Kolumne: 25 Jahre – Happy Birthday, liebes Internet!

Veröffentlicht: 14.03.2014 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 14.03.2014

Am 12. März 1989 wurde das World Wide Web erstmals in der Forschungseinrichtung CERN von Tim Berners-Lee vorgestellt. Es ist eine Entwicklung, die unser Leben veränderte und prägte. Inzwischen können wir das Internet auf mobilen Telefonen in unserer Hosentasche immer mit uns herumtragen. Doch die letzten Jahre waren von immer größeren Sorgen und Problemen geprägt. Die wilden Jahre, so scheint es, sind vorbei.

Ich bin nur knapp älter als das World Wide Web und kann mich noch gut an den ersten Rechner in unserem Haus erinnern, den wir über ein 56k-Modem mit der Welt verbunden hatten. Eine Wunderkiste, die es ermöglichte, über Chats mit Menschen aus anderen Orten und Ländern zu kommunizieren, die mit Wikipedia Informationen zu quasi jedem Thema lieferte, mit der es nichts gab, was man nicht finden konnte. Und das nur, solange niemand im Haus das Telefon benutzen musste.

Die Frage nach dem Huhn und dem Ei

Diese Problematik wurde einige Zeit später dann mit ISDN aus der Welt geschafft. Die neue Verbindung ermöglichte es nicht nur, gleichzeitig zu surfen und zu telefonieren. Es war auch schneller. Und das Internet wurde größer, schöner und besser. Bis heute weiß ich nicht ganz, ob die Websites besser gestaltet waren, weil es die Technik hergab – oder die Technik schneller wurde, weil die Websites es verlangten. Es ist wie die Frage nach dem Huhn und dem Ei. Für mich erfolgten die Änderungen zeitgleich.

Der Zugriff auf eine DSL-Verbindung brachte dann noch einmal kurz das wundersame „Wow, ist das schnell“-Gefühl auf. Die Tatsache, dass wir einen neuen Rechner brauchten, weil der alte für das neue Internet zu langsam war, verstärkte diesen Effekt. Zu diesem Zeitpunkt war das Internet aber nicht mehr das wundersame Gebilde, welches für tägliches Staunen sorgte. Es war für mich vor allem die Zeit der Live-Chatrooms, der Internet-Foren. Viele Seiten, die ich damals besucht habe, gibt es heute gar nicht mehr. Inzwischen hat sich das World Wide Web noch stärker verändert und auch meine Sicht auf die Dinge ist differenzierter geworden. Ich habe mich verhältnismäßig lange gesträubt, ein Smartphone anzuschaffen, da ich das Internet anfangs nicht rund um die Uhr bei mir haben wollte. Amazon war vor einigen Jahren für mich ein großartiger Händler, bei dem man alles günstig kaufen konnte – heute betrachte ich das Unternehmen (zum Teil sicher auch durch meinen Beruf bedingt) kritischer. Google war nur eine nützliche Suchmaschine und greift heute in viele Lebensbereiche ein.

Es ist Zeit, erwachsen zu werden

Das mag man sicher zu einem gewissen Teil als Desillusionierung bezeichnen. Das Internet galt lange als rechtsfreier Raum. Bilder und Texte wurden ohne Bedenken kopiert, das Filesharing griff Ende der 90er um sich und brachte die Musikindustrie gegen das Internet auf. Alles war möglich und alles, was möglich war, wurde gemacht. In jüngster Zeit gaben Datenskandale und vor allem der NSA-Skandal dem „rechtsfreien“ Internet den Rest.

Es ist Zeit, erwachsen zu werden. Tim Berners-Lee forderte auf einer Konferenz eine Verfassung für das World Wide Web. Es ist Zeit, dass Regierungen endlich Rechtsprechungen für das Internet erarbeiten – ohne dabei an dem Internet vorbeizufahren, wie es in der Vergangenheit immer wieder vorkam. Auch die Digitale Gesellschaft hat über die Chancen und Gefahren nachgedacht. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Netzneutralität nicht gefährdet werden dürfe, dass die Massenüberwachung eingedämmt werden müsse und dass es ein zeitgemäßes Urheberrecht geben sollte. Dem kann ich nur zustimmen.

Das Internet hatte 25 Jahre, um sich auszutoben. Zum Erwachsenwerden gehört dazu, dass man auch mal über die Stränge schlägt. Nun ist aber die Zeit gekommen, ernsthafter zu werden und seine Zukunft zu sichern. Denn auch das gehört zum Erwachsenwerden dazu. Ich gratuliere (wenn auch nachträglich) herzlich zum 25. Geburtstag und freue mich auf die nächsten Jahre. Denn ohne dich, liebes Internet, wäre die Welt ganz anders.

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