Verbraucherstudie

Die Hälfte der Deutschen würde mehr für Produkte aus Kreislaufwirtschaft zahlen

Veröffentlicht: 26.09.2022 | Geschrieben von: Ricarda Eichler | Letzte Aktualisierung: 27.09.2022
Hand mit grüner Erde und Kreislauf-Symbol

Für die Mehrheit der Deutschen spielt es für die Kaufentscheidung eine Rolle, ob ein Produkt von einem Unternehmen stammt, das Maßnahmen zur Kreislaufwirtschaft fördert. Das zeigt eine Umfrage zum Thema Kreislaufwirtschaft des Münchener Software-Unternehmens Software Advice unter 1.010 Deutschen über 18 Jahren.

In den Augen der Verbraucher fokussiere vor allem die Textilbranche das Thema stark, fasst Fashionunited die Ergebnisse der Befragung zusammen. 

Textilbranche setzt Kreislaufwirtschaft am besten um

Dass die Textilbranche die am umweltfreundlichsten agierende Branche sein soll, überrascht dabei sehr. Schließlich gilt sie mit ihren unfairen Produktionsbedingungen und billig produzierter Fast Fashion gemeinhin eher weniger als umweltfreundlich. Dennoch gaben 43 Prozent der Befragten an, die Textilindustrie würde die Ideale der Kreislaufwirtschaft immerhin „etwas umsetzen“. 

Für 11 Prozent erscheinen die Bemühungen im Textilsektor sogar „stark“. Deutlich schlechter schnitt die Chemiebranche ab: Hier sahen 48 Prozent der Befragten das Thema als „wenig“, 26 Prozent sogar als „gar nicht“ umgesetzt an. Ein entscheidender Faktor könnte dabei jedoch das Thema Marketing darstellen. Schließlich macht die Modebranche deutlich stärker mit dem Thema Werbung – ein Umstand, der die Wahrnehmung der Konsumentinnen und Konsumenten beeinflussen könnte.

Greenwashing verunsichert Verbraucher

Trotz der offenbar funktionierenden Marketingstrategien der Textilindustrie sind sich grundsätzlich viele Verbraucherinnen und Verbraucher nicht sicher, mit welcher Motivation Unternehmen agieren. Für knapp die Hälfte (50 Prozent) scheint klar, dass die Umsatzinteressen der Haupttreiber sind, nur knapp darunter stehen der Konkurrenzkampf am Markt (42 Prozent) sowie reines Marketing (40 Prozent).

Und da scheinen sich die Geister zu scheiden. Denn ebenso sehen 49 Prozent ein aufrichtiges Interesse am Umweltschutz als mögliche Motivation. Die immer häufiger auftretenden Vorfälle des Greenwashing scheinen an dieser Stelle für eine breite Verunsicherung gesorgt zu haben.

Konkret befragt danach, ob man annimmt, das Umweltinteresse sei ernstgemeint und würde auch vollständig umgesetzt wie behauptet, fiel das Ergebnis ähnlich aus: 49 Prozent der Befragten vertrauen den Unternehmen, 51 Prozent tun dies nicht. 

Umweltbestrebungen sind wichtig für die Kaufentscheidung

Wie wichtig nun erst einmal ein grundlegendes Engagement in Sachen Umweltrettung und Kreislaufwirtschaft ist, zeigen ein paar weitere Zahlen: 54 Prozent würden nicht weiter bei einem Unternehmen einkaufen, wenn klar würde, dass dieses nichts zur Förderung der Kreislaufwirtschaft beiträgt. 

Sogar noch höher liegt mit 82 Prozent der Anteil derer, die gezielt lieber bei Unternehmen kaufen, die ihren Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten. Alles in allem zeigt, sich, dass Konsumentinnen und Konsumenten sich ihrer eigenen Verantwortung, aber auch der Macht ihrer Entscheidung, zunehmend bewusst sind: Für 77 Prozent steht fest, dass ihre Kaufentscheidung eine Auswirkung auf die Umwelt haben kann.

„Unternehmen verpassen durch mangelnde Transparenz nicht nur die Chance, sich gegenüber ihren Kund:innen als umweltfreundliches Unternehmen zu positionieren, sondern lassen sich dabei potenziell signifikante Gewinne entgehen, denn 50 Prozent der Verbraucher:innen wären bereit, mehr für ein Produkt zu zahlen, das mit Methoden der Kreislaufwirtschaft hergestellt wurde“, kommentiert Rosalia Pavlakoudis, Content Analystin die Studie.

Über die Autorin

Ricarda Eichler
Ricarda Eichler Expertin für: Nachhaltigkeit

Ricarda ist im Juli 2021 als Redakteurin zum OHN-Team gestoßen. Zuvor war sie im Bereich Marketing und Promotion für den Einzelhandel tätig. Das Schreiben hat sie schon immer fasziniert und so fand sie über Film- und Serienrezensionen schließlich den Einstieg in die Redaktionswelt.

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Kommentare  

#1 Markus Finke 2022-09-27 10:32
Die werden froh sein den Winter zu überleben und sich da über Nachhaltigkeit keine Gedanken mehr machen.
Unser Strom kommt die letzten Tage zu ca. 45% aus KOHLE, soviel zum Thema Nachhaltigkeit, Umwelt und Klima etc. Wir sind bereits auf dem Weg in eine üble Rezession, binnen eines Jahres ist der Euro zum Dollar um ca. 16% im Wert gefallen, ob es im Winter Strom gibt wissen wir nicht, aber Nachhaltigkeit fordern? Wer wurde da gefragt.
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