160 Milliarden Euro weniger Wirtschaftsleistung

Energiekrise sorgt für massiven Kaufkraftentzug

Veröffentlicht: 29.09.2022 | Geschrieben von: Hanna Behn | Letzte Aktualisierung: 29.09.2022
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Für die deutsche Wirtschaft ist voraussichtlich auch in den nächsten Monaten weiter mit deutlichen Belastungen zu rechnen: „Die stark gestiegenen Gaspreise erhöhen die Energiekosten drastisch und gehen mit einem massiven gesamtwirtschaftlichen Kaufkraftentzug einher“, lautet die Gemeinschaftsdiagnose, die gemeinsam vom ifo Institut in München, dem IfW in Kiel und IWH in Halle sowie vom RWI in Essen erarbeitet wurde.

„Der russische Angriff auf die Ukraine und die daraus resultierende Krise auf den Energiemärkten führen zu einem spürbaren Einbruch der deutschen Wirtschaft“, erläutert Torsten Schmidt, Konjunkturchef des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und Sprecher der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose. „Die hohen Energie- und Lebensmittelpreise, die im kommenden Jahr weiter ansteigen dürften, sorgen für deutliche Kaufkraftverluste.“

Inflationsrate in 2023 voraussichtlich bei 8,8 Prozent

Die Fachleute haben ihre im Frühjahr aufgestellte Prognose für dieses Jahr annähernd halbiert. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird in der zweiten Jahreshälfte zurückgehen, für das Gesamtjahr falle es damit 1,4 Prozent höher aus als 2021. Für 2023 wurde in früheren Berechnungen mit einem Anstieg des BIP um 3,1 Prozent gerechnet, nun wird ein Rückgang von 0,4 Prozent erwartet. Die Wirtschaftsleistung im laufenden sowie auch im kommenden Jahr soll insgesamt 160 Milliarden Euro niedriger ausfallen, als noch im Frühjahr erwartet wurde.

In Bezug auf die Inflationsentwicklung gehen die Institute davon aus, dass sich die Teuerungsrate in den nächsten Monaten weiter erhöht. Auch im kommenden Jahr wird mit einem hohen Wert von durchschnittlich 8,8 Prozent gerechnet. Das ist leicht über dem erwarteten Jahresdurchschnitt des aktuellen Jahres, der auf 8,4 Prozent geschätzt wird. Es wird vermutet, dass die 2-Prozent-Marke im Jahr 2024 allmählich wieder erreicht wird.

Permanenter Wohlstandsverlust erwartet

Als wesentlichen Grund für die vergleichsweise schlechteren Konjunkturaussichten führen die Organisationen die verringerten Gaslieferungen aus Russland an. Dadurch sei ein „erheblicher Teil“ des Gasangebots weggefallen. Gleichsam habe sich das Risiko erhöht, dass vorhandene Mengen für die Wintermonate nicht genügen könnten. Vor diesem Hintergrund seien die Gaspreise „in den Sommermonaten in die Höhe geschossen“, so die Erläuterung. Aktuell bleibe die Lage trotz einiger Energiesparmaßnahmen, etwa bei Unternehmen, angespannt. Mittelfristig könne sie sich entspannen, doch die Preise blieben auf einem höheren Niveau: „Dies bedeutet für Deutschland einen permanenten Wohlstandsverlust“, schlussfolgern die Institute. 

„Sowohl einkommensschwache Haushalte als auch Unternehmen sind deshalb auf weitere Unterstützung der Politik angewiesen. Bei den Unternehmen ist allerdings darauf zu achten, dass es nicht zu dauerhaften Subventionen kommt“, mahnt Wirtschaftsexperte Torsten Schmidt. Stabilität gehe indes vom Arbeitsmarkt aus, hier sei „aufgrund des Personalmangels in vielen Branchen ist trotz der Wirtschaftskrise keine erhöhte Arbeitslosigkeit zu erwarten“. Wegen des Fachkräftemangels in vielen Bereichen sei vielen Firmen wahrscheinlich daran gelegen, die vorhandene Belegschaft zu halten.

Über die Autorin

Hanna Behn
Hanna Behn Expertin für: Usability

Hanna fand Anfang 2019 ins Team der OnlinehändlerNews. Sie war mehrere Jahre journalistisch im Bereich Versicherungen unterwegs, dann entdeckte sie als Redakteurin für Ratgeber- und Produkttexte die E-Commerce-Branche für sich. Als Design-Liebhaberin und Germanistin hat sie nutzerfreundlich gestaltete Online-Shops mit gutem Content besonders gern.

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Kommentare  

#1 Karl Ranseier 2022-09-30 10:17
wieso nur die Einkommenschwac hen Haushalte? - ach, weil ihr alle Haushalte schwach macht, von vollverbeamtete n DINKs mal abgesehen.
Das war übrigens schon im März vollständig abzusehen. Dazu kommt der krasse Verfall der Europäischen Lira (auch wenn er schon seit 20 Jahren überfällig ist). Im Februar hat man immerhin noch 1,14 Dollar pro Euro bekommen (waren mal 1,5), jetzt sind es noch 0,98. Das alleine macht ürigens eine Preissteigerung für praktisch sämtliche Importe von 20% aus. Wie jeder weis ist die angegebene Inflation von 10% viel zu niedrig bemessen.
Die Wirtschaft liegt schon wegen den Coronafolgen am Boden, jetzt noch diese Inflation abfangen geht nicht. Drei Jahre Dauerkrise (das vierte kommt ja noch) ist ganz schön viel für jedes Unternehmen, das sein Geld nicht selber druckt, sondern erarbeiten muss.
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