Kolumne: Kauft Amazon Online-Modehändler Asos?

Veröffentlicht: 10.10.2014 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 10.10.2014

Das Finanzinstitut UBS hat in dieser Woche dafür gesorgt, dass in der Online-Branche über eine mögliche Übernahme des Online-Modehändlers Asos durch Amazon spekuliert wird. UBS lieferte dafür drei Hauptargumente. Erstens: Asos habe eine zu schlecht ausgebaute IT- und Logistikinfrastruktur, um langfristig im Online-Modehandel wettbewerbsfähig zu bleiben. Zweitens: Amazon möchte seinen Online-Modebereich ausbauen und verfügt über eine IT- und Logistikinfrastruktur, die Asos offenbar fehlt. Drittens: Der Aktienwert von Asos ist im Moment auf einem Langzeittief und würde Amazon eine Beteiligung besonders preiswert ermöglichen.

Doch wie wahrscheinlich ist es, dass Amazon tatsächlich in nächster Zeit den Online-Modehändler Asos übernimmt?

Die Produkte von Asos passen gut zu Amazon

Dass Amazon sich schon länger für das Produktsegment Bekleidung und Mode interessiert ist richtig. In dieser Woche hat Amazon einen eigenen Jacken & Mantel Store gelauncht. Erstmals vertreibt Amazon nun selbst Markenprodukte von Boss Orange, Tommy Hilfiger oder Esprit selbst über seinen Marktplatz. Asos hingegen betont, stets auf junge, eigene Designer zu setzen und so ein einzigartiges Produktsortiment zu haben. Durch eine Übernahme oder Beteiligung würde Amazon auch dieses einzigartige Angebot in seinen Marktplatz bekommen.

Amazon hat schon ähnliche Mode-Shops gekauft

Amazon hat in der Vergangenheit mehrmals gezeigt, dass das Unternehmen am Modehandel besonders interessiert ist. Im Jahr 2009 kaufte Amazon den Online-Schuh und Modehändler Zappos für rund 850 Millionen US-Dollar. Neben dem Produktsortiment von Zappos kaufte sich Amazon damals auch das richtige Know-how für die IT- und Logistikprozesse eines Modehändlers, samt geschulten Mitarbeitern, ein. Drei Jahre zuvor hat Amazon bereits einen Online-Modehändler gekauft, der ähnlich wie Asos heute auf eigene Designer setzt, nämlich den britischen Online-Modehändler Shopbop. Shopbop ist allerdings eher als Nischen-Shop einzuordnen und verfügt nicht über die Größe und Marktrelevanz wie Asos. Amazon könnte also vor zwei Szenarien stehen: Entweder man versucht selbst Shopbop zum Asos- und Zalando-Konkurrenten aufbauen, oder man übernimmt einfach Asos und gewinnt dadurch Zeit. Letztere Strategie passt besser zum bisherigen Wirtschaftsdenken von Amazon.

Amazon und Asos sind beide in London aktiv

Der Online-Modehändler Asos hat seinen Hauptsitz in London, auch wenn zusätzlich in Ländern wie Deutschland oder USA lokale Ableger aktiv sind. Den meisten Umsatz macht Asos im UK und dort hat Amazon über die gesamte Insel verteilt bislang fünf Logistikzentren und ein Softwarezentrum. Zudem experimentiert Amazon UK gerne mit Versandlösungen, wie zum Beispiel den Abholkästen in London oder der Beteiligung am Versanddienstleister Yodel. Asos selbst verfügt in UK nur über ein zentrales Logistikzentrum in Barnsley, dass ungefähr in der Mitte von Großbritannien liegt. Asos könnte also nur zu gut von den Logistik- und Versandstrukturen von Amazon profitieren.

Amazon schon bereit für neue Investitionen?

Ob Amazon allerdings bereit ist, erneut einen mehrstelligen Millionen- oder gar Milliardenbetrag für ein Unternehmen auszugeben, bleibt fraglich. Schließlich hat Amazon erst vor kurzem das Spieleportal Twitch für rund eine Milliarde gekauft und außerdem könnten dank einer Ermittlung der EU-Kommission, ziemlich hohe Steuernachzahlungen bald ins Haus stehen. Auf der anderen Seite sind die Asos-Aktien gerade besonders günstig. Wenn Amazon sich Asos tatsächlich gönnen will, dann wäre jetzt dafür zweifellos ein guter Zeitpunkt.

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