Überblick mit 4 Prognosen

Welche Folgen wird die Coronakrise auf den E-Commerce haben?

Veröffentlicht: 09.04.2020 | Geschrieben von: Corinna Flemming | Letzte Aktualisierung: 30.04.2020
Trends 2020

Wie sehr das Coronavirus die Wirtschaft und den Online-Handel auf lange Sicht beeinflussen wird, kann noch längst nicht gesagt werden. Zu viele noch offene Faktoren spielen in eine mögliche Aussage hinein: Wann wird die Ausgangssperre aufgehoben, wann werden Geschäfte und Läden wieder öffnen und wann wird die Bevölkerung wieder allmählich in ein alltägliches Leben übergehen können? Zahlreiche Studien und Analysen geben allerdings bereits jetzt einen kleinen Einblick in die Situation und wagen eine Prognose.

Prognose 1: Schnellere Verlagerung vom stationären in den Online-Handel 

Die aktuellen Bestimmungen zu den Ladenschließungen kommen für viele stationäre Geschäfte fast einem Todesstoß gleich, haben aber auch gleichzeitig das Einkaufsverhalten deutlich verändert. Nicht nur erlebte der sonst eher verhalten angenommene Online-Lebensmittelhandel einen unglaublichen Aufschwung und eine Bestellflut, auch der Zulauf für Online-Shops ist nach oben gegangen. Laut den Ergebnissen der aktuellen Kantar-Studie, die von Detail Online, einem europäischen E-Commerce-Dienstleister, in Auftrag gegeben wurde, wird sich wegen der Coronakrise die Verlagerung vom stationären Einzelhandel in den Online-Handel deutlich schneller vollziehen, als bisher prognostiziert. 

Online shopping Lennox GER 2

Wie die Kanter-Studie zeigt, ist der Anteil der Verbraucher, die 50 Prozent oder mehr ihrer gesamten Einkäufe online tätigen, in den drei größten europäischen E-Commerce-Märkten Frankreich, Deutschland und Großbritannien deutlich gestiegen. Seit dem Ausbruch von Covid-19 wuchs die Zahl von Verbrauchern, die mehr als die Hälfte ihrer gesamten Einkäufe online erledigen, auf 80 Prozent an. Sechs von zehn Konsumenten gaben außerdem an, auch nach der Pandemie weiterhin an ihrem gestiegenen Online-Kaufverhalten festhalten zu wollen. Noch in diesem Jahr wollen 80 Prozent der 3.162 befragten Personen erneut nicht lebensnotwendige Güter im Internet kaufen, in den Bereichen Kleidung und Haushaltselektronik waren es 50 bis 60 Prozent.

Durch das Coronavirus könnte also das veränderte Einkaufsverhalten, vermehrt hin zum Online-Handel, statt wie erwartet in drei bis vier Jahren, innerhalb weniger Monate stattfinden.

Prognose 2: Der E-Commerce geht als Gewinner hervor

Eine Vorhersage, die unmittelbar mit dem ersten Punkt einhergeht, hat jetzt auch Sellics, Amazons Werbepartner und Anbieter einer E-Commerce-Software für Marken und Agenturen, getätigt. Einer Analyse zufolge wird die Krise einen langfristigen Vorteil für den E-Commerce bedeuten. Demzufolge geht die Mehrheit der Unternehmen davon aus, dass die Krise etwa drei bis sechs Monate oder sogar länger dauern wird und daraufhin eine langanhaltende Rezession folgt. Allerdings wird sich dauerhaft ein Erfolg für den E-Commerce einstellen, so die Aufassung von Sellics.

Deutlich sichtbare Einkaufstrends hinsichtlich der verschiedenen Produktgruppen und deren Beliebtheit konnte die Untersuchung von Sellics ebenfalls erkennen. So liegen Lebensmittel sowie Produkte für Garten- und Handwerksarbeit, Unterhaltung, Fitness, und auch Tools für die Arbeit im Homeoffice deutlich im Trend. Deutsche Konsumenten zeigen sich außerdem sehr kauffreudig, wenn es um das Thema Spielzeug geht. Hier geht das Unternehmen von 36 Prozent geschätztem Umsatzwachstum aus.

SellicsAnalyse Top 5 Hauptkategorien DE

Das bevorstehende Oster-Quarantäne-Wochenende hat bereits für einen ordentlichen Aufschwung bei der Nachfrage nach typischen Osterprodukten auf der Shopping- und Vergleichsplattform Idealo gesorgt. Laut aktueller Daten stieg die Nachfrage nach Osterdeko um fast 170 Prozent, bei Schokolade sind es sogar 200 Prozent. Besonders beliebt in diesem Jahr und in Zeiten der Ausgangssperre sind Malsets für Kinder. Hier stieg die Nachfrage laut Idealo im Vergleich zum Vorjahr um über 500 Prozent an.

Prognose 3: Erhebliche Umsatzeinbußen in der Digitalbranche 

Eine deutlich düstere Aussicht hat die aktuelle Mitgliederbefragung des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) zutage gefödert. Demnach gehen 98 Prozent der befragten Digitalexperten von erheblichen Umsatzeinbußen aus. Durchschnittlich sollen diese bei 32 Prozent im gesamten Jahr 2020 liegen. Von den 202 Studienteilnehmern bewerteten 65 Prozent die Soforthilfemaßnahmen von Bund und Länder zwar als „zielführend“, allerdings gibt es auch in diesem Bereich Nachbesserungsbedarf. So bemängelten 37 Prozent die Höhe der Soforthilfen und 36 Prozent sehen noch Probleme beim jeweiligen Antragsverfahren. 

Mitglieder Befragung Corona

Ein Drittel der Digitalunternehmen (35 Prozent) hat bereits Kurzarbeit beantragen müssen oder plant dies noch zu tun, 21 Prozent der Firmen rechnen sogar damit, wegen der aktuellen Krise Mitarbeiter entlassen zu müssen. Trotz dieser düsteren Vorhersagen mit Umsatzeinbußen und Entlassungen, sehen viele Befragten andere Bereiche noch viel stärker von der Krise betroffen. 65 Prozent meinen, dass die digitale Wirtschaft im Vergleich zu anderen Branchen weniger stark betroffen ist. 

Prognose 4: Stationärer Handel wird die Coronakrise nicht überleben

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Die Shutdown-Maßnahmen bereiten nicht nur den Betreibern von lokalen Geschäften Kopfzerbrechen, auch die Konsumenten fürchten um den stationären Handel. Wie der dritte Corona Consumer Check des IFH Köln, eine Befragung mit 1.000 Teilnehmern, jetzt zeigt, gehen 59 Prozent davon, dass die stationären Geschäfte die aktuelle Coronakrise nicht überleben werden. Lediglich sechs Prozent sind optimistisch und sehen eine Zukunft für die Läden. Beim Online-Handel zeichnet sich ein deutlich besseres Stimmungsbild ab: Hier gehen 58 Prozent der Befragten von einem guten Ende aus. 

Über die Autorin

Corinna Flemming
Corinna Flemming Expertin für: Internationales

Nach verschiedenen Stationen im Redaktionsumfeld wurde schließlich das Thema E-Commerce im Mai 2017 zum Job von Corinna. Seit sie Mitglied bei den OnlinehändlerNews ist, kann sie ihre Liebe zur englischen Sprache jeden Tag in ihre Arbeit einbringen und hat sich dementsprechend auf den Bereich Internationales spezialisiert.

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