„Der Preisdruck wird breiter“

Inflation steigt weiter – könnte sich im kommenden Jahr aber entspannen

Veröffentlicht: 12.10.2021 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 12.10.2021
Geldscheine

Im September stieg die Inflation in Deutschland auf 4,1 Prozent – ein höherer Wert wurde zuletzt 1993 gemessen. Diese deutliche Steigerung, die auch schon im Juli und im August zu beobachten war, ist wohl noch nicht das Ende der Fahnenstange. Die Commerzbank hat ihre Inflationsprognosen angehoben. Es sei damit zu rechnen, dass die Teuerungsrate bis Ende des Jahres noch die Fünf-Prozent-Marke übersteigt.

Auffällig ist, dass sich die Entwicklung nicht nur auf einen Bereich beschränkt. Die Energiepreise waren in den vergangenen Monaten ein wichtiger Treiber, doch die Teuerung erreiche immer weitere Wirtschaftszweige, wie die FAZ in ihrem vierteljährlichen Preisbericht analysiert. Das Statistische Bundesamt berichte etwa von einem außergewöhnlich hohen Anstieg der Einfuhrpreise für Kautschuk – ein wichtiger Reifen-Rohstoff. Die Einfuhrpreise für Naturkautschuk seien auf Jahressicht um 41,7 Prozent gestiegen, für synthetischen Kautschuk sogar um 46,7 Prozent.

Pandemie-Jahr 2020 verzerrt die Entwicklung

Allerdings müsse einschränkend erwähnt werden, dass die Corona-Pandemie im Jahr 2020 entscheidenden Einfluss auf die jetzige Inflationsrate habe – die Vorjahrespreise waren aufgrund der Einschränkungen in der Pandemie ungewöhnlich niedrig. Nicht nur die Energiepreise sind in diesem Jahr sehr deutlich gestiegen, auch Dienstleistungen verteuerten sich im Schnitt um 2,5 Prozent und die Kerninflation in der Eurozone – die Teuerung ohne stark schwankende Preise für Lebensmittel und Energie – stieg von 0,9 Prozent im Juni auf 1,9 Prozent im September.

Sinkende Raten im kommenden Jahr?

Für das Jahr 2022 erwarten Experten zunächst sinkende Inflationsraten. Volker Wieland, Professor für monetäre Ökonomie in Frankfurt, betont gegenüber der FAZ zwar: „Der Preisdruck wird breiter“. Er geht aber von einer Abschwächung aus, vor allem wegen des Mehrwertsteuer-Effekts. 2020 senkte die Bundesregierung aufgrund der Pandemie die Mehrwertsteuer. In diesem Jahr werden von Juli bis Dezember die Preise mit gesenkter Mehrwertsteuer aus dem Vorjahr mit den Preisen mit regulärer Mehrwertsteuer aus diesem Jahr verglichen – was die Inflationsraten zusätzlich hochtreibe. Dieser Effekt werde zum Jahreswechsel aber aus der Rechnung verschwinden.

Ähnlich sehe es beim Öl aus, das im Vorjahr ungewöhnlich günstig war. Die Fondsgesellschaft Union Investment ist überzeugt, dass die derzeitigen Inflationsraten den tatsächlichen Preisdruck „überzeichnen“.

Einig sind sich die Experten aber auch darüber, dass es aktuell voreilig wäre, davon auszugehen, dass die Preisdynamik im nächsten Jahr völlig abklingen werde, da es zu viele Variablen gibt, die sich auf die Inflationsrate auswirken. Es hänge etwa viel davon ab, ob der Preisanstieg Auswirkungen auf die Löhne habe. Lieferengpässe könnten zudem länger andauern als erwartet – der Chipmangel macht etwa der Autoindustrie noch immer zu schaffen. Und es bleibe nach wie vor die Unsicherheit nach und in der Pandemie, wie EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel ausführt: „In der Zeit nach der Pandemie ist es besonders schwierig zu erkennen, ob Veränderungen in den Erwartungsmaßen auf einen grundlegenderen Wandel hindeuten, der sich dauerhaft auf die Übertragung der Geldpolitik auswirken kann.“

Über den Autor

Christoph Pech
Christoph Pech Experte für: Digital Tech

Christoph ist seit 2016 Teil des OHN-Teams. In einem früheren Leben hat er Technik getestet und hat sich deswegen nicht zweimal bitten lassen, als es um die Verantwortung der Digital-Tech-Sparte ging. Digitale Politik, Augmented Reality und smarte KIs sind seine Themen, ganz besonders, wenn Amazon, Ebay, Otto und Co. diese auch noch zu E-Commerce-Themen machen. Darüber hinaus kümmert sich Christoph um den Youtube-Kanal.

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