Rückblick: Der Online-Handel im April

Veröffentlicht: 30.04.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 02.06.2014

Der April begann wie üblich mit allerlei amüsanten Nachrichten, die am 1. des Monats für zahlreiche Lacher sorgten. Doch es gab auch Unternehmen, in denen die heitere Stimmung nicht lange anhielt: Zalando zum Beispiel kämpft noch immer gegen einen gewaltigen Shitstorm. Daneben sorgten im Payment-Sektor neue Bestimmungen und Entwicklungen für viel Wirbel. Außerdem machte Amazon vor allem durch Logistik-Pläne von sich reden. In unserem Monatsrückblick haben wir die wichtigsten Themen noch einmal für Sie zusammengetragen.

Rückblick: Der Online-Handel im Januar


Vertriebsbeschränkungen, Shitstorm, Netzneutralität und ein blutendes Herz

Eines der Top-Themen im Netz war die Sicherheitslücke namens „Heartbleed“, die den gesamten digitalen Raum in Aufruhr versetzte. Hintergrund ist ein Fehler im Software-Paket OpenSSL, der es Cyberkriminellen ermöglicht, digitale Daten nicht nur auszuspähen, sondern auch zu missbrauchen. Große Multimilliarden-Dollar-Konzerne, kleine Händler, Dienstleister und auch Verbraucher waren daher in den vergangenen Wochen damit beschäftigt, entsprechende Fehler zu beheben, Sicherheitsupdates durchzuführen oder Passwörter zu ändern. Der komplette Umfang der Sicherheitslücke ist jedoch immer noch nicht ganz klar.

Das, was im europäischen Raum Anfang April gerade noch verhindert werden konnte, wird jetzt wohl in den Vereinigten Staaten zur bitteren Realität: Die Einführung eines Zwei-Klassen-Internets. Demnach haben große, zahlungskräftige Konzerne bald die Möglichkeit, sich eine schnelle Datenübertragung für ihre Serviceleistungen zu erkaufen. Kleine Unternehmen und Händler, die sich ein solches Klasse-1-Internet nicht leisten können, werden dann das Nachsehen haben.

Der Sportartikelhersteller Asics hat – genau wie viele andere Markenhersteller – den Vertrieb der eigenen Produkte an strikte Bedingungen geknüpft. So dürfen diese unter anderem nicht auf Online-Marktplätzen wie eBay oder Amazon verkauft werden. Nach Einschätzung des Bundeskartellamtes dienen die strengen Regelungen jedoch nicht der Qualitätssicherung der eigenen Marke, sondern vorrangig „der Kontrolle des Preiswettbewerbs“ und somit dem eigenen Wettbewerbsvorteil. Aus diesem Grund wandte sich die Institution mit ihrer Kritik direkt an Asics und fordert nun eine Stellungnahme.

Genau wie Asics sieht sich auch Zalando Problemen im Unternehmen entgegen: Doch bei dem Fashion-Riesen geht es wieder einmal um „unwürdige Arbeitsbedingungen“, die an den Pranger gestellt werden. Kurz nach der Ausstrahlung eines entsprechenden Enthüllungsberichts auf RTL brach ein gigantischer Shitstorm über den Mode-Händler herein, der selbst nach Wochen noch immer anhält. Zwar hat Zalando Optimierungen angekündigt, doch ob sich die verärgerten Kunden davon besänftigen lassen, bleibt noch abzuwarten.

Amazon: HighTech-Spielzeug, Prime Pantry und ein Angriff auf die Logistik-Branche

Im vergangenen Monat standen bei Amazon gleich zwei Bereiche im Fokus: Zum einen gab es wieder einige Spielereien aus der hauseigenen HighTech-Schmiede, zum anderen stand die Lieferung als Service-Faktor im Zentrum der Anstrengungen:

Lange erwartet und von den Konkurrenten gefürchtet, erschien Anfang April Amazon Fire TV, eine vorrangig sprachgesteuerte TV-Box, die nicht nur das Streamen von Filmen und Serien ermöglicht, sondern auch als Gaming-Konsole dient. Weil der US-Konzern in der Regel am Verkauf seiner Geräte nur wenig verdient (und erst später Einnahmen über Inhalte generiert) wird Fire TV wohl von Kunden als Preisknaller bewertet werden.

Als weiteres kostengünstiges Hardware-Wundergerät stellte sich Amazon Dash heraus: Der elektronische Zauberstab befindet sich momentan zwar noch in einem Testlauf, doch er soll das Einkaufsverhalten seiner Kunden nachhaltig verändern: Sobald Verbraucher merken, dass bestimmte Alltagsprodukte zur Neige gehen, können sie die entsprechenden Artikel mithilfe des integrierten Barcode-Scanners einlesen oder ihn via Mikrofon auf den digitalen Einkaufszettel von Amazon setzen. Experten erwarten sich von dem neuen Gerät Großes.

