Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung

500 Millionen Euro: Idealo verklagt Google auf Schadenersatz

Veröffentlicht: 12.04.2019 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 16.04.2019
Idealo-Screenshot

Das Preisvergleichsportal Idealo wirft Google den Missbrauch seiner marktbeherrschenden Stellung vor. Google missbrauche seine Stellung als Suchmaschinenbetreiber, um den eigenen Preisvergleich zu stärken. Die Idealo Internet GmbH hat nun Schadensersatzklage beim Landgericht Berlin eingereicht und fordert etwa eine halbe Milliarde Euro (inklusive Zinsen), wie das Unternehmen mitteilt. Der Betrag kann im Laufe des Verfahrens nach oben korrigiert werden. Das Portal geht von einem jahrelangen Rechtsstreit aus, der sich auch über mehrere Instanzen erstrecken kann.

„Ein fairer Wettbewerb im Internet ist nur möglich, wenn Monopolisten wie Google andere Marktteilnehmer nicht zugunsten eigener Angebote benachteiligen dürfen. Wir wollen mit dem Verfahren ein Zeichen setzen, dass sich gegen das rechtsmissbräuchliche Verhalten von Google zur Wehr gesetzt werden kann“, so Dr. Philipp Peitsch, Geschäftsführer von Idealo. Google gefährde Vielfalt und Innovationen im Internet und missbrauche das Vertrauen der Verbraucher. „Die Schadenersatzklage ist für uns ein notwendiger und folgerichtiger Zwischenschritt in unserem Engagement für einen fairen Wettbewerb und Diversität im Markt sowie Preistransparenz für die Verbraucher.“

Selbst Google zweifelt an eigener Qualität

Google verschaffe seinem eigenen Preisvergleich seit 2008 einen „unrechtmäßigen und wettbewerbswidrigen Vorteil“, indem das Angebot prominent in den Suchergebnissen angezeigt werde, während Konkurrenten herabgestuft würden. Idealo teilt bei seinen Vorwürfen ordentlich gegen Google aus. Es komme erschwerend hinzu, „dass Googles Produkt- und Preisvergleichsdienst aufgrund seiner geringen Qualität und dem Fehlen eigener Inhalte bis heute legal keine Chance hätte, in den auf Relevanz basierten Suchergebnissen von Google eine Top-Platzierung zu erlangen.“

Das belegt Idealo mit Aussagen von Google selbst. Aus einer E-Mail eines Google-Managers zitiert Idealo etwa die Aussage, dass der eigene Dienst „einfach nicht funktioniert“. In einer weiteren Mail heiße es: „Folgendes haben wir vereinbart: Die PS onebox [Product Universal] sollte immer dann ausgelöst und in den Suchergebnissen ganz oben angezeigt werden, wenn das Top-Ergebnis von einem anderen Produkt- und Preisvergleichsdienst stammt...“

Google verstoße gegen europäisches und nationales Kartellrecht. 2017 wurde das Unternehmen von der EU-Kommission mit der damaligen Rekordstrafe von 2,42 Milliarden Euro belegt. Zudem wies die Kommission darauf hin, dass Wettbewerber vor nationalen Gerichten Schadenssersatz fordern können. Google habe laut Idealo keine ausreichenden Schritte unternommen, um für Gleichbehandlung zu sorgen. Nach wie vor werde der Google-eigene Dienst bevorzugt. „Für Idealo ist die Klage deshalb ein logischer Schritt und eine notwendige Ergänzung zu dem Verfahren der EU-Kommission in Idealos Bemühen für einen fairen Wettbewerb und Preistransparenz für den Verbraucher“, schreibt das Unternehmen.

Über den Autor

Christoph Pech
Christoph Pech Experte für: Digital Tech

Christoph ist seit 2016 Teil des OHN-Teams. In einem früheren Leben hat er Technik getestet und hat sich deswegen nicht zweimal bitten lassen, als es um die Verantwortung der Digital-Tech-Sparte ging. Digitale Politik, Augmented Reality und smarte KIs sind seine Themen, ganz besonders, wenn Amazon, Ebay, Otto und Co. diese auch noch zu E-Commerce-Themen machen. Darüber hinaus kümmert sich Christoph um den Youtube-Kanal.

Sie haben Fragen oder Anregungen?

Kontaktieren Sie Christoph Pech

Kommentare  

#1 Frank Hylewicz 2019-04-15 09:56
Endlich mal ein größerer Konzern, der sich auflehnt !
Das hat schon seit etlichen Jahren nichts mehr mit fairen Wettbewerb zu tun !

Google pusht sich permanent selber.
Google pusht seit geraumer Zeit die eigenen Marken und Konzerne wie AMAZON und Konsorten.
Wie ? Ganz simpel: Sie überarbeiten den Core Ihres weltweiten Suchalgorithmus , wann immer es Ihnen passt:
Hier können sich Interessierte das mal genau ansehen: www.sistrix.de/?s=core+update

Das Core Update mit deren Gewinnern und Verlierern von Februar 2018 spricht eine eindeutige Sprache :
[Anm.: Link von Redaktion entfernt]

Was hat das denn bitte mit freier Marktwirtschaft zu tun ?
Goolge klammert auch deutsche Firmen ganz bewusst aus den Suchergebnissen in den USA aus und pusht Firmen aus dem eigenen Land.
Ich kann das beurteilen, weil ich seit etwa 20 Jahren Webseiten selber gestalte und SEO optimiere und mich mit der "Google-Themati k" sehr gut auskenne.

Traurig nur das Google in unseren Köpfen nicht mehr wegzudenken ist.
Jedoch missbrauchen Sie, und damit die USA, permanent Datenschutzrech te und Ihre Macht als Suchmaschine.

Google weiß alles, darüber muss man sich bewusst sein. Dagegen war die Stasi ein Kindergarten. Jeder hat sein Handy, immer mit dabei, nutzt Google Maps mit Standortbestimm ung ? Ja, 95% der User nutzten das.
Somit kennt Google nicht nur dank der Cookies unsere Kaufgewohnheite n im Netz und zu welcher Zeit wir online sind.
Es weiß auch wann wir uns wo befinden, wann wir arbeiten, wann wir still sitzen, keine Nachrichten verfassen, wann wir schlafen, was wir uns kaufen, wohin wir fahren.
Oder hat sich noch nie jemand die Frage gestellt warum die Staus in Google Maps bis auf 10 Meter genau rot angezeigt werden ?!
Die Handys stehen still, mitten auf der Autobahn ............... . Klingelt da was ?
Das ist die totale Überwachung.
Und dank ALEXA findet das nun auch n och in unseren Privaträumen statt.

Soviel zu den legalen Machenschaften von Google.
Liebe Grüße

Alexa, mach das Licht aus ;-)
Zitieren

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.