Die Ungewissheit als Herausforderung

Was bedeutet der Brexit für den Online-Handel?

Veröffentlicht: 26.03.2019 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 26.03.2019
Brexit-Symbolbild

Eine Einigung ist beim Brexit noch lange nicht in Sicht. Klar ist: Das britische Parlament hat einen harten Brexit abgelehnt, Theresa May hofft auf eine Verlängerung für den Ausstieg. Der sollte eigentlich am 29. März stattfinden. Am 20. März hat May die EU allerdings um einen Aufschub bis zum 30. Juni gebeten, wie auch die Welt berichtete. Mittlerweile überschlagen sich die Entwicklungen aber täglich. Wie Spiegel Online berichtet, will das britische Parlament gegen den Willen der Regierung über Alternativen zum Brexit-Abkommen abstimmen. Eine erneute Schlappe für Premierministerin May und eine weitere Wendung im Brexit-Chaos.

Die Rolle von Großbritannien im internationalen E-Commerce ist dabei nicht von der Hand zu weisen: Fast ein Drittel aller von EU-Bürgern international getätigten Einkäufe werden in britischen Online-Shops durchgeführt, erklärt Paymill. Die Folgen für europäische Online-Händler schätzt der Zahlungsdienstleister dabei als „wohl sehr gering“ ein. Das liegt unter anderem auch daran, dass die britische Regierung angekündigt hat, im Fall eines harten Brexits keine Importzölle auf 87 Prozent der Waren erheben zu wollen. In vielen Fällen könnte der Handel aus der EU nach Großbritannien also doch ungestört weiterlaufen.

Großbritannien könnte auf unbestimmte Zeit bleiben

Das größte Risiko scheint derzeit wohl eher von der Unsicherheit über den Austritt Großbritanniens auszugehen. Nach dem Abstimmungschaos im britischen Parlament bleibt die Ungewissheit, wann und ob es überhaupt zum Austritt kommt. Sollte der Brexit gar über das Datum der Europawahl Ende Mai hinaus verschoben werden, könnte Großbritannien auf unbestimmte Zeit in der EU verbleiben, schätzt Paymill. Ein weicher Brexit mit Verbleib im Europäischen Wirtschaftsraum oder eine Zollunion mit der EU sei allerdings „unwahrscheinlicher denn je“.

Die EU-Kommission rät Unternehmen in einem eigens veröffentlichten Zoll-Leitfaden mit Brexit-Checkliste derweil, zu prüfen, ob sie ausreichend personelle und technische Ressourcen für Zollangelegenheiten und die IT-Systeme haben. Der französische Anbieter Webinterpret hat einen eigenen Brexit-Leitfaden veröffentlicht, in dem die Lage nach einem Brexit beleuchtet wird.

Selbst britische Unternehmen suchen das Weite

„Wahrscheinlich ist das Herausfordernde am Brexit nicht der Brexit selbst, sondern die Unsicherheit, die er mit sich bringt“, heißt es in dem Leitfaden. Diese Unsicherheit sorge dafür, dass die Lage schlechter aussehe, als sie tatsächlich sei. Webinterpret rät Händlern, zu agieren anstatt zu reagieren – die Suche nach geeigneten Lösungen sei unabhängig vom letztlichen Ausgang des Brexits entscheidend. „Für wachstumsorientierte Onlineshop-Betreiber ist die sinnvollste Option, die aktuelle Volatilität zu nutzen und eine proaktive Einstellung für Zukunftspläne zu verfolgen. Wenn Sie einen Onlineshop besitzen… nicht nachlassen, sondern wachsen lassen!“, so die Abschlussaussage des Leitfadens.

Ob die Händler aber bei allem politischen Chaos tatsächlich eine solche Euphorie an den Tag legen können, ist fraglich. Zumal auch britische Unternehmen wie Dyson, Vodafone oder auch die Großbank HSBC ihrem Heimatland den Rücken gekehrt und ihre Firmensitze in andere Länder verlegt haben.

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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