Kolumne: 10.000 Dollar für die Entwicklung von Alexa-Skills? Es gibt schlimmere Nebenjobs für Studenten

Veröffentlicht: 18.04.2018 | Geschrieben von: Christian Laude | Letzte Aktualisierung: 18.04.2018

Bis man die Berufswelt betreten hat und mit einem vermeintlich normalen 40-Stunden-Job ein regelmäßiges Einkommen erhält, vergeht einiges an Zeit. Je nachdem, wie ausschweifend die Ausbildung oder das Studentenleben zelebriert wird, kann der Eintritt ins Arbeitsleben auch gerne mal relativ weit nach hinten verschoben werden. Bis dahin gilt es, seinen Lifestyle in irgendeiner Form zu finanzieren. Wenn nicht gerade die Eltern bereit sind, das zu übernehmen, muss eben ein Nebenjob her, der einen erfolgreich über Wasser hält.

10.000 Dollar für Alexa-Skills

Genau das hat auch David Markey tun müssen. Markey ist 22 Jahre alt und studiert Mathematik und Wirtschafswissenschaften an der renommierten Brown University in den USA. Die Ausbildungskosten an der Universität, die sich in Providence um US-Bundesstaat Rhode Island befindet, liegen bei knapp 70.000 Dollar im Jahr. Für Markey jedoch zumindest halbwegs ein Klacks, denn er verdient quasi nebenbei mittlerweile 10.000 Dollar im Monat. Bleiben also immer noch 50.000 Dollar im Jahr übrig – für die Lebenshaltungskosten eines Studenten durchaus ansehnlich.

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Das Faszinierende ist nicht einmal unbedingt die hohe Summe an sich, die David Markey im Monat als Student verdient, sondern die Tatsache, wie er an das Geld kommt – nachzulesen beim Amazon Watchblog. Die Kurzfassung: Markey kaufte sich 2016 einen Echo-Lautsprecher, zeigte sich mit den angebotenen Alexa-Fähigkeiten („Skills“) unzufrieden und begann daraufhin, eigene Skills zu entwickeln. Relativ zeitnah wurde eine Spielefirma namens „Volley“ auf ihn aufmerksam, für die er nun 35 Stunden in der Woche arbeitet und dafür monatlich etwa 10.000 Dollar erhält.

Vergleich mit der eigenen Biographie

Das muss man gerade als Mensch, der die 90er Jahre des letzten Jahrtausends noch aufmerksam mitbekommen konnte, erst einmal sacken lassen. Natürlich werden zwangsläufig Vergleiche mit der eigenen Biographie gezogen, wenn derartige Berichte über den Bildschirm flackern. Schlagartig wandern Bildern in den Kopf, die einige Zeit zurückreichen:

Wir schreiben das Jahr 2010 und befinden uns in der unpopulärsten der drei sächsischen Großstädte. Ein Student der Germanistik steht ohne jegliche Berufserfahrung, dafür mit einem Gesundheitspass und einem eingetragenen Titel als „Mietkoch“ ausgestattet, am Grill einer Mischung aus Strandbar und Pseudo-Restaurant und dreht die Würste für stolze 5 Euro die Stunde. Das tägliche Einkommen geht nahezu komplett für die Reinigung der Kleidung flöten, die das Frittierfett in jeder einzelnen Pore jedes Mal aufs Neue vollständig einsaugt. Die drei Groschen wiederum, die dann doch irgendwie übrig bleiben, reichen gerade so aus, um die Miete für das 13-Quadratmeter-Zimmer im formschönen Neubau zu begleichen.

 

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Amazon giert nach neuen Alexa-Skills

Nun sind Parallelen zwischen jemanden, der an der Technischen Universität Chemnitz eine philosophische Richtung einschlägt, und einem Studenten, der Wirtschaftswissenschaften an einer der ältesten Universität der USA belegt, etwas weit hergeholt. Dennoch ist es faszinierend, wie weit Nebenjobs auseinanderliegen können. Während der eine Schweinefleischreste für einen absurd niedrigen Preis verteilt und dafür auch ebenso wenig erhält, entwickelt der andere für ein unverhältnismäßig hohes Gehalt neue Fähigkeiten für eine digitale Sprachassistentin, die oftmals nichts weiter als reine Spielerei sind.

An dem großzügigen Verdienst wird aber auch deutlich, wie lukrativ das Geschäft mit neuen Alexa-Skills mittlerweile geworden ist. Und das, obwohl der Markt der intelligenten Lautsprecher und der Sprachsteuerung im Allgemeinen noch vergleichsweise grün hinter den Ohren sind. Dafür sorgt eben auch Amazon selbst, die alles daran setzen, dass in Zukunft aber auch wirklich sämtlichen erdenklichen Tätigkeiten über den Echo vollzogen werden können. Im Juli 2017 gab Amazon sogar bekannt, dass zu dem Zeitpunkt die 15.000er Marke an unterschiedlichen Alexa-Skills überschritten wurde. Heute dürfte die Zahl noch weitaus höher ausfallen. Dementsprechend ist die Wahrscheinlichkeit sogar recht hoch, dass bei den 10.000 Dollar noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Gleichzeitig gilt aber auch: So schnell wird die Bratwurst nicht aussterben.

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