Rückblick: Der Online-Handel im Mai

Veröffentlicht: 02.06.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 30.06.2014

Der „Wonnemonat Mai“ brachte vielen Unternehmen weniger Freude und Begeisterung als der Name eigentlich vermuten lässt. So musste der Fashion-Händler Zalando immer noch mit den Nachwirkungen des Shitstorms kämpfen, während sich auch eBay einer Welle der Kritik gegenübersah. Außerdem wurde Amazon nicht nur mit Spott aus der Online-Welt bedacht, sondern ist zudem dabei, einen Kleinkrieg um Konditionen im Bereich digitaler Bücher auszufechten. Weitere News gab es außerdem von der Deutschen Post sowie von Weltbild und Google. Erfahren Sie mehr in unserem Monatsrückblick.

Rückblick: Der Online-Handel im Januar


Google: Recht auf Vergessen, Panda, Online-Kiosk und Verdacht auf AdSense-Betrug

Hoch her ging es im Mai beim Suchmaschinen-Riesen Google. In die Negativschlagzeilen geriet das Unternehmen, weil es angeblich AdSense-Kunden systematisch betrogen haben soll. Den Anstoß zu einer bevorstehenden Sammelklage hatte angeblich ein ehemaliger Mitarbeiter gegeben: Dieser behauptete, dass Google kurz vor fälligen Zahlungen die betroffenen AdSense-Konten bewusst sperrt, um auf diesem Wege die ausstehenden Geldprämien nicht auszahlen zu müssen.

Für das größte mediale Aufsehen sorgte zudem der Europäische Gerichtshof. Er entschied, dass das Internet kein Ort des ewigen Wissens ist und zwingt Google im Zuge eines Urteils dazu, unter gewissen Umständen, Links zu löschen. Diese Entscheidung hat in der Zwischenzeit zu einem massiven Ansturm der User geführt, die bereits am ersten Tag zu Tausenden unliebsame Verweise auf ihre eigene Person aus dem Netz tilgen wollten.

Apropos „unliebsam“: Mit seinem aktuellen Groß-Update hat sich Google mal wieder viele Feinde geschaffen. Der neue Panda (4.0) hat das Internet ordentlich auf den Kopf gestellt und einige Unternehmen im digitalen Ranking abstürzen lassen: Zu den großen Verlierern gehört eBay – und dementsprechend auch die zahlreichen eBay-Händler. Gewonnen hat vor allem Seiten „mit einem hohen Anteil längerer, redaktioneller Texte“.

Auch was den Service und die umfassenden Funktionen anbetrifft, gab es bei Google einige Änderungen: In einem neuen digitalen Kiosk finden Nutzer beispielsweise zum Start rund 130 deutschsprachige Zeitungen, Magazine und aktuelle Veröffentlichungen. Auch Stars der Online-Szene dürften auf ihre Kosten kommen, denn Google hat angekündigt, eine Crowdfunding-Funktion in seine Videoplattform zu integrieren. Auf diesem Wege können Fans ihre Youtube-Stars künftig nicht nur durch Klicks, sondern auch finanziell unterstützen.

eBay kämpft mit Hackerangriff und unzufriedenen Händlern

Der Mai war für eBay im Großen und Ganzen ein schwarzer Monat. Nicht nur, dass der Online-Marktplatz durch das neue Google-Update viele Rankings beim Suchmaschinen-Riesen einbüßen musste – die vergangenen Wochen waren auch geprägt durch den Hackerangriff und dessen Nachwirkungen.

Zwar habe das Unternehmen die Öffentlichkeit über die Cyberattacke informiert und seine Nutzer zum Wohle der Sicherheit gezwungen, die Passwörter zu ändern, dennoch gab es viel Kritik an eBay. In Foren und sozialen Medien beklagten sich Verbraucher darüber, dass eine offizielle Stellungnahme erst viel zu spät erfolgt sei und die Medien eher reagiert haben als eBay selbst.

Die genauen Hintergründe und Prozesse des Hackerangriffs sind noch nicht völlig klar: EBay soll jedoch bereits vor Monaten von einem Mitarbeiter auf eine gefährliche Sicherheitslücke aufmerksam gemacht worden sein, diese aber als „akzeptables Risiko“ eingestuft und ignoriert haben. Um die Umstände und etwaiges Fehlverhalten des Unternehmens festzustellen, haben US-Behörden die Ermittlungen im Hacker-Fall aufgenommen. Um nach dem Hackerangriff Schadensbegrenzung zu betreiben, hat eBay nun die Verkaufsprovisionen und Angebotsgebühren in bestimmten Fällen gestrichen. Ob dies die Händler besänftigt, bleibt abzuwarten.

Neben erzürnten Nutzern rund um den Globus kämpft eBay auch noch an anderer Front – und zwar mit unzufriedenen Händlern. Weil der Online-Marktplatz im Zuge der umfassenden Frühjahrsänderungen auch Hand an das Gebührenmodell gelegt hat und nun beispielsweise auch Provisionen auf Versandkosten erhebt, hagelt es teils massive Kritik. Auch auf der Jahrestagung von eBay beklagte sich ein Händler, weil die neuen Regularien der Verkäuferbewertungen unverhältnismäßig streng und wenig durchdacht seien. Aus diesem Grund werden wohl in den kommenden Wochen nicht wenige Verkäufer (trotz positiver Kundenfeedbacks) ihren Top-Status verlieren. Es bleibt zu hoffen, dass eBay an dieser Stelle noch einmal nachbessert!

