Betrug mit Coronazahlungen

Pokémon-Fan kauft sich mit Coronahilfen seltene Sammelkarte (Update)

Veröffentlicht: 26.10.2021 | Geschrieben von: Ricarda Eichler | Letzte Aktualisierung: 08.03.2022
Pokémon Karten

Die amerikanische Behörde Small Business Administration (SBA) hatte mit dem Paycheck Protection Program (PPP) eine Initiative gestartet, welche Selbstständigen und kleinen Unternehmen während der Coronapandemie finanziell unter die Arme greifen sollte. Wie die Washington Post nun berichtet, nutzte Vinath Oudomsine eben dieses Programm, um im Sommer letzten Jahres 85.000 US-Dollar für ein zehnköpfiges Unternehmen zu erhalten – welches er jedoch gar nicht besaß. Nun kam heraus, dass er allein 57.789 US-Dollar dieser erschlichenen Coronahilfen für eine seltene Pokémon-Karte ausgab.

Schlechte Kontrollmechanismen

Der Pokémon-Fan muss sich wegen Betruges nun vor dem US-Justizministerium verantworten. Sollte er verurteilt werden, drohen ihm 20 Jahre Haft sowie eine Geldstrafe. Es handelt sich dabei mitnichten um den ersten Fall, in welchem Coronahilfen für nicht geschäftsrelevante Einkäufe missbraucht wurden. In Deutschland wurde ein Mann jüngst zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt, da er insgesamt 91 verschiedene Anträge auf Corona-Soforthilfe gestellt hatte. 

In den USA machte unter anderem ein Fall Schlagzeilen, in welchem ein Unternehmer die Hilfsgelder für einen Lamborghini sowie Strip-Club-Besuche ausgab. Anfang Oktober klagte ein Report an, dass die SBA die Empfänger von Coronahilfen nicht hinreichend überprüfe. Laut der Washington Post macht die Behörde die Trump-Regierung für diesen Umstand verantwortlich. Der aktuelle Fall sei demnach „ein weiteres Beispiel für den Betrug, den deren nachlässige Kontrollen ermöglicht hätten“.

Unter der Biden-Regierung seien mittlerweile Kooperationen zwischen der SBA, dem Kongress sowie dem Generalinspekteur einberufen wurden, welche sich gezielt mit der Betrugsbekämpfung befassen. 

Sammel-Hype um die legendären Taschenmonster

Neben Lamborghinis und anderen Luxusausgaben wirkt der Kauf einer Pokémon-Karte fast wie eine Nebensächlichkeit. Doch die beliebten Sammelkarten haben sich insbesondere in der Coronapandemie zu einer enormen Geldanlage entwickelt. Die Lockdown-Langeweile inspirierte schließlich viele Menschen dazu, Hobbys wie ihre Sammelleidenschaft wiederzuentdecken. Im selben Zug wurden alte Pokémonkarten-Sammlungen auf Dachböden entstaubt und ein wahrer Hype brach aus.

Die Suche nach seltenen und wertvollen Karten entwickelte sich dabei weg vom reinen Sammeldrang hin zur Wertanlage. Der US-YouTube Star Logan Paul gab beispielsweise zwei Millionen US-Dollar für eine Box mit Pokémon-Karten aus und zeigte sich auf seinem Kanal beim Auspacken dieser. Wer eine seltene Karte findet, muss schnell sein, um zum Pokémon-Sammel-Meister zu werden. Für welche Karte genau Oudomsine hier schließlich fast 58.000 US-Dollar ausgab, verrieten die Gerichtsdokumente jedoch leider nicht.

Update vom 08.03.2022: Drei Jahre Haft für Pokémon-Fan

Im Falle des US-Amerikaners Oudumsine, welcher seine Coronahilfen für eine Pokémon-Sammelkarte ausgab, hat das Justizministerium von Georgia, USA nun abschließend entschieden. Wie die Bundesstaatsanwaltschaft gestern in einer Meldung verkündete, bekennt sich der Täter des Betruges schuldig. Neben einer Haftstrafe von drei Jahren muss er jetzt die ihm ausgezahlten Coronahilfen sowie eine Geldstrafe von 10.000 US-Dollar zahlen. Für Oudumsine aber wahrscheinlich das schlimmste: auch die Pokémon-Karte, um die es ihm letztlich ging, muss er wieder abgeben. 

Der Staatsanwalt David H. Estes begründete das Urteil vor allem mit der Dreistigkeit, mit welcher Oudumsine die Hilfsgelder hier ausnutzte. „Der Kongress hat diese Geldmittel bereitgestellt, um kleine Unternehmen zu unterstützen, welche mit den Herausforderungen der globalen Pandemie zu kämpfen hatten. Wie Motten ums Feuer zog dies Betrüger, wie Oudumsine an, welche das Programm ausnutzten, um ihre eigenen Taschen zu füllen. Mit unserer Strafverfolgung werden wir ihn, wie auch andere, für ihre Habgier zur Rechenschaft ziehen.“

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Über die Autorin

Ricarda Eichler
Ricarda Eichler Expertin für: Nachhaltigkeit

Ricarda ist im Juli 2021 als Redakteurin zum OHN-Team gestoßen. Zuvor war sie im Bereich Marketing und Promotion für den Einzelhandel tätig. Das Schreiben hat sie schon immer fasziniert und so fand sie über Film- und Serienrezensionen schließlich den Einstieg in die Redaktionswelt.

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