Eng an Dash gekoppelt ist wohl auch der neue Service Amazon Pantry. Der Dienst ist ausschließlich Prime Mitgliedern vorbehalten und soll haltbare Lebensmittel und Produkte des täglichen Gebrauchs schnell und einfach zu den Kunden bringen. Darüber hinaus lässt sich vermuten, dass das US-Unternehmen bald einen Einstieg ins Logistik-Geschäft plant. Weil traditionelle Versandunternehmen den steigenden Anforderungen von Amazon nicht mehr gerecht werden könnten, wird darüber spekuliert, dass der Konzern ein eigenes Versandunternehmen vorantreibt.

Blickt man auf die aktuellen Quartalszahlen, scheint Amazon vieles richtig zu machen: In den ersten Monaten stieg der Umsatz um 23 Prozent auf knapp 20 Milliarden US-Dollar: Wie gewohnt zeigen sich die Gewinne sehr schwach, weil das Unternehmen stets einen Großteil der Einnahmen investiert, um die eigene Expansion voranzutreiben.

Suchmaschinen und Social Media: Facebook "on Top", Google "on Flop"

Für Facebook war der April ein sehr guter Monat. Das soziale Netzwerk konnte seinen Umsatz um sage und schreibe 70 Prozent auf 2,5 Milliarden US-Dollar steigern und selbst die Gewinne verdreifachen. Außerdem arbeitet das Unternehmen an einem mobilen Anzeigennetzwerk, um die Einnahmen im Bereich Werbung weiter auszubauen. Doch die Expansion soll anscheinend auch in eine andere Richtung gehen: Wie wir berichteten, hat Facebook erst kürzlich eine Banklizenz in Irland beantragt, mit deren Hilfe der US-Konzern in naher Zukunft als Bezahldienst und Online-Bank in ganz Europa auftreten könnte. Große Veränderungen scheinen also ins Haus zu stehen.

Bei Google sieht die Sachlage schon wieder ganz anders aus: Das Unternehmen konnte seine Gewinne im ersten Quartal lediglich um 3 Prozent auf 3,45 Milliarden US-Dollar steigern. Dies schien den Analysten und Anlegern aber deutlich zu wenig. Die Aktie rutschte kurz nach der Veröffentlichung der Zahlen ab. Besonders ärgerlich seien wohl die sinkenden Werbeeinnahmen beim Suchmaschinen-Riesen.

Auch an anderer Stelle hängt der Segen im Hause Google schief: Es gibt Gerüchte, dass aufgrund der schwachen Entwicklungen des eigenen Dienstes Google+ das soziale Netzwerk kurz vor dem Niedergang stünde, bzw. lediglich als „Hintergrundprogramm“ weiterbetrieben werden soll.

Payment: Apple drängt auf eigenes PayPal und Gebührenänderungen bei EC- und Kreditkarten

Bei Apple scheint es derzeit hoch her zu gehen. Wie schon länger vermutet wird, will sich der US-Konzern nicht länger von eBays Bezahldienst PayPal die Ränge ablaufen lassen, sondern schon bald selbst auf den Payment-Markt drängen und einen unternehmenseigenen Bezahldienst launchen. Es würden derzeit diesbezüglich „sehr, sehr ernsthafte Anstrengungen“ unternommen.

Für den Konkurrenten PayPal hätte es allerdings in diesem Monat durchaus besser laufen können – zumindest in Deutschland. Nachdem das Unternehmen nämlich seine Nutzungsbedingungen und Datenschutzgrundsätze änderte, wurde hierzulande ein neuer Werbespot veröffentlicht, der den Bezahldienst weiter popularisieren sollte. Schade nur, dass dieser von vielen Zuschauern belächelt und verhöhnt wurde. Eine Marketingstrategie, die nach hinten losgegangen ist.

Auch im Bereich der EC- und Kreditkarten brachte der April Neuerungen: Da Kreditkarten-Zahlungen bisher bei jeder Transaktion mit teils horrenden Gebühren durch Banken verbunden war, galt die Zahlungsoption bei Händler häufig als unbeliebt. Dies soll sich nun ändern, denn das Europäische Parlament hat einer Regulierung und Deckelung der anfallenden Gebühren zugestimmt. Kaum eine Woche nach dieser Meldung wurde auch bekannt, dass die einheitlichen Händlerentgelte künftig gestrichen werden, die bisher bei einer Zahlung mit EC-Karten anfallen. Bis Umstellung soll im Herbst abgeschlossen sein.

Ansonsten hielt der April zwei besondere Ereignisse bereit: Zum einen den ersten April, an dem wie gewohnt zahlreiche lustige und einfallsreiche Schlagzeilen im Internet kursierten und für einige Schenkelklopfer gesorgt haben dürften. Zum anderen nutzen auch viele Online-Händler die Osterfeiertage, um ihre Shops entsprechend zu schmücken und Kunden mit besonderen Aktionen zu locken.

Die wichtigsten Neuigkeiten zum Thema Urteile, Recht und Gesetze hat im Übrigen unsere Juristin Dominika Cieslak hier für Sie zusammengefasst.

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