Kommentar: Der Facebook-Datenskandal und seine Folgen für mich als User

Veröffentlicht: 04.04.2018 | Geschrieben von: Corinna Flemming | Letzte Aktualisierung: 04.04.2018

In den letzten Wochen bestimmte ein Thema die Medien fast komplett: Der Datenskandal um Facebook und die Analysefirma Cambridge Analytica. Dass sich das britische Unternehmen 50 Millionen Nutzerdaten zu eigen gemacht und damit die Präsidentschaftswahl in den USA 2016 beeinflusst hat, ist an sich schon ein starkes Stück. Viel mehr allerdings verärgert mich als User die Reaktionen von Facebook selber. So hat sich der US-Konzern und vor allem Gründer und CEO Mark Zuckerberg in meinen Augen zu lange Zeit gelassen, um sich zu Wort zu melden. Schließlich stellte er sich dann doch dem Druck der Medien und veröffentlichte einen ausführlichen Post auf seinem Facebook-Profil, der allerdings nur eine Aneinanderreihung der Umstände war, wie es zu dem Datenklau überhaupt kommen konnte und für mich eher wie eine Ausrede als eine wirkliche Erklärung, geschweige denn Entschuldigung klang.

Denn das ist es, auch wenn es banal klingt, was ich als Facebook-Nutzerin unter anderem wollte: Die Einsicht, das der Mega-Konzern einen entscheidenden Fehler gemacht habe, den man bereut. Auch wenn die Entschuldigung und Einsicht dann zwar in einem Interview mit dem Nachrichtensender CNN kam, dachte ich mir beim Anschauen des Videos: Too little, too late!

Wann kommen mehr als nur Versprechungen?

Auch jetzt, nachdem ein paar Wochen vergangen sind, kann Facebook nur wenig konkrete Änderungen nennen, die Nutzer beruhigen. Auch die Aussage Zuckerbergs, dass man für die Lösung des Problems „Jahre“ benötigen werde, hat nicht dazu beigetragen, dem Konzern nun mehr Vertrauen entgegen zu bringen. Erst heute wurde außerdem bekannt, dass man die im Mai vollständig in Kraft tretende Datenschutzgrundverordnung nur in Europa umsetzen, nicht aber global als Standard verwenden werde. Für alle europäischen Nutzer natürlich weniger relevant, allerdings macht man so Unterschiede, was die Datenschutzrichtlinien angeht und einige User werden sich da künftig in einer schlechteren Lage befinden. Ein Zeichen Facebooks, die strikten Richtlinien künftig auch global und für alle Länder anzuwenden, wäre in meinen Augen ein wichtiges Zeichen gewesen, dass man das Problem der Datensicherheit aktiv angehen will. Andere Firmen wie Apple beispielsweise haben bereits angekündigt, seinen Nutzern in den USA dieselbe Sicherheit und gleichen Rechte einräumen zu wollen, wie dies in Europa bald zur Pflicht wird.

Meine Zukunft bei Facebook ist noch in der Schwebe

Viele bekannte Persönlichkeiten sind bereits dem Ruf von WhatsApp-Gründer Brian Acton gefolgt und haben ihr Facebook-Profil gelöscht, so auch Elon Musk. Auch große Kunden, wie hierzulande die Commerzbank, wollen aktuell nicht mit dem sozialen Netzwerk zusammenarbeiten und pausierten ihre Kampagnen auf Facebook. Nun wird der Abgang von Musk oder den großen Werbekunden für Zuckerberg und der gesamten Führungsriege von Facebook sicherlich schmerzhafter sein als mein möglicher Exit, dennoch werden wahrscheinlich viele aktuell das soziale Netzwerk durchaus kritisch betrachten und über einen Verbleib nachdenken. Erste Konsequenzen habe ich bereits gezogen, viele Daten gelöscht, welche ich vor zehn Jahren in meiner jugendlichen Naivität bei meiner Anmeldung angegeben habe und auch die Zugriffsrechte entsprechend angepasst.

Allerdings bin ich mir noch unschlüssig, ob ich mein Profil tatsächlich behalten soll oder nicht. Vieles hängt davon ab, was sich Facebook in den nächsten Wochen und Monaten einfallen lässt, um mein Vertrauen wieder zu gewinnen. Da ich über das Netzwerk mit vielen Freunden in Kontakt bleibe und diese Möglichkeit der einfachen Kommunikation eigentlich nur ungern aufgeben möchte, hoffe ich also, dass da noch einiges kommen wird und man sich der in Europa bald vollständig Inkrafttretenden DSGVO doch etwas annehmen wird.

Über die Autorin

Corinna Flemming
Corinna Flemming Expertin für: Internationales

Nach verschiedenen Stationen im Redaktionsumfeld wurde schließlich das Thema E-Commerce im Mai 2017 zum Job von Corinna. Seit sie Mitglied bei den OnlinehändlerNews ist, kann sie ihre Liebe zur englischen Sprache jeden Tag in ihre Arbeit einbringen und hat sich dementsprechend auf den Bereich Internationales spezialisiert.

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