Kolumne: Online-Handel über Social Media?

Veröffentlicht: 24.01.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 24.01.2014

Online-Händler haben mittlerweile vielfältige Möglichkeiten, ihre Waren an den Kunden zu bringen: Eigene Shops und Online-Marktplätze, Werbe-Anzeigen und Social Media bilden das tägliche Geschäft. Dass dabei die sozialen Netzwerke einen immer höheren Stellenwert einnehmen, zeigen aktuelle Entwicklungen. Ein Trend, der Händler vor die Qual der Wahl stellt.

Die Lust, sich zu offenbaren

Man könnte sagen, dass sich der Mensch in seiner Entwicklung hin zum Online-Kunden einer Art Transformation unterworfen hat: Er ist von einem analogen – förmlich abgeschotteten – Wesen zu einem digitalen Verbraucher mutiert, der Produkte nicht nur kauft, sondern das Shopping förmlich zelebriert.

Der Trieb, sich und das eigene Leben zu präsentieren, seine Interessen und Errungenschaften zu offenbaren, gehören dabei zur fundamentalen Basis des Social-Media-Erfolgs. Im vergangenen Jahr nutzte der E-Commerce-Profi Sascha Lobo auf dem etailment Summit den Begriff „Datenbegeisterung“, um den Erfolg der sozialen Medien zu begründen.

Wie erreicht man nun aber als Online-Händler interessierte Kunden? Ist es nötig, jedes einzelne Netzwerk zu bedienen?

Die Konkurrenten am Markt

Es scheint schier unmöglich, auf allen Kanälen Präsenz zu zeigen! Also bleibt kleineren Händlern wohl nur die Wahl zwischen: Alle Netzwerke ein bisschen bedienen und "mit nur einer Po-Backe" den Social Media-Verkauf anzutreiben oder einen Focus setzen und ein bis zwei Portale mit vollem Einsatz und Hingabe bedienen. Doch welches ist die beste Wahl?

Wie kürzlich bekannt wurde, strebt der Kurznachrichtendienst Twitter eine Kooperation mit dem Payment-Dienst Stripe an, um sich somit den Einstieg ins erfolgreiche Online-Geschäft zu ermöglichen. Doch wer Wert auf Bilder und eine stilvolle Produktpräsentation legt, der wird wohl mit dem derzeitigen (vorrangig bilderlosen) Konzept eher Probleme haben.

Anders bei Facebook: Das Netzwerk bietet Händlern genügend Raum, Produkte mit entsprechenden Fotografien zu posten. Neben der „einfachen Variante“, ausgewählte Produkte auf der unternehmenseigenen Seite vorzustellen, können Händler auch Facebook-Shops eröffnen. Doch obwohl sich diese Möglichkeit schon seit Längerem bietet, bleibt der große Ansturm bisher aus.

Das könnte zum Beispiel daran liegen, dass in den vergangenen Monaten aus SEO-Sicht immer wieder solch gravierende Veränderungen vorgenommen wurden, dass unzählige Händler und Unternehmen einen massiven – teils fatalen – Einbruch ihrer Sichtbarkeit verlauten ließen. Um eine gute Reichweite bei der Vermarktung zu erzielen, müsste hier zumeist Geld in die Hand genommen werden, um Posts hervorzuheben. Eine finanzielle Investition, die bei kleineren Händlern auf Dauer zur Belastung werden könnte.

Auch Google+ bietet die Gelegenheit, Fotografien in recht großem Format und repräsentativ zu veröffentlichen. Ein Problem bei dieser Variante ist jedoch, dass Google keine direkten Shops für Unternehmer anbietet und sich die Vermarktung der Produkte nur durch einzelne Posts bewerkstelligen lässt. Außerdem hört man Händler klagen, dass über diesen Kanal zu wenige Nutzer erreicht werden... Daher dürften sich E-Commerce-Prozesse über Google+ im Vergleich äußerst schwierig gestalten.

Pinterest mit unterschätztem Potenzial?

Einer meiner persönlichen Lieblinge ist Pinterst. Hierzulande momentan noch ein unterschätzter Mitspieler auf dem Social Media-Spielfeld ist die Plattform von ihrem ganzen Konzept geradezu ideal für die Einbindung in den E-Commerce.

Schon das Layout – eine An- und Nebeneinanderreihung von Bildern, die letztendlich eine riesige Collage ergeben – ist so nutzerorientiert und „augenfreundlich“, dass sich andere Unternehmen wie eBay dieses Konzept abgeschaut haben. So können Kunden bzw. Nutzer mithilfe von Suchbegriffen in windeseile durch eine Unmenge an vorgeschlagenen Fotos scrollen, ohne dass Textelemente den Bilderstrom stören.

Dabei könnte man meinen, dass Pinterst einen optimalen Mittelweg zwischen den Facebook-Shops und Google+ gefunden hat. Auch hier kann man sich als Händler mit seinem Unternehmen anmelden und die Produkte repräsentativ zur Schau stellen. Anders als bei Facebook können hier die Verkaufsprozesse nicht direkt über das Portal vorgenommen werden, aber durch die Weiterleitung zum entsprechenden Shop wird der digitale Handel trotzdem leicht gemacht.

Das Netzwerk wird von vielen Usern privat genutzt, um ihre Shopping-Errungenschaften zu präsentieren, neueste Kreationen aus der Küche zu zeigen, eindrucksvolle Landschaftsfotos oder Aufnahmen anderer Art mit der Welt zu teilen. Es gibt auch Studien, die belegen, dass Pinterest als besonderes Inspirations-Instrument dient und Verkäufe dadurch anregt. Eine ideale Basis für den E-Commerce. Der kürzlich veröffentlichte Social Intelligence Report belegt zudem, dass das Netzwerk von 2012 bis zum September 2013 um 84 Prozent gewachsen ist und das Interesse der Nutzer ständig zunimmt.

Es lässt sich festhalten, dass viele soziale Netzwerke über das „normale Online-Marketing“ hinaus auch die Möglichkeit zum direkten Verkauf bieten. Welches Portal für welchen Händler das Richtige ist, hängt natürlich auch vom jeweiligen Sortiment, der Zielgruppe, den Präsentations- und Vermarktungsmöglichkeiten ab. Es gibt viele Chancen, man muss sie als Händler nur ergreifen.

Kommentare  

#1 Michael Marheine 2014-01-25 20:04
Ich sehe ja den– so meine ich noch zu wissen – Filmdienst Vine ebenfalls in der Riege mit Pinterest. Was Pinterest für Fotos, auch Instagram, das ist Vine für Filme. Kurzfilme zwar, aber da gibt es eben wegen der reduzierten Bilder und Sekunden den selben Effekt wie bei den Tweets. Man muss sehr markant und reduziert agieren, deshalb sind viele Post und Filmchen dort sehr spontan und wie ein kurzer Witz, als Karikatur quasi aufgebaut. Eben alles auf die Essenz reduziert. Ich habe tolle Ergebnisse gesehen und sehr kreative – denke, dass das auch eine sehr virale Angelegenheit sein könnte!
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