Meinung: Google+ wird geschlossen… ding, dong, die Hexe ist tot

Veröffentlicht: 10.10.2018 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 10.10.2018

Google+ ist tot. Das macht insofern nicht so viel aus, da Google noch viele lukrative Eisen im Feuer hat. Doch mit diesem Projekt hat Google gezeigt, dass man in Sachen Scheitern noch einigen Nachholbedarf hat.

Grabstein auf einem Friedhof
© Anna Kucherova – shutterstock.com / Mit Änderungen

Seien wir mal ehrlich: Wer nutzt heutzutage Google+? Ich persönlich bin umringt von äußerst Social-Media-affinen Menschen: von jungen Leuten, die sowohl beruflich als auch privat in den Tiefen sozialer Portale agieren, auf Facebook diskutieren, bei Twitter Meldungen verfolgen und auf Instagram ihre neuesten Errungenschaften gekonnt in Szene setzen. Aber wenn ich frage, wer Google+ nutzt, erhalte ich verschiedene Reaktionen, die alle in die gleiche Kerbe schlagen: Entweder wird die Stirn kraus gezogen, mitleidig gelächelt oder in schallendes Gelächter ausgebrochen… Und das dürfte schon einiges über die Relevanz von Google+ aussagen.

Kein Wunder also, dass sich Google dazu entschlossen hat, die kürzlich bekanntgewordene Datenpanne zu nutzen, um das hauseigene soziale Netzwerk einzustellen. Es fehlte einfach am nötigen Schwung, am Alleinstellungsmerkmal, am fluffig-coolen Design, am Mehrwert. Eigentlich an allem, was ein Dienst bieten muss, um einen Hype in der jungen, relevanten Zielgruppe auszulösen. Und ganz ehrlich: Die meisten dürfte es kaum überraschen, dass das Portal im kommenden Jahr eingeschmolzen wird.

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Google ist gescheitert. Eigentlich nicht schlimm, ABER…

Grundsätzlich ist es natürlich kein Beinbruch, dass Google seinen sozialen Ballast nun abwirft, schließlich hat der Multimilliarden-Dollar-Konzern eine ganze Armada erfolgreicher Projekte und Strategien am Laufen.

Pauschal lässt sich ja sagen: Niemand scheitert gern. Das liegt in der Natur des Menschen. Indem wir gewinnen und Erfolge verzeichnen, erhoffen wir uns in der Regel Aufmerksamkeit und Anerkennung. Und das geht runter wie Öl. Doch während es in der deutschen Mentalität irgendwie verankert zu sein scheint, dass das Scheitern etwas Schlechtes sei, hat es natürlich auch seine guten Seiten: Durch Scheitern lernen wir aus unseren Fehlern, wir werden besser… wir wachsen.

Dabei lassen sich nicht nur aus dem Scheitern im Allgemeinen gewisse Dinge über uns ablesen. Auch die Art des Scheiterns sagt viel über uns aus:

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Da Scheitern zum Lernen und Wachstum des Menschen beiträgt, sollte es meiner Meinung nach auch irgendwie würdevoll abgewickelt werden – zumindest, sofern sich das irgendwie bewerkstelligen lässt. Natürlich sollte auch im Falle eines Strauchelns nicht gleich aufgegeben werden, doch die Kunst besteht darin, zu erkennen, wann ein Projekt nicht mehr zu retten ist und dann tatsächlich den Mut aufzubringen, die Schotten dicht zu machen – das dürfte übrigens für so ziemlich alle Bereichen des Lebens gelten.

Dann sollte man nach dem Hinfallen – wie auf den beliebten Postkarten zu lesen – aufstehen, das Krönchen richten und weitermachen bzw. sich Neuem zuwenden.

Würde ist anders.

Im Fall von Google+ war das Scheitern allerdings schon beim Zuschauen schmerzhaft und hatte ganz und gar nichts Würdevolles: Es war weniger ein Scheitern als ein langsames und qualvolles Dahinsiechen. Google trieb den Gaul quasi bis zur Bewusstlosigkeit immer tiefer in die endlosen Gefilde des digitalen Niemandslandes voran. Und am Ende musste der Konzern mit dem Projekt sogar noch eine image-ankratzende Datenpanne hinnehmen – obwohl das Pferd zu diesem Zeitpunkt schon längst dem Tod geweiht gewesen sein dürfte. Schön war der Niedergang jedenfalls nicht. Und das sollte sich wahrlich niemand zum Vorbild nehmen!

Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

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