Negativpreis „Plagiarius“

Das sind die schlechtesten Produktfälschungen des Jahres

Veröffentlicht: 26.04.2022 | Geschrieben von: Ricarda Eichler | Letzte Aktualisierung: 01.07.2022
Plagiarius Hyänen-Preis: Mitte: Original / Außen: Plagiate

Bereits zum 46. Mal vergab der Verein Plagiarius e. V. jetzt den Negativpreis „Plagiarius“. Angenommen wird die Trophäe, die einen Zwerg mit goldener Nase zeigt, dabei praktisch nie – denn schließlich würden die Preisträger sich damit öffentlich dazu bekennen, sich mit dem geistigen Eigentum anderer buchstäblich eine „goldene Nase“ verdient zu haben. Wie die acht diesjährigen Gewinner zeigen, können die Fälschungen dabei aber nicht nur den Finanzen der tatsächlichen Patent-Inhaber schaden, sondern auch für den Endverbraucher eine Gefahr darstellen. 

Darum sind Fälschungen so gefährlich

Die drei Hauptpreisträger des Plagiarius 2022 sind ein innovatives und nachhaltiges Picknick-Besteck, ein Druckmessgerät sowie ein Kugellager. Bei allen drei Produktkategorien wird dabei schnell klar, dass minderwertige Fälschungen hier eine große Gefahr darstellen können. Chemische Stoffe im Besteck, Unfälle aufgrund fehlerhaft justierter Geräte durch falschen Druck: neben diesen Gefahren, welche die Fälscher in Kauf nehmen, ziehen sie damit potenziell auch den guten Namen der Marken in den Dreck.

Plagiarius e.V.

Das Besteckset „Klikk“ der Marke Koziol landete dabei auf dem ersten Platz. Nicht nur, dass der minderwertige Kunststoff dem nachhaltigen Gedanken des Originals entgegensteht. Produktionsmängel des in China produzierten Plagiats führen hier außerdem dazu, dass sich das Set nach kurzem Gebrauch bereits nicht mehr, wie eigentlich angedacht, zusammenstecken lässt. Das auf dem zweiten Platz gelandete Druckmessgerät eines indischen Herstellers geht sogar so weit, den Namen des eigentlichen Herstellers, Wika, direkt ins Display zu drucken.

Das suggeriert unwissenden Kunden direkt, es hier mit einem Originalprodukt zu tun zu haben und nicht nur einem ähnlichen Produkt eines anderen Herstellers. Die Firma Wika steht dabei für Präzision, Qualität und Sicherheit – Attribute, mit denen die Fälschung sich definitiv nicht brüsten kann. Ähnliches gilt für die Schaeffler-Kugellager, welche durch das chinesische Unternehmen Giant kopiert wurden. Neben einer immensen Unfallgefahr für ausführende Mitarbeiter müssen Kunden, welche an ein Plagiat gerieten, hier auch oft mit hohen Reparaturkosten rechnen. China gilt generell als eines der Zentren der Fälschungsindustrie, wie auch eine Amazon-Razzia gegen eine Fälscherfabrik gezeigt hat, über die Amazon Watchblog berichtet.

Neben den drei Hauptpreisen vergab Plagiarius in diesem Jahr auch vier weitere gleichrangige Auszeichnungen sowie einen Sonderpreis, den „Hyänen-Preis“. Dieser wurde einer ganzen Armada von Fälschungen für das Knipex-Schaltschlüsselwerkzeug „Twinkey“ verliehen. Binnen der letzten drei Jahre wurde dieses Produkt dabei ganze 9.500 Mal gefälscht. Eine Situation, in der sich der Originalhersteller nahezu wie durch ein Rudel Hyänen umstellt fühlt.

Die weiteren vier Auszeichnungen betreffen nicht minder dreiste Fälschungen, welche aber insgesamt mit einem geringeren Schadenspotential einhergehen. Bei einem Designerhemd mit Motiven eines Künstlers wurde beispielsweise lediglich die Bildanordnung geändert und versucht, Kunden mit einem Siebtel des Originalpreises zu locken. Die Taschenvariante des Klikk-Bestecks von Koziol wurde vom sonst für seine Fast Fashion Angebote bekannten Marktplatz Shein kopiert. 

Dreiste Fälschungen verweisen sogar auf Original von VW

Besonders dreist erscheint auch ein italienischer Hersteller für Auto-Zubehör. Auf eine Radkappe mit gefälschtem VW-Logo druckte dieser einfach die Worte „Kein Original-Produkt, aber austauschbar“. Neben VW könne man sich dort auch einfach andere Logos ganz nach Belieben einsetzen lassen. Die offensichtliche Markenrechtsverletzung wird derzeit in Italien vor Gericht verhandelt. Zu guter Letzt zeigt sich, dass nicht nur ausländische Unternehmen des Fälschens mächtig sind. Die hochwertige Futter-Bar „Cat-Diner“ für Katzen wurde von einem nicht namentlich genannten deutschen Discounter nachgeahmt. 

Plagiarius e.V.

Schaden durch Fake-Produkte: Kunden sollen sensibilisiert werden

Der Plagiarius e.V. ist ein eingetragener Verein und stellt keine Rechtsinstanz dar. Die angeprangerten Produkte werden durch den verliehenen Preis nicht automatisch rechtlich belangt. Vielmehr geht es hier darum, öffentlich dafür zu sensibilisieren, welcher Schaden durch Produktfälschungen verursacht wird. 

Der Verein ruft Endverbraucher dazu auf, unfassbar günstige Preise für Markenprodukte zu hinterfragen. Besonders durch den massiven Anstieg des Online-Handels in den letzten Jahren sind viele Kunden von der Vielzahl von Optionen leicht überwältigt und greifen unbedacht zu Schnäppchen. Doch genau dieses unreflektierte Konsumieren macht es Produktfälschern leicht und entzieht qualitativen Markenherstellern zunehmend die Kundschaft. 

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Über die Autorin

Ricarda Eichler
Ricarda Eichler Expertin für: Nachhaltigkeit

Ricarda ist im Juli 2021 als Redakteurin zum OHN-Team gestoßen. Zuvor war sie im Bereich Marketing und Promotion für den Einzelhandel tätig. Das Schreiben hat sie schon immer fasziniert und so fand sie über Film- und Serienrezensionen schließlich den Einstieg in die Redaktionswelt.

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