„Social Shopping“ als neuer Trend?

Wie Unternehmen den regionalen Online-Einkauf sozialer machen wollen

Veröffentlicht: 05.12.2018 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 05.12.2018
Sozialer Handel: Menschen auf einem Markt

Dem Online-Handel wird von Kritikern gern vorgeworfen, er sei kalt, unemotional und würde dazu beitragen, dass sich Menschen immer weiter voneinander entfernen. Es gibt jedoch einige Entwicklungen, die Marktteilnehmer in den vergangenen Jahren vorangetrieben haben, um den Einkauf persönlicher zu gestalten. Und auch viele Jungunternehmen scheinen an neuen „sozialen“ Einkaufserlebnissen zu arbeiten.

Ein sozialer Faktor kann von Unternehmen auf vielfältige Weise forciert und in die eigenen Unternehmensstrategien eingebunden werden: Grundsätzlich können bereits Services wie Click & Reserve oder Click & Collect als soziale Shopping-Angebote im lokalen Handel eingeordnet werden. Schließlich holt sich der Kunde seine Online-Bestellung in der gewünschten Filiale ab und kann den Mitarbeitern vor Ort – wenn nötig – noch Fragen zum Produkt stellen und letzte Probleme persönlich klären.

Kein Wunder also, dass entsprechende Services mittlerweile selbst von etwas zögerlichen, weniger online-affinen Traditionsunternehmen angeboten werden. Auch eine Studie des Branchenverbandes Bitcom hat im Sommer 2017 die zunehmende Verbreitung des Dienstes bestätigt: Im Rahmen der Befragung, an der 530 Händler teilnahmen, gab mehr als die Hälfte (54 Prozent) an, bereits einen kostenfreien Click & Collect-Service anzubieten. Und jeder Sechste (17 Prozent) plane oder diskutiere dieses Angebot.

Natürlich muss an dieser Stelle auch bedacht werden, dass viele Kunden den Dienst nicht zwingend aufgrund des sozialen Faktors in Anspruch nehmen: Nicht selten werden (im Gegensatz zu Online-Bestellungen) nämlich bei der Filialabholung keine Versandkosten berechnet, was einen solchen Dienst ebenfalls attraktiv für die Kunden macht.

Marktschwärmer.de setzt auf sozialen Online-Handel mit Lebensmitteln

Ein Unternehmen, das sich ganz auf den sozialen Aspekt des regionalen Online-Handels konzentriert und den Click & Collect-Service quasi auf eine nächste Stufe bringen will, ist Marktschwärmer.de. Seinen Ursprung fand der Anbieter, der sich selbst als „sozial und ökologisch orientiertes Netzwerk“ für Lebensmittel bezeichnet, in Frankreich, wo 2011 die erste „Schwärmerei“ ihre Pforten öffnete.

Der Grundgedanke dabei ist Folgender: Wenn eine sogenannte „Schwärmerei“ eröffnet wird, können sich lokale Erzeuger dieser Schwärmerei anschließen: Ob nun Schlachterei oder Imker, Kelterei oder Kaffeeröster, Bauer oder sonstiger Delikatessenhändler – über den Online-Auftritt der entsprechenden Schwärmerei können sich Kunden dann ihre Wunschprodukte der verschiedenen Hersteller zusammenstellen und online ordern. Die Abholung der Produkte erfolgt dann gesammelt vor Ort in der Schwärmerei; immer zu regelmäßig stattfindenden Terminen. Dabei verweisen die Macher auf ihrem Portal ausdrücklich darauf, dass die Käufer flexibel bleiben, keinen Mitgliedsbeitrag bezahlen müssen und darüber hinaus auch kein Mindestbestellwert anfällt.

Marktschwaermer Screenshot Website3

Sozialer Faktor: Fairness und Transparenz im Fokus

Im Prinzip handelt es sich bei Marktschwärmer und den einzelnen Schwärmereien quasi um einen überregionalen Online-Marktplatz, der sich in kleinere, regionale Märkte aufsplittert. Die angebundenen Händler finden sich regelmäßig vor Ort zu einem tatsächlichen „Markt“ im herkömmlichen Sinne zusammen und können durch die Online-Plattform ihre Zielgruppe vergrößern und ihre Reichweite erhöhen. – Kann ein solches ökologisches und faires Modell im digitalen Handel überhaupt bestehen?

„Der vermeintliche Widerspruch zwischen E-Commerce und einem nachhaltigen Einkaufserlebnis ist gar keiner, jedenfalls nicht bei uns: Die Kunden mit den höchsten Ansprüchen an Qualität, Fairness und gute Beratung waren doch immer die ersten, die sich auch online nach Alternativen zu dem umgesehen haben, was sie bei sich vor Ort vorfanden“, sagte Volker Zepperitz, Sprecher der Marktschwärmer, im Interview. „Und jetzt findet diese Zielgruppe im Netz eben vermehrt Angebote, die ihre Ansprüche gezielt erfüllen. Marktschwärmer ist da ja nur ein Beispiel unter vielen.“

Marktschwärmer greife dabei auf dieselben digitalen Werkzeuge zurück, die auch andere Unternehmen und Händler nutzen – nur, um statt Massen- und Importware eben regionale Produkte an die Kunden zu bringen und „regionale Wertschöpfungsketten zu schaffen, die fair für alle Beteiligten sind“. Grundsätzlich profitiert von diesem Geschäftskonzept nicht nur die lokale Wirtschaft im Allgemeinen, sondern auch die Kunden, die Produkte kaufen können, von denen sie wissen, woher sie kommen. Indem sich die Kunden im Rahmen der Abholung mit Bauern, Imkern und sonstigen Erzeugern vor Ort treffen und diese kennenlernen, entsteht eine Art von Transparenz, die im sonstigen Online-Handel nicht ganz einfach zu erzeugen ist.


Onlinehändler Magazin Q4 2018 Bild

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um einen Auszug aus der aktuellen Ausgabe unseres Onlinehändler Magazins. Im weiteren Verlauf des Beitrages beleuchten wir unter anderem die grundlegende Philosophie und Strategien der „Marktschwärmer“-Betreiber und stellen darüber hinaus auch das soziale Konzept „Amigos“ aus dem Hause Migros vor.

In der Ausgaben Q4 2018 finden sich außerdem Themen wie Produktfälschungen im Internet, Personalisierung im Online-Handel, Fulfillment-Dienstleister oder auch Payment-Service-Provider.

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Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

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