Amazon setzt auf Verschwiegenheit, erntet Spott und soll Verlage erpressen

Fotos von Gegenständen oder Personen vor weißem Hintergrund sind in der Online-Welt und im Handel allgemein so üblich wie Bäume im Wald. Dies hat Amazon jedoch nicht davon abgehalten, sich ein Patent auf das entsprechende Fotografie-Konstrukt zu sichern. Und wie sich zum Erstaunen der meisten herausstellte, hat das zuständige Patentamt dem Antrag sogar stattgegeben. Ob Händlern künftig untersagt ist, ihre Produkte vor einem weißem Nichts darzustellen, bleibt anzuzweifeln. Gewiss ist jedoch, dass sich Amazon mit diesem Foto-Patent dem Spott der Öffentlichkeit preisgegeben hat. Herzlichen Glückwunsch!

Weitere Häme, aber auch und vor allem Kritik muss sich Amazon im Zuge des laufenden E-Book-Streits gefallen lassen. Es geht wieder einmal ums Geld: Das US-Unternehmen will Verlage zu höheren Rabatten im digitalen Buch-Segment zwingen. Um dies zu erreichen soll Amazon nicht nur den Versand vieler Bücher verzögern, sondern auch Exemplare bestimmter Verlage über einen gewissen Zeitraum vollständig aus dem Sortiment genommen haben. Ein prominentes Beispiel ist unter anderem das neue Buch der Harry Potter-Autorin Joanne K. Rowling, welches sich auf dem amerikanischen Portal bis heute nicht als Hardcover-Fassung vorbestellen lässt.

Verlage und Brancheninsider sprechen in den Medien von Erpressung und Machtmissbrauch des Konzerns. Amazon hingegen, das sich in solchen Belangen für gewöhnlich nicht an die Öffentlichkeit wendet, fühlt sich zu Unrecht kritisiert: Man handle ausschließlich „im Namen der Kunden“.

Für Kunden gibt es darüber hinaus auch eine neue Funktion: Durch eine Kooperation mit Twitter können User nun auch mithilfe eines Hashtags Produkte über das Social Media-Portal direkt in ihre Amazon-Warenkörbe legen. #AmazonCart heißt der neue Dienst und ist vorerst lediglich für den US-amerikanischen sowie den britischen Markt konzipiert.

Deutsche Post: Von Preisdumping-Vorwürfen und einem Paketkasten-Monopol

Die Preisgestaltung der Deutschen Post steht unter kritischer Beobachtung: Im Großkunden-Bereich soll das Logistik-Unternehmen den freien Wettbewerb durch Dumping-Preise behindert haben. Aus diesem Grund hat sich nun auch das Bundeskartellamt eingeschaltet und will die unternehmensinternen Prozesse und Angebote untersuchen. Schon über ein Jahr soll die Behörde die Tarife der Deutschen Post im Blick haben. Betroffen sind vor allem die Verträge mit Banken, Versicherungen oder Telekommunikationsunternehmen.

Auch mit seinen neuen Paketkästen war die Deutsche Post in aller Munde: Die Metallboxen sind vor allem für Eigenheimbesitzer angedacht und sollen sowohl dem Empfang als auch dem Versand von Päckchen, Paketen und größeren Lieferungen dienen. Nach Aussagen des Unternehmens handelt es sich um „die größte Erfindung seit dem Briefkasten“.

Konkurrierende Unternehmen und der BdKEP (der Bundesverband der Kurier-Express-Post-Dienste e. V.) sehen in den neuen DHL-Paketkästen einen Versuch, das Monopol der Deutschen Post weiter auszubauen. Sie plädieren für unternehmens-unabhängige Boxen, die von allen (also auch konkurrierenden) Logistik-Unternehmen verwendet werden können. Eine solche Variante wäre nicht nur besser für den Wettbewerb, sondern auch im Sinne der Verbraucher.

Zalando mit Nachwehen, Weltbild-Rettung mit Haken

Auch im Monat Mai beschäftigten sich die Medien noch mit den angeprangerten Arbeitsbedingungen beim Versandhändler Zalando. Nachdem im April ein gigantischer Shitstorm über dem Fashion-Riesen wütete, scheinen sich nun die Wogen allmählich zu glätten. Nichtsdestoweniger hat Zalando eine einstweilige Verfügung gegen den auslösenden RTL-Bericht erwirkt: Einige „zentrale Teile der Berichterstattung“ entsprechen demzufolge nicht der Wahrheit und dürfen aus diesem Grunde nicht weiter medial verbreitet werden. Ob Richtigstellung oder Haarspalterei – die Negativschlagzeilen dürften vielen noch lange im Gedächtnis bleiben.

Mitte des Monats konnte man wohl ein großes Aufatmen in den Gängen von Weltbild hören. Das Münchener Beteiligungsunternehmen Paragon hatte angekündigt, die Mehrheit an der angeschlagenen Buchhandelskette zu übernehmen und diese mitsamt aller Bereiche (sowohl der „Tolino“-Sparte als auch der Katalog- und Filialgeschäfte) zu erhalten. Doch wo die meisten Mitarbeiter anfänglich die ersehnte Rettung sahen, stellte sich später heraus, dass auch die Übernahme ihre Schattenseite hat: In einer dritten Entlassungswelle müssen wohl mehr als 100 Angestellte ihre Plätze räumen. Dieser Schritt sei notwendig, um die Zukunft von Weltbild zu sichern.

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.