Klotzaufklotz: Warum das DaWanda-Aus für den Holzspezialisten kein Genickbruch ist und was ein fehlendes „L“ so anstellen kann

Veröffentlicht: 01.08.2018 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 01.08.2018

Messerblöcke, Schneidebretter, Wandtafeln oder auch Vasen – im Online-Shop Klotzaufklotz finden Kunden handgefertigte Wohn- und Einrichtungsgegenstände aus Holz. Wir haben mit Tim Binder, Mitgründer des Unternehmens, gesprochen und unter anderem erfahren, wie man eigentlich meterlange Holzbohlen einkauft, warum das DaWanda-Aus für ihn kein Weltuntergang ist und welche Hürden er mit seinem Geschäftspartner im Laufe der Zeit meistern musste. 

Ein Stück Holz wird verarbeitet
Holzverarbeitung © Klotzaufklotz

In Zeiten, in denen Kunststoffe die Welt fest im Griff haben und in denen man sich mithilfe von 3D-Druckern nahezu alles selbst ausdrucken kann, dürfte es nicht ganz einfach sein, Kunden vom Nutzen und der Qualität von Naturprodukten zu überzeugen. Und dennoch haben sich Mathias Hasselmeier und Tim Binder genau dies vorgenommen.

Mathias Hasselmeier und Tim Binder: Gründer von Klotzaufklotz

Vor sieben Jahren gründeten sie ihren Online-Shop Klotzaufklotz, in dem sie seither handgefertigte Produkte aus Holz anbieten. Ob Messerblöcke und Schneidebretter, Wandregale und Garderoben, Schmuck-Ablagen, Tablethalterungen oder Kerzenständer – die Produktpalette umfasst mittlerweile eine ganze Reihe von Wohn- und Einrichtungsgegenständen aus dem Naturmaterial. (Bild: Mathias Hasselmeier und Tim Binder © Klotzaufklotz)

Mit eigenem Shop streut man das Risiko. Bestes Beispiel: DaWanda

Obwohl eine Marktplatz-Strategie für viele Handmade-Händler außer Frage steht, waren sich Hasselmeier und Binder eigentlich von Anfang über die Bedeutung eines eigenen Online-Shops einig:

„Mathias hat damals schon angefangen, über DaWanda vereinzelt Produkt zu verkaufen. Davon hat er mir erzählt und wir sind ins Gespräch gekommen, ob ein eigener Online-Shop nicht Sinn machen würde. So haben wir nach und nach unsere erste Website online genommen und haben es bis heute nicht bereut!“, erzählt Tim Binder im Interview.

Und wie sich zeigt, war diese Strategie nicht schlecht – gerade mit Blick auf die kommende Schließung des Handmade-Portals DaWanda. Während nämlich das Aus des Marktplatzes für viele andere Händler aus dem Segment der Handwerksprodukte ein harter Schlag ist, sehen sich die Macher von Klotzaufklotz gut gerüstet. Der Vorteil eines eigenen Shops sei die Streuung des Risikos: „Hat man einen starken eigenen Online-Shop als Vertriebskanal, ist man weniger abhängig von Marktplätzen – auch das DaWanda-Aus zeigt das gerade deutlich“, so Binder.

Keine Plattform bietet die Flexibilität eines eigenen Shops

Die Risikostreuung sei allerdings nicht der einzige Vorteil: Tim Binder nennt noch einen weiteren, essenziellen Vorteil: „Ein eigener Online-Shop und Webauftritt bietet uns die Möglichkeit, unsere Produkte genau so zu präsentieren, wie wir das gerne hätten. Dort entfaltet die Marke Klotzaufklotz erst richtig ihre Wirkung.“ Nur hier sei also jene Flexibilität gegeben, die eigenen Prioritäten entsprechend herauszuarbeiten – „sowohl optisch, inhaltlich als auch technisch.“

Messerblock von Klotzaufklotz
© Klotzaufklotz

Trotz der zahlreichen Vorteile eines eigenen Online-Shops birgt jedoch nicht zuletzt auch ein eigener Online-Shop einige Hürden…

Ein Wechsel des Shopsystems – arbeitsaufwendig, aber sinnvoll

Denn während die Klotzaufklotz-Gründer vor Jahren mit einer abgeleiteten Software von XT:Commerce angefangen haben, sind im Laufe der Zeit die Anforderungen der Kunden gestiegen. Und mit dieser Veränderung hat das bestehende System irgendwann nicht mehr ausgereicht, die Kundenwünsche umfänglich zu erfüllen.

Um den Ansprüchen des Handels auch weiterhin gerecht zu werden, haben sich Hasselmeier und Binder schließlich vor vier Jahren entschieden, das Shopsystem zu wechseln und auf Shopware umzusteigen: „Das war zwar sehr arbeitsaufwendig – im Nachhinein hat sich das aber sehr gelohnt.“ Im Rahmen dieses Schrittes wurden besonders Aspekte wie Performance, die mobile Optimierung und schnelle Ladezeiten berücksichtigt.

