegeben haben. In 95 Prozent der Fälle ist nie jemand aufgetaucht. Danke für die verschwendete Zeit. Dann gab es natürlich noch die „Feilscher“, die an jedem noch so günstigen Angebot etwas heraushandeln wollten. Egal ob es sich um ein 3-Euro-Playstation-Spiel handelte, was man nur für zwei Euro genommen hätte oder auch gerne um den Ort der Abholung. Sorry, aber für ein paar Euro fahre ich nicht quer durch die Stadt oder stell mich an irgendeine Straße, um auf fremde Menschen zu warten. Hätte ich das gewollt, wäre ich in ein anderes Gewerbe gegangen.

Der unverhoffte Silberstreif am Horizont

Und auch wenn ich mich nach diesen vier Wochen nun endgültig dafür entschieden habe, meine gut erhaltenden Sachen in Zukunft lieber zu spenden, hatte ich natürlich auch gute Erfahrungen bei Ebay Kleinanzeigen. So gab es Kontakte, die zwar zum vereinbarten Termin nicht aufgetaucht sind, danach aber eine ausführliche Mail mit Entschuldigung und Erklärung geschickt haben. Besonders dankbar waren auch die Beschenkten. So habe ich einige Elektrogeräte verschenkt, die zwar noch funktionierten, aber schon sehr in die Jahre gekommen waren. Von nachträglichen Dankes-Mails bis hin zu ungläubigen Übergaben, ob ich denn wirklich nichts für diese tolle Mikrowelle haben wolle, war alles dabei. Es ist also noch nicht alles verloren.

Händler, ich fühle mit euch

Durch diese Erfahrung am eigenen Leib wurde mir bewusst, mit was für Situationen sich Online-Händler oft auseinandersetzen müssen und ich habe ein größeres Verständnis für sie entwickelt. Kunden, die freche Forderungen stellen, sich grundlos beschweren oder ungerechtfertigte Bewertungen schreiben – Der Verkauf im Internet ist wahrlich kein Ponyhof. Im Gegensatz zu den Händlern musste ich in diesen Situationen wenigstens nicht immer nett bleiben, sondern konnte einem besonders dreisten Nutzer auch mal ganz ungefiltert meine Meinung geigen. Einen Luxus, den die Online-Händler natürlich nicht haben. Aber liebe Händler, bleibt stark! Schließlich gibt es auch faire Kunden, wie ich selbst erfahren habe.

Über die Autorin

Corinna Flemming
Corinna Flemming Expertin für: Internationales

Nach verschiedenen Stationen im Redaktionsumfeld wurde schließlich das Thema E-Commerce im Mai 2017 zum Job von Corinna. Seit sie Mitglied bei den OnlinehändlerNews ist, kann sie ihre Liebe zur englischen Sprache jeden Tag in ihre Arbeit einbringen und hat sich dementsprechend auf den Bereich Internationales spezialisiert.

Sie haben Fragen oder Anregungen?

Kontaktieren Sie Corinna Flemming

Kommentare  

#3 Dirk 2018-02-10 09:24
@Peter Kemper

Du sagst unverblümt die Wahrheit. Mittlerweile sind die Kunden unverschämt hoch drei.
Alles selbst mehrfach miterlebt.
Zitieren
#2 Seb 2018-02-07 19:24
"Da die Speditionen und Paketdienste nur Schäden versichert haben, die von aussen bereits zu sehen sind gucktst Du hier also auch wieder mal in die Röhre."

Gibt es da Sonderbedingung en für gewerbliche Nutzer von Logistikern? Als privater Versender mit Hermes, DHL, UPS und Co. ist meine Sendung bis zu einem bestimmten Betrag versichert. Ob da von außen bereits etwas erkennbar ist, ist dabei vollkommen unerheblich.
Zitieren
#1 Peter Kemper 2018-02-07 15:42
Ich schrei ab und an auch mal Kunden an. Oder werde selber pampig. Ich kläre die auch teils über Ihre eigenen von amazon und Co anerzogene Blödheit auf.

Z.B. die eigentlich wegen Rechtsbruch zu verbietende Floskel der Marktplätze "Versand umsonst", die die Kunden heutzutage vollkommen verblendet hat, oder das ewige Misstrauen über die Händler, aber das blinde Vertrauen in ein mit Ellenbogen kämpfenden und anteilnahmslose n Kundendiest der Plattformen usw.

Oder das fehlende Wissen darüber, das auf den Marktplätzen bis über 15% Provision kassiert werden und auf die Preise natürlich aufgeschlagen werden ... und trotzdem kaufen diese Idioten dort fleissig weiter, denen können Sie 100 mal durch die Blume andeuten, dass sie geren die Kunden auf ihrer eigenen Seite empfangen würden.

Und ebenso schusselig bis behindert und assozial den anderen Käufern gegenüber geht diese Kundenart teilweise mit Retourenwünsche n um. Es wird einfach gesagt es wäre beschädigt, teilweise sogar Fehler gephotoshopt, nur damit es keine Widerruf gibt, den bei uns Kunden zur Hälfte der Versandkosten ja selber tragen müssen, anstattdessen eine Bemängelung. Notfalls wird auch einfach mal ein Polster eingerissen ... Da die Speditionen und Paketdienste nur Schäden versichert haben, die von aussen bereits zu sehen sind gucktst Du hier also auch wieder mal in die Röhre.
Ich schätze, dass in 99% der Fälle die Kunden die Ärsche sind und nicht der Verkäufer sich fehlverhalten hat. Das bringt die Presse nie, es sind ja immer die Verkäufer.
Nciht nur der Frust, es sind bei uns Verkäufern auch noch finanzielle Verluste, die wir damit bezahlen müssen, dass wir nicht so gut anbieten können, wie wir es könnten.
Da
Zitieren

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.