Und da man die Qualität des Holzes im Shop natürlich nicht spüren kann, war und ist es das erklärte Ziel der Unternehmer, die gute Qualität der Produkte zum Beispiel durch genaue Produktbeschreibung und detailgetreue Bilder, zusätzlichen Informationen sowie auch Produktvideos hervorzuheben. Nur so könne man den Kunden deutlich machen, „warum es sinnvoll ist, für sehr gute Qualität mehr Geld auszugeben als z. B. bei Ikea“, erläutert Binder.

 

Gutes und regionales Holz als Basis des Geschäftskonzepts

Während große Anbieter wie eben Ikea mit preiswerten Produkten den Druck in der Branche hoch halten, will Klotzaufklotz mit anderen Werten punkten: zum Beispiel mit guter Beratung, Regionalität und Nachhaltigkeit. Zur Philosophie von Mathias Hasselmeier und Tim Binder gehört es zum Beispiel auch, auf regionale Lieferanten und langfristige Partnerschaften zu setzen:

„Wir beziehen unser Holz von verschiedenen Quellen, hauptsächlich aber von einem Holzhändler ganz in der Nähe. Hin und wieder aber auch einmal von befreundeten Unternehmen oder direkt von Forstbetriebsgemeinschaften. Wichtig bei der Wahl unserer Zulieferer ist, dass wir ihnen vertrauen können und der Prozess der Holzbeschaffung transparent ist.“ Im Online-Shop wird auch auf das FSC-Siegel der Lieferanten verwiesen, das zeigt, dass es sich um Organisationen handelt, die eine „umweltfreundliche, sozialförderliche und ökonomisch tragfähige Bewirtschaftung von Wäldern“ unterstützen.

Eierbecher von Klotzaufklotz

Anders als in anderen Handelsbereichen, in denen Ressourcen und Waren der Lieferanten nur stichprobenhaft geprüft werden, zählt bei Klotzaufklotz jede einzelne Bohle. Der Grund dafür ist, dass sich der Preis für jede Planke durch Asteinwüchse oder Risse ändern kann. „Nach dem Kauf wird das Holz dann aufgeschnitten geliefert – d. h. in Brettern, die ca. fünf Meter lang und bis zu 70 Zentimeter breit sind. Je nach Verwendungszweck schneiden wir es dann entsprechend zu und verarbeiten es weiter zu unseren Produkten.“ Diese sollen laut Binder nachhaltig, funktional, sinnvoll produziert und vor allem für eine langfristige Nutzung ausgelegt sein. (Bild: Eierbecher © Klotzaufklotz)

Wenn bei „Klotz“ das „L“ verloren geht…

Um schließlich mit den Kunden in Kontakt zu treten und auch die Kundenbindung zu pflegen, ist Klotzaufklotz in verschiedenen sozialen Netzwerken aktiv. Überraschend ist hierbei nicht, dass sich Facebook derzeit als wichtigster Marketing-Kanal zeigt, wobei hier jedoch ein leichter Rückgang festzustellen ist. Daneben ist Instagram für die Vermarktung der Holzprodukte sehr relevant. Grund ist – wie könnte es anders sein? – die sehr bilderlastige Ausrichtung des Netzwerkes. „Regelmäßig tummeln wir uns zudem noch auf Pinterest“, um mit den Kunden in Kontakt zu bleiben, ergänzt Binder.

Apropos Kundenkontakt: Auch an einem kleinen und amüsanten Stolperstein aus der Anfangszeit ließ uns Tim Binder im Interview noch teilhaben. Damals schlich sich auf der digitalen Bestellbestätigung nämlich das Fehlerteufelchen ein: Beim eigenen Unternehmensnamen Klotzaufklotz wurde das erste „L“ vergessen, sodass die Kunden hier mit dem Begriff „Kotzaufklotz“ überrascht wurden. „Was ein fehlendes „L“ so alles bewirken kann ...“

Und für die Zukunft? – Wachstum Schritt für Schritt.

Auch in Zukunft wollen die Macher von Klotzaufklotz am Ball bleiben. Nicht umsonst sehen sie im ständigen Wandel die größte Herausforderung des Online-Handels: „Unser nächstes Ziel ist der optische Relaunch unseres Shops – da arbeiten wir gerade stark darauf hin. Zudem sind gerade einige neue Produkte in der Pipeline – da sind wir gespannt, wie sie bei unseren Kunden ankommen.“

Über's Knie brechen Mathias Hasselmeier und Tim Binder solche Veränderungen allerdings nicht. „Unseren Traum leben wir gerade schon – natürlich möchten wir auch weiter wachsen – nach unserer Philosophie aber gerne Schritt für Schritt und nachhaltig gut.“

Screenshot der Website Klotzaufklotz
Screenshot © Klotzaufklotz

Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

Sie haben Fragen oder Anregungen?

Kontaktieren Sie Tina Plewinski

Kommentare  

#1 Manfred Schnack 2018-08-02 07:10
Endlich mal keine Meldung über Amazon. Diesen Multis gewährt man zuviel Aufmerksamkeit und puscht sie damit zusätzlich hoch. Klotzaufklotz gefällt mir sehr. Ein gutes Beispiel, wie es auch, oder sogar besser gehen kann. Dabei auf dem Teppich bleiben und step by step vorankommen. Ich wünsche den Beiden viel Glück.
Und die Verbraucher sollten mal endlich den "Geiz-ist-geil" Gedanken über Bord werfen.
Was nichts kostet ist auch nichts wert